Silberner Römer!
Moderator: Homer J. Simpson
Hallo!
Sehr gut ist diese Münze ja wirklich nicht mehr erhalten, aber auch der Erhaltungszustand kann interessant sein, vor allem, wenn er sich wie hier gut in das allgemeine Bild der geld- und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung einfügt. Also falls es jemanden interessiert ein paar Sätze dazu:
Die Legionsdenare des Marcus Antonius wurden in ungeheueren Mengen geprägt, wahrscheinlich war es überhaupt die zahlenmäßig stärkste Emission der römischen Münzgeschichte zumindest bis ins 3. Jh. n.Chr. Dementsprechend häufig finden sie sich lange über das Ende des Antonius hinaus im Münzumlauf: in dem aus bekannten Gründen 79 n.Chr., also über 100 Jahre nach Antonius, „versiegelten“ Münzbestand von Pompeji stellen sie z.B. immer noch über 1/5 des Silbergeldbestandes.
Ein interessantes Phänomen ist die weitere Entwicklung:
- zuerst sind die Legionsdenare untergewichtig und vom Silbergehalt her minderwertig; nach dem berühmten Gesetz des Herrn Gresham, wonach schlechtes Geld das gute aus dem Umlauf verdrängt, dürften sie also eifrig zirkuliert haben und dementsprechend abgegriffen worden sein;
- mit der Münzreform Neros (Reduktion des Denar-Gewichtes von 1/84 auf 1/96 röm. Pfund) beginnt sich die Sache zu ändern: die Legionsdenare sind jetzt im Vergleich zu den neu ausgegebenen schon übergewichtig, aber vom Feingehalt her noch minderwertig;
- auch das verschiebt sich ab Traian zu ihren Gunsten: mit einem Feingehalt von ca. 90-92% sind sie Denaren des 2. Jh. n.Chr. sowohl beim Gewicht wie beim Feingehalt zunehmend überlegen; zunächst nur wenig, so daß sie anders als andere republikanische und frühkaiserzeitliche Denare kaum eingezogen werden, im Laufe der Zeit aber immer mehr;
- dadurch sind sie jetzt plötzlich nicht mehr „schlechtes“ Geld, das jeder schnell wieder loswerden will, sondern werden „gutes altes“ Geld, das man hortet. So stellen sie noch in der 1. Hälfte des 3. Jh. n.Chr. in Münzhorten, die sorgfältig „angespart“ wurden, einen oft beachtlichen Anteil. (Da Du als Wohnort A angibst, könntest Du vielleicht der hier nicht gerade unterrepräsentierten tyrolischen Fraktion angehören und dann den Münzhort von Innsbruck-Wilten kennen: der ist knapp nach 210 unter die Erde gekommen und hat bei ca. 530 Silbermünzen immerhin ca. 40 Legionsdenare, alle in sehr stark abgegriffenem Zustand.)
- In späteren Horten treten sie dann nicht mehr auf: offenbar hat man schließlich das, was nicht schon unter der Erde war, ganz aus dem Verkehr gezogen.
So kann vielleicht auch diese abgegriffene Münze als Zeugnis für den Gang der römischen Geldgeschichte interessanter werden.
MfG
D.F.
Falls jemand etwas dazu lesen möchte, ein recht interessantes Buch:
R. Duncan-Jones, Money and government in the Roman Empire (Cambridge University Press, 1994).
(In der Hoffnung, daß der Autor nicht mitliest: Irgendwo ausleihen, nicht kaufen. Recht teuer und nur für den eingefleischten Statistiker eine wirklich aufregende Bettlektüre.)
Sehr gut ist diese Münze ja wirklich nicht mehr erhalten, aber auch der Erhaltungszustand kann interessant sein, vor allem, wenn er sich wie hier gut in das allgemeine Bild der geld- und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung einfügt. Also falls es jemanden interessiert ein paar Sätze dazu:
Die Legionsdenare des Marcus Antonius wurden in ungeheueren Mengen geprägt, wahrscheinlich war es überhaupt die zahlenmäßig stärkste Emission der römischen Münzgeschichte zumindest bis ins 3. Jh. n.Chr. Dementsprechend häufig finden sie sich lange über das Ende des Antonius hinaus im Münzumlauf: in dem aus bekannten Gründen 79 n.Chr., also über 100 Jahre nach Antonius, „versiegelten“ Münzbestand von Pompeji stellen sie z.B. immer noch über 1/5 des Silbergeldbestandes.
