Römische Republik: Griechische Götter in Rom

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Karsten
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Römische Republik: Griechische Götter in Rom

Beitrag von Karsten » Mo 28.06.04 00:52

Freunde, Römer.....

wir hatten ja schon in diversen Beiträgen die Einflüsse der griechischen Kultur auf die Römer, was auch recht häufig auf den Münzprägungen zu erkennen ist. In den meisten Fällen handelt es sich um Abbildungen die auf Kulte hinweisen die nach Rom übernommen worden.

Nur warum 'importieren' die Römer kontinuierlich Gottheiten aus anderen Kulturen ?

Beim Lesen von 'Joseph Vogt, Die Römische Republik' bin ich dann auf folgende interessante Passage gestossen:

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...Die Römer teilten die allgemeine Anschauung des antiken Polytheismus, daß die Götter fremder Gemeinden und Völker wirklich existierten und ebenso tätig seien wie die eigenen Götter, und bemühten sich, diesem Glauben entsprechend, die Götter auswärtiger Staaten, mit denen sie Beziehungen aufnahmen, für sich zu gewinnen. Im besonderen hielten sie es für ihre Pflicht, wenn sie die politische Existenz einer fremden Stadt vernichten, die Gottheit dieser Stadt nach Rom zu überführen...
Soll das nun heißen daß das Leben der Römer aus ständiger Angst vor fremden Gottheiten bestand, und man dieser Angst entgegenwirkte indem man den Kult um diese Gottheiten selber zelebrierte bzw. bei einer Vernichtung eines Volkes sich verpflichtet sah diesen Kult weiterzuführen ?

Gruß,
Karsten
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B.A.
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Beitrag von B.A. » Mo 28.06.04 08:23

Moin Moin,

ich persönlich glaube nicht das sie in ständiger Angst vor den anderen Göttern lebten, Sie werden wohl eher geglaubt haben das je mehr Götter in Rom sind, Rom umso geschützter ist.
Außerdem galt Rom doch als Stadt der Glaubensfreiheit (bis auf Juden und Christen) --> Elagabal
Alle Damals bestehenden Kulte wurden in Rom gepflegt

Mfg
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Karsten
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Beitrag von Karsten » Mo 28.06.04 09:42

D.h., Du siehst die übernahme von Göttern (von z.B. vernichteten Völkern) eher als eine Art Siegesbeute ? Ich hätte eher dahin tendiert dass man den Kult weiterführt um den Zorn dieser Gottheiten nicht gegen sich zu haben.

Gruss,
Karsten
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richard55-47
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Beitrag von richard55-47 » Mo 28.06.04 10:09

Rom war schon in spätrepublikanischer Zeit ein Vielvölkerstaat unterschiedlichster Kulturen und Religionen. Die Bewohner konnten theoretisch im ganzen Reich umherziehen und anderswo sesshaft werden. Selbstverständlich nahmen sie ihre Kultur und damit auch ihre Religion mit. Roms Soldaten waren in fremden Ländern stationiert und mit Sicherheit auch mit der dortigen Weiblichkeit liiert; nach ihrem Abschied gründeten sie als "Wehrbauern" oft genug Kolonien in ihrem Stationierungsgebiet. Es ist also leicht nachvollziehbar, dass die einen ihre Götter mitnahmen, die anderen fremde Götter adaptierten (wer ist gefeit gegen "Umwelteinflüsse"?). Intellektuell Anspruchsvolle versuchten, die Kulturen und Religionen fremder Völker zu erfassen, und gaben ihre Eindrücke weiter. Oft waren die fremden Gottheiten in ihren Eigenschaften oder im Kultleben faszinierend und attraktiv(er), was ihre Anhängerschar schnell wachsen ließ.
Die Machthaber der Republik wiederum waren auf der einen Seite tolerant und hatten andererseits kein Interesse daran, durch Verbote Unruhen oder gar Religionskriege zu provozieren. Im Inneren war Ruhe wünschenswert. Und je mehr Gottheiten eine Anhängerschar hatten, desto verzettelter ein religiös begründeter Aufstand. Divide et impera, ganz einfach.
Die Kaiserkulte späterer Zeit waren keine eigentliche Religion, sondern Ausdruck der Unterwerfung unter die kaiserliche Hoheit. War diese gesichert, konnte man glauben, anbeten und importieren, was man wollte (So auch die Bibel: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, ....", was nicht nur auf Steuergroschen zu beziehen ist). Die Christenverfolgungen sind insoweit kein Gegenargument; Christen waren anfänglich Blitzableiter (unter Nero) und wurden zu späterer Zeit als den Staat unterminierende Maulwürfe betrachtet, was nicht abwegig war bei der straffen hierarchischen Organisation und dem ständigen Zulauf. Ein Wolf bleibt eben ein Wolf, auch wenn er sich anders kleidet.
do ut des.

