Barbaren

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Antonian
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Barbaren

Beitrag von Antonian » Mo 19.10.09 20:54

Hallo Münzfreunde
Hab mal wieder ein paar Barbaren erworben. Diese Münzen interessieren mich einfach, lassen sich auch nicht so einfach katalogisieren. Mich interessiert eure Meinung zu den drei Münzen, kann man die irgendwie zuordnen wer sie gemacht hat. Kelten oder Germanen,welcher Stamm käme da in Frage, oder einfach römische Falschmünzer. Münzen sind 12-13mm im Durchmesser, das Gewicht ist so gering daß ichs mit meiner Digital-Küchenwaage nicht vernünftig messen kann, so um die 1 Gramm. Die linke ist aus Kupfer , die beiden anderen aus Bronze. es sind auf der Vorderseite Herrscher mit Strahlenkrone abgebildet . auf der Rückseite ,
Münze links: Gestalt stehend Korrodiert
Münze Mitte Kopf nach rechts,
Münze rechts: Adler nach rechts blickend
Gruss
Antonian
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Beitrag von Pscipio » Mo 19.10.09 21:16

Meistens sind es Tetricus I.+II. oder Claudius, aber oft kann man es nicht mehr genau sagen. Das Stück rechts imitiert auf jeden Fall eine Consecrationsprägung des Claudius, bei der mittleren kann ich ...CVS... lesen, das wird also einer der Tetrici sein, und bei der links erkenne ich zu wenig.

Diese Stücke wurden wohl fast alle innerhalb des Reiches aus Kleingeldmangel geprägt.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Antonian » Mo 19.10.09 21:28

Hallo Pscipio
Besten Dank, also sind diese Münzen eher römischen Ursprungs, also irgendwo vielleicht in Limesnähe oder in einer sonstigen römischen Prozinz auf römischen Gebiet aus Mangel an Kleinmünzen an unbekannter Münzstätte geprägt ?
Gruss
Antonian
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Beitrag von Pscipio » Di 20.10.09 00:55

Die "Gallier" sind sehr wahrscheinlich aus den Nordwestprovinzen, welche nach der Rückeroberung durch Aurelian und der Schliessung der Prägestätten Trier und Köln lange an Kleingeldmangel litten, wie Hortfunde beweisen.
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Antonian » Mi 21.10.09 19:14

Hallo Pscipio
Besten Dank für Deine Informationen, ich hab diese drei Münze als keltische Imitate römischer Münzen auf e**y gekauft. Also passt die Beschreibung. Letztendes wundert es mich, daß die Kelten keine eigenen Motive zu jener Zeit verwendet haben, sondern die Köpfe und Motive der Gegner (Feinde) kopiert haben, es wurden doch schon seit Jahrhundeten auch Münzen mit eigenen Motiven geprägt. Vielleicht ist das auch ein Zeichen für die Unterwerfung unter die römischen Kultur.

so denkt

Antonian
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Beitrag von Pscipio » Mi 21.10.09 19:26

Ich glaube, du verstehst da etwas falsch, denn die eBaybeschreibung war nicht richtig: Gallien und Britannien sind zu der Zeit seit mehr als 300 bzw. 200 Jahren römisch okkupiert und wenigstens Gallien weitgehend romanisiert. Hier prägen nicht Kelten, sondern Bewohner des Reiches (der Terminus "Barbarisierung" ist veraltet und missverständlich). Seit 214 sind sie ja sogar alle (sofern sie frei sind) römische Bürger - mit den ehemaligen Erzfeinden Roms haben diese Leute nichts mehr zu tun, und "freie" keltische Münzen gibt es zu dem Zeitpunkt schon lange nicht mehr.*

Gruss, Pscipio

* Aber auch die "freien" keltischen Münzen aus den letzten vorchristlichen Jahrhunderten kopierten ja oft römische oder griechische Vorbilder. Man kann die Kelten nicht einfach nur als Feinde Roms sehen, da gab es durchaus gegenseitige kulturelle Kontakte, und manche keltische Stämme waren sogar traditionell Romfreundlich.
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von Antonian » Mi 21.10.09 19:38

Hallo Pscipio
Besten Dank für Deine Erläuterungen. Ich denke ich muß noch viel lernen, über Münzen und Geschichte.
Beste Grüsse
Antonian
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Beitrag von Pscipio » Mi 21.10.09 19:47

Das Problem ist, dass diese Imitationen in früheren Zeiten oft als "barbarische" Nachahmungen von ausserhalb des Reiches angesehen wurden (daher der unglückliche Begriff "Barbarisierungen", der oft zu Fehlschlüssen führt). Funde zeigen jedoch, dass es sich dabei zu grossen Teilen um innerhalb des Reiches geprägte Münzen handelt. Gerade bei den Imitationen der Münzen des "Gallischen Sonderreiches" (auch ein umstrittener Begriff) handelt es sich offensichtlich um eine Reaktion auf die zunehmende Geldknappheit.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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