Ein interessantes Phänomen ist die weitere Entwicklung:
- zuerst sind die Legionsdenare untergewichtig und vom Silbergehalt her minderwertig; nach dem berühmten Gesetz des Herrn Gresham, wonach schlechtes Geld das gute aus dem Umlauf verdrängt, dürften sie also eifrig zirkuliert haben und dementsprechend abgegriffen worden sein;
- mit der Münzreform Neros (Reduktion des Denar-Gewichtes von 1/84 auf 1/96 röm. Pfund) beginnt sich die Sache zu ändern: die Legionsdenare sind jetzt im Vergleich zu den neu ausgegebenen schon übergewichtig, aber vom Feingehalt her noch minderwertig;
- auch das verschiebt sich ab Traian zu ihren Gunsten: mit einem Feingehalt von ca. 90-92% sind sie Denaren des 2. Jh. n.Chr. sowohl beim Gewicht wie beim Feingehalt zunehmend überlegen; zunächst nur wenig, so daß sie anders als andere republikanische und frühkaiserzeitliche Denare kaum eingezogen werden, im Laufe der Zeit aber immer mehr;
- dadurch sind sie jetzt plötzlich nicht mehr „schlechtes“ Geld, das jeder schnell wieder loswerden will, sondern werden „gutes altes“ Geld, das man hortet. So stellen sie noch in der 1. Hälfte des 3. Jh. n.Chr. in Münzhorten, die sorgfältig „angespart“ wurden, einen oft beachtlichen Anteil. (Da Du als Wohnort A angibst, könntest Du vielleicht der hier nicht gerade unterrepräsentierten tyrolischen Fraktion angehören und dann den Münzhort von Innsbruck-Wilten kennen: der ist knapp nach 210 unter die Erde gekommen und hat bei ca. 530 Silbermünzen immerhin ca. 40 Legionsdenare, alle in sehr stark abgegriffenem Zustand.)
- In späteren Horten treten sie dann nicht mehr auf: offenbar hat man schließlich das, was nicht schon unter der Erde war, ganz aus dem Verkehr gezogen.
So kann vielleicht auch diese abgegriffene Münze als Zeugnis für den Gang der römischen Geldgeschichte interessanter werden.
MfG
D.F.
Falls jemand etwas dazu lesen möchte, ein recht interessantes Buch:
R. Duncan-Jones, Money and government in the Roman Empire (Cambridge University Press, 1994).
(In der Hoffnung, daß der Autor nicht mitliest: Irgendwo ausleihen, nicht kaufen. Recht teuer und nur für den eingefleischten Statistiker eine wirklich aufregende Bettlektüre.)
- Nikolausi
- Beiträge: 368
- Registriert: Di 24.12.02 15:36
- Wohnort: emden
- Hat sich bedankt: 0
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Schöner interessanter Beitrag (vom Soldatengeld zur Silberrecource)
Eine genauere Bestimmung der Münze ist schwieriger, wenn nicht sogar ausgeschlossen, als es zunächst aussieht:
Av.: Galeere Umschrift: [Ant aug] III VIR R P C
Rev.: Legionsadler zwischen 2 Standarten Umschrift: LEG [??]
die ?? stehen für die Legionen I - XXIII als Zahlzeichen, hier völlig unleserlich.
Von diesem Typus kommen ca. 20 - 30 verschiedene Prägungen in Betracht, die nur in den Zahlzeichen und ein paar anderen Kleinigkeiten abweichen...
Prägezeit 32-31 v.C.
Chrawford 544 ff
sammlergrüße
Eine genauere Bestimmung der Münze ist schwieriger, wenn nicht sogar ausgeschlossen, als es zunächst aussieht:
Av.: Galeere Umschrift: [Ant aug] III VIR R P C
Rev.: Legionsadler zwischen 2 Standarten Umschrift: LEG [??]
die ?? stehen für die Legionen I - XXIII als Zahlzeichen, hier völlig unleserlich.
Von diesem Typus kommen ca. 20 - 30 verschiedene Prägungen in Betracht, die nur in den Zahlzeichen und ein paar anderen Kleinigkeiten abweichen...
Prägezeit 32-31 v.C.
Chrawford 544 ff
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