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Beitrag von B.A. » Mo 28.06.04 10:12

Siegesbeute würde ich nicht sagen, ........
Deine darstellung ist aber (glaube ich) nicht ganz richtig (aber auch nicht falsch).
Denn hätten sie die Götter wirklich gefürchtet wären sie mit den Christen und Ihrer Relegion anders umgegangen.
Sie werden wohl auch geglaubt haben, man kann nie genug Götter haben :?:
Andererseits haben die Römer eine spezielle Zeremonie gehabt um die Götter nach Rom einzuladen. :?:
Somit könntest du doch Recht habe mhhhh.............
Je mehr ich darüber nachdenke desto mehr Fragen ergeben sich .....

Ich versuche mich mal schlau zu machen :wink:

Mfg
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Beitrag von B.A. » Mo 28.06.04 10:22

@ richard55-47

Die Kopfnuss war aber WARUM die fremden Götter nach Rom eingeladen wurden, und nicht warum so viele Götter in Rom verehrt wurden. :wink:
Man hätte auch einfach wieder gehen können :wink:

Mfg
SCheibe
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Attacke
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Beitrag von Attacke » Mo 28.06.04 10:32

salvete!

freilich war das römische kultwesen - vielleicht eines der geheimnisse des vielvölkerstaates rom - außerordentlich aufnahmefähig für anregungen und neu importierte kulte, wie die ägyptischen im 1. jh. v. chr.

aber nicht, daß hier der eindruck entsteht (@richard55), man hätte rangeschafft, "was ging". die obrigkeit, vertreten durch die hohen magistrate, zeigte sich besonders in republikanischer zeit - 2. jh. v. - anfänglich sehr wachsam. unvergessen das sgn. consultus senatus ultimum, das das eindringen des bacchus-kultes in die römische oberschicht zu unterbinden suchte.

auch achteten die aedilen jederzeit darauf, daß sich im stadtgebiet nur ansiedelte, was sich in das römisch-polytheistische system integrieren ließ.

wenn also das gefüge des staates und die sittliche ordnung der gesellschaft durch einen importierten kult wirklich ernsthaft gesprengt zu werden drohte, wurde man durchaus tätig, auch wenn diese wachsamkeit mit den jahrhunderten erlahmt zu sein scheint.
Es lebe die Republik! Tod Caesar! Kampf Marc Anton! Cicero!

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Beitrag von Karsten » Mo 28.06.04 11:24

Richtig, es geht wie immer um das WARUM... warum nach einer Vernichtung nicht einfach weiterziehen ? Eine moegliche Anhaengerschaft des Kultes konnte anfaenglich ja auch nur aus Ueberlebenden des besiegten Feindes bestehen. Eine Stadt und seine Bevoelkerung konnte man ausloeschen, die Kultstaetten der oertlichen Goetter ebenfalls, nur die Goetter selber nicht. Moeglicherweise sahen die Roemer sich verpflichtet nach solchen Vernichtungsschlachten den unbekannten Kult auf ihre Seite zu ziehen anstelle des Zorns dieser Goetter wenn der Kult nicht weiterlebt. Andereseits koennte es sich ja auch um eine Staerkung des roemischen Imperiums gehandlet haben; wenn man alle Goetter auf seiner Seite hatte, was soll einem da noch schlimmes geschehen ?
Das durch Zuwanderung die ein oder andere Gottheit seinen Weg nach Rom gefunden hat ist schon einleuchtend aber mir geht es eher um die von mir (oben) zitierte Aussage.

