Alte Marken und Zeichen und Ihr Hintergrund
Moderator: KarlAntonMartini
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Re: Alte Marken und Zeichen und Ihr Hintergrund
Eine Variante dieses Tokens zeigt die Umschrift um die Traube in Latei: EGO SUM VITES VOS PALMITES.
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)
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MartinH
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Re: Alte Marken und Zeichen und Ihr Hintergrund
Es handelt sich um den Versteigerungskatalog einer Sammlung polnischer Münzen und Medaillen. Ich besitze ihn nicht, er wurde 2020 für sage und schreibe 188 € in Polen versteigert.
Viele Grüße
Martin
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MartinH
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Re: Alte Marken und Zeichen und Ihr Hintergrund
Gerade bei Marken und Zeichen kann es vorkommen, dass das was man erwirbt, sich als etwas ganz anderes herausstellt.
So ist es mir auch mit dieser Marke ergangen, die als Zunftmarke der Hutmacher bzw. St. Jacobsgilde in Den Haag aus dem Jahre 1653 von einem Auktionshaus versteigert wurde, das regelmäßig niederländische Zunftmarken im Angebot hat:
49 mm, 38,45 g
Dirks pl. XLII-2; WK 6.1
Und tatsächlich in den Standardwerken Dirks und Wittop-Koning wird diese Marke aufgeführt. Von dieser Marke gibt es 16 bekannte Stücke.
Auf der Vs. steht der Apostel Jakobus der Ältere, dargestellt als Pilger. Er trägt einen langen Mantel mit Stab, Trinkflasche und Reisetasche. Seine Kleidung ist mit fünf Jakobsmuscheln verziert, zwischen der Jahreszahl 16 - 53. Die Umschrift lautet übersetzt: Sankt Jakob mit fünf Muscheln, bitte hilf uns.
Auf der Rückseite befinden sich die Namen der Amtsträger, wobei der Buchstabe D hinter dem Namen für Deken (Leiter bzw. Vorsitzender der Zunft, quasi für alle Geschäfte und Entscheidungen zuständig), der Buchstabe H für hoofdman (Vorsteher, ein vom Stadtrat oder der Zunftversammlung gewählter Aufseher und Repräsentant der Zunft) steht. Ferner ist die Nr 59 eingraviert. Sowie der Zusatz "Verlust 6 St.", was auf die Strafe für Verlust der Marke hinweisen könnte.
Für mich ergab sich somit ein konsistentes Bild. Eine seltene Zunftmarke. Eine gute Ergänzung der Sammlung und ich begann über die Sint-Jacobsgilde zu recherchieren. Was mich stutzig machte, ist, dass diese Marke nicht in der umfangreichen Datenbank von Chris Teulings enthalten ist.
Und es war Chris Teulings, der mich darauf aufmerksam machte, dass es in der Tat keine Zunftmarke ist (was übrigens auch Wittop-Koning in seinem Supplement anerkannte, den ich zwar besitze aber keinen Anlass sah, darin nachzulesen) und Sie aus diesem Grund nicht in seiner Datenbank enthalten ist. Es handelt sich um einen recht seltenen „Buurtpenning“ – eine Nachbarschaftsmarke des St. Jakobsviertel in Den Haag.
Die Erkenntnis haben wir (auch ein Hinweis von Chris Teulings) van Remme zu verdanken, der dies 1989 im Beldenaar publizierte und Sie als Nr. 31 in seinem Büchlein über die Haager Nachbarschaftsvereinigungen im 17. und 18. Jahrhundert und ihre Präsenzzeichen listet. Er konnte anhand der Namen der Amtsträger eine Zuordnung zu der Zunft ausschließen. Im alten Zentrum von Den Haag liegt die Sint Jacobstraat, zwischen Spui und Wagenstraat, neben der Nieuwe Kerk. Eine Nachbarschaftsvereinigung, die auch die Korte Sint Jacobstraat oder Bezemstraat umfasste, ist bekannt – obwohl der älteste schriftliche Hinweis darauf erst aus dem Jahr 1711 stammt. Auch geht aus den Archivunterlagen hervor, dass bei der Auflösung der Nachbarschaftsvereinigungen alter Ordnung im Jahr 1816 von der Sint-Jacobs-Nachbarschaft Marken an die Stadtverwaltung übergeben wurden. Die Darstellung von Sint Jacob auf dieser Marke ist ein starker Hinweis, dass es sich um diese Marken handelte.