Gruss,

Karsten
Gruß,
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Beitrag von Sir Oly » Mo 28.06.04 20:23

@ richard55-47, die Christen als Maulwürfe zu bezeichnen ist garnicht so abwegig. Da das Römische Reich militärisch kaum zu schlagen war ,versuchte man so die Kampfmoral des Volkes zu "untergraben" und das Reich von innen zu teilen. Mit Parolen von Frieden und Nächstenliebe konnte man sicherlich viele kriegsmüde Römer für sich gewinnen. Hier bietet sich der Vergleich mit der "Hippiebewegung" in den 70ern, nur des Diese sehr viel mehr Erfolg hatte 8) !!

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Beitrag von richard55-47 » Di 29.06.04 15:38

Sicher habe ich außer Acht gelassen, dass auch die Götter "vernichteter" Gegner von Rom übernommen wurden. Aber: zum einen waren deren Götter bereits bekannt und auch zumindest marginal im römischen Reich vertreten, zum anderen muss man sich die Vernichtung nicht als physische Vernichtung von Mann und Maus, Kind und Kegel vorstellen. Die Überlebenden wurden versklavt und verkauft. Die religiösen Anschauungen wurden durch diese nicht nur bewahrt, sondern auch räumlich verbreitet, weil man ihnen ihren Glauben gelassen hat. Das "vae victis" war irgendwo zu Ende.
Rom hatte auch immer Achtung vor den Göttern, egal, wo sie herkamen. Ich glaube auch, dass die Stellung der Götter eine andere war als die heutige Stellung Gottes, Allahs oder Buddhas etc.. Die Götter waren weltbezogener, wenn man so will: "fassbarer" und mit Sicherheit amüsanter.
Ein "warum" ist für mich daher beantwortet: Folge der realen Verhältnisse. Ein Friedensangebot an die fremden Götter oder eine zusätzliche Lebensversicherung hat Rom im Import fremder Götter m. E. nicht im Auge gehabt.
do ut des.

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Beitrag von Karsten » Di 29.06.04 15:51

klingt einleuchtend, griechische Sklaven als Privatlehrer roemischer Zoeglinge hatten sicherlich auch einen religioesen Einfluss auf die roemische Bevoelkerung. Entschuldige bitte dass ich gleich die komplette Bevoelkerung ausloeschen wollte..... :?
Gruß,
Karsten

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Beitrag von Karsten » Mi 30.06.04 12:30

... aber das WARUM zu folgender Aussage bleibt fuer mich immer noch offen.

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Im besonderen hielten sie es für ihre Pflicht, wenn sie die politische Existenz einer fremden Stadt vernichten, die Gottheit dieser Stadt nach Rom zu überführen.
Gruß,
Karsten

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Beitrag von richard55-47 » Do 01.07.04 19:43

Vielleicht geben die Kapitel "fremde Kulte", "sabellische und etruskische Religion", "Staatsreligion" und "orientalische Kulte in Italien" des guten alten Mommsen (Teil 2 "Weltreich der Caesaren") erschöpfende Auskunft.
do ut des.

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Nikolausi
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Beitrag von Nikolausi » Do 01.07.04 21:54

Hallo zusammen,
Ich zitiere ungern 'Joseph Vogt, Die Römische Republik'

da ist immer von VOLK und FÜHRER die Rede ??
:roll:
Suche: Alte Auktionskataloge
Römische Republik, Pfaleristik

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Beitrag von Karsten » Fr 02.07.04 13:01

Moeglicherweise bin ich im Besitz der n-ten (neu bearbeiteten) Auflage oder ich habe die Verunglimpfung dieser Begriffe einfach ignoriert. Solange hier nicht von "Herrenrasse" oder anderem die Rede ist sehe ich hier meinerseits kein Problem. Zudem bin ich auch nicht darueber informiert in welchem Zusammenhang Joseph Vogt mit diesen Begriffen stand (steht).

In der von mir zitierten Passage geht es lediglich um eine historische Feststellung (die hoffentlich korrekt ist und nicht als dichterischer Zusatz hinzugefuegt wurde) wo die Benutzung des Wortes "Voelker" durchaus passend ist.

Gruss,
Karsten
Gruß,
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