Was ist nun eine Nachbarschaftsvereinigung?
Ich bin in einem westfälischen Dorf groß geworden. Damals und noch heute spielt die Nachbarschaft eine eigene Rolle, insbesondere bei der Organisation von Beerdigungen. In Den Haag war dies sehr formal organisiert.
Die Ursprünge der Den Haager Nachbarschaftsvereinigungen liegen im Dunkeln. Ob sie eine Fortsetzung der mittelalterlichen kirchlichen Bruderschaften waren, die unter anderem bei Beerdigungen halfen und mit der Reformation verschwanden, oder ob sie aus den Nachbarschaften des 15. Jahrhunderts hervorgegangen sind, ist nicht bekannt. Der älteste bekannte „buurtbrief“ oder „buurtkaart“ (lies: Statuten), in dem eine solche Vereinigung beschrieben wird, stammt aus der Hoogstraat und datiert aus dem Jahr 1617.
Die Satzungen der Nachbarschaftsvereinigungen sind in sogenannten „Nachbarschaftsbriefen“ beschrieben. Die Nachbarschaftsbriefe waren oft prachtvolle, auf Pergament kalligrafierte Dokumente, die mit Stäben aufgezogen auch als Wandkarten verwendet werden konnten. Diese Nachbarschaftsbriefe, die vom Stadtrat genehmigt werden mussten, waren freie Vereinbarungen zwischen den Bewohnern einer Straße oder mehrerer Straßen, die sich – zur Förderung eines guten gegenseitigen Verhältnisses, zur gegenseitigen Hilfeleistung und zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Ruhe in ihrer Umgebung – freiwillig bestimmten Regeln, Bußen und Verordnungen unterwarfen. Gegenseitige Hilfe leisteten die Nachbarn einander bei Bränden, bei Beerdigungen und manchmal bei Aufständen. Darüberhinaus enthielten sie auch Bestimmungen, die dazu beitragen sollten, Ordnung und Ruhe im Viertel zu gewährleisten.
Die Vereinigung wurde von einem Vorstand geleitet, der aus einem „Deken“ (Vorsitzenden) und zwei – sechs „Hoofdsman“ (Vorstehern), sowie einem Sekretär, bestand.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts erhielt der Stadtrat (Magistrat) zunehmend Einfluss auf das Funktionieren der Nachbarschaftsvereinigungen. Er beschränkte sich nicht mehr nur darauf, bei der Ernennung der Nachbarschaftsvorstände mitzuwirken und Richtlinien für neue Satzungen zu geben, sondern übertrug den Vorständen auch verschiedene administrative Aufgaben im Zusammenhang mit Bevölkerungsregistrierung, Steuerwesen und Armenfürsorge.
Die Vereinigung bezog ihre Einnahmen aus drei Quellen:
- Verpflichtende Beiträge bei Zuzug in das Viertel oder Wegzug aus ihm, Geburt, Beerdigung und Heirat, Kauf oder Verkauf von im Viertel
gelegenem unbeweglichem Besitz. Außerdem gelegentlich bei der Ernennung oder dem Rücktritt von Vorstandsmitgliedern.
- Freiwillige Beiträge, meist wöchentliche Mitgliedsbeiträge der beitragenden (medeterende) Mitglieder.
- Bußgelder für Verstöße gegen die in den Nachbarschaftsbriefen festgelegten Bestimmungen.
Die Einnahmen wurden in einer Kasse (bus) aufbewahrt, die sich im Haus des Dekens befand. Die dazugehörigen Schlüssel lagen bei zwei der Hoofdmänner.
Aus den Einnahmen wurden u.a. auch mehrtägige (bis zu 6 Tage!) Festmahle veranstaltet, die Mitte des 18. Jahrhunderts wegen ungebührlicher Ausschweifungen, teilweise unter Eingreifen der städtischen Obrigkeit abgeschafft wurden.
Funktion der Marken
Es handelt sich um gegossene oder gravierte Präsenzzeichen, vornehmlich für Beerdigungen. Sie wurden zwischen 1637 und 1778 herausgegeben. Der Höhepunkt der Emissionen lag zwischen 1637 und 1655). Es gibt Marken aus 56 Nachbarschaften.
Hierbei gab es zwei Systeme der Verwendung:
Vor ca. 1677 bewahrte - nach einigen erhaltenen Schriften - jeder Tragepflichtige seine nummerierte Marke zu Hause auf und brachte sie bei einem Begräbnis mit – als Nachweis, dass er seiner Pflicht als Träger nachkam. Marken aus der Zeit weisen hohe Nummern auf (die höchste bekannte Nummer ist „87“, Lange Poten).
Danach wurde das System umgestellt: Der Diener der Nachbarschaft („knecht van de buurt“) verteilte die sogenannten „Penningen“ als Aufforderung an diejenigen, die zum Tragen bei einer Beerdigung (i.d.R. 8-10 Personen) oder zum Löschen bei einem Brand eingeteilt waren. Diese Einteilung erfolgte nach einer Liste tauglicher Männer. Man kam so mit wesentlich weniger Marken aus, die höchste bekannte Zahl beträgt nur „19“.
Wer nicht tragen wollte, konnte die Marke ablehnen, musste dafür aber eine festgelegte Geldstrafe zahlen. Diese Buße für das Nichttragen schwankte zwischen 6 und 12 Stuivern. Wurde die Marke angenommen, erschien der Betreffende jedoch nicht zur Beerdigung, dann wurde die Strafe verdoppelt. Wer eine Marke verlor, musste auf eigene Kosten eine neue anfertigen lassen.
Das Ende der Nachbarschaftsvereinigungen
Durch Beschluss der Bürgermeister vom 23. März 1816 wurden die Nachbarschaftsvereine mit Wirkung zum 30. April aufgelöst, die Verwaltungsleiter im Auftrag der Gemeinde entlassen und deren Eigentum, einschließlich der Marken, fiel an die Stadtverwaltung.
Zu den Überlegungen bei diesem Aufhebungsbeschluss gehörten, dass die Zahl der Nachbarschafen zu groß war, viele „Deken“ und „hoofdsman“ keinerlei Sachkenntnis besaßen, ihre Unterlagen nicht ordentlich geführt wurden und die Regelungen inhaltlich zu stark voneinander abwichen. Die Magistratur hatte zudem insbesondere in Bezug auf die Bevölkerungsbuchführung Anforderungen gestellt, die die Fähigkeiten des durchschnittlichen Viertelleiters weit überstiegen.
Bei der Auflösung der alten Nachbarschaftsorganisationen im Jahr 1816 wurden die damals noch vorhandenen Marken vom Stadtmagistrat an einen gewissen J.S. Mansvelt verkauft und eingeschmolzen.
Dabei zählte man 1380 kupferne und 175 bleierne Marken. Die Kupferstücke wogen im Durchschnitt 35 Gramm, die Bleiernen etwa 33 Gramm. Von den rund 200 Marken (die sich auf die ca. 70 (!) von van Remmen beschriebenen Marken verteilen), die bis heute erhalten geblieben sind, ist nur ein einziges Exemplar aus Blei. Die meisten befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen.
Literatur:
Van Remmen, C.: Gildepenning of buurtpenning?, De Beldenaar 1989, S.92-94
van Remmen, C.: De Haagse buurtverenigingen in de 17e en 18e eeuw en hun presentiepenningen (Numismatische Kring Den Haag, 1992).
So ist es mir auch mit dieser Marke ergangen, die als Zunftmarke der Hutmacher bzw. St. Jacobsgilde in Den Haag aus dem Jahre 1653 von einem Auktionshaus versteigert wurde, das regelmäßig niederländische Zunftmarken im Angebot hat:
49 mm, 38,45 g
Dirks pl. XLII-2; WK 6.1
Und tatsächlich in den Standardwerken Dirks und Wittop-Koning wird diese Marke aufgeführt. Von dieser Marke gibt es 16 bekannte Stücke.
Auf der Vs. steht der Apostel Jakobus der Ältere, dargestellt als Pilger. Er trägt einen langen Mantel mit Stab, Trinkflasche und Reisetasche. Seine Kleidung ist mit fünf Jakobsmuscheln verziert, zwischen der Jahreszahl 16 - 53. Die Umschrift lautet übersetzt: Sankt Jakob mit fünf Muscheln, bitte hilf uns.
Auf der Rückseite befinden sich die Namen der Amtsträger, wobei der Buchstabe D hinter dem Namen für Deken (Leiter bzw. Vorsitzender der Zunft, quasi für alle Geschäfte und Entscheidungen zuständig), der Buchstabe H für hoofdman (Vorsteher, ein vom Stadtrat oder der Zunftversammlung gewählter Aufseher und Repräsentant der Zunft) steht. Ferner ist die Nr 59 eingraviert. Sowie der Zusatz "Verlust 6 St.", was auf die Strafe für Verlust der Marke hinweisen könnte.
Für mich ergab sich somit ein konsistentes Bild. Eine seltene Zunftmarke. Eine gute Ergänzung der Sammlung und ich begann über die Sint-Jacobsgilde zu recherchieren. Was mich stutzig machte, ist, dass diese Marke nicht in der umfangreichen Datenbank von Chris Teulings enthalten ist.
Und es war Chris Teulings, der mich darauf aufmerksam machte, dass es in der Tat keine Zunftmarke ist (was übrigens auch Wittop-Koning in seinem Supplement anerkannte, den ich zwar besitze aber keinen Anlass sah, darin nachzulesen) und Sie aus diesem Grund nicht in seiner Datenbank enthalten ist. Es handelt sich um einen recht seltenen „Buurtpenning“ – eine Nachbarschaftsmarke des St. Jakobsviertel in Den Haag.
Die Erkenntnis haben wir (auch ein Hinweis von Chris Teulings) van Remme zu verdanken, der dies 1989 im Beldenaar publizierte und Sie als Nr. 31 in seinem Büchlein über die Haager Nachbarschaftsvereinigungen im 17. und 18. Jahrhundert und ihre Präsenzzeichen listet. Er konnte anhand der Namen der Amtsträger eine Zuordnung zu der Zunft ausschließen. Im alten Zentrum von Den Haag liegt die Sint Jacobstraat, zwischen Spui und Wagenstraat, neben der Nieuwe Kerk. Eine Nachbarschaftsvereinigung, die auch die Korte Sint Jacobstraat oder Bezemstraat umfasste, ist bekannt – obwohl der älteste schriftliche Hinweis darauf erst aus dem Jahr 1711 stammt. Auch geht aus den Archivunterlagen hervor, dass bei der Auflösung der Nachbarschaftsvereinigungen alter Ordnung im Jahr 1816 von der Sint-Jacobs-Nachbarschaft Marken an die Stadtverwaltung übergeben wurden. Die Darstellung von Sint Jacob auf dieser Marke ist ein starker Hinweis, dass es sich um diese Marken handelte.
Was ist nun eine Nachbarschaftsvereinigung?
Ich bin in einem westfälischen Dorf groß geworden. Damals und noch heute spielt die Nachbarschaft eine eigene Rolle, insbesondere bei der Organisation von Beerdigungen. In Den Haag war dies sehr formal organisiert.
Die Ursprünge der Den Haager Nachbarschaftsvereinigungen liegen im Dunkeln. Ob sie eine Fortsetzung der mittelalterlichen kirchlichen Bruderschaften waren, die unter anderem bei Beerdigungen halfen und mit der Reformation verschwanden, oder ob sie aus den Nachbarschaften des 15. Jahrhunderts hervorgegangen sind, ist nicht bekannt. Der älteste bekannte „buurtbrief“ oder „buurtkaart“ (lies: Statuten), in dem eine solche Vereinigung beschrieben wird, stammt aus der Hoogstraat und datiert aus dem Jahr 1617.
Die Satzungen der Nachbarschaftsvereinigungen sind in sogenannten „Nachbarschaftsbriefen“ beschrieben. Die Nachbarschaftsbriefe waren oft prachtvolle, auf Pergament kalligrafierte Dokumente, die mit Stäben aufgezogen auch als Wandkarten verwendet werden konnten. Diese Nachbarschaftsbriefe, die vom Stadtrat genehmigt werden mussten, waren freie Vereinbarungen zwischen den Bewohnern einer Straße oder mehrerer Straßen, die sich – zur Förderung eines guten gegenseitigen Verhältnisses, zur gegenseitigen Hilfeleistung und zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Ruhe in ihrer Umgebung – freiwillig bestimmten Regeln, Bußen und Verordnungen unterwarfen. Gegenseitige Hilfe leisteten die Nachbarn einander bei Bränden, bei Beerdigungen und manchmal bei Aufständen. Darüberhinaus enthielten sie auch Bestimmungen, die dazu beitragen sollten, Ordnung und Ruhe im Viertel zu gewährleisten.
Die Vereinigung wurde von einem Vorstand geleitet, der aus einem „Deken“ (Vorsitzenden) und zwei – sechs „Hoofdsman“ (Vorstehern), sowie einem Sekretär, bestand.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts erhielt der Stadtrat (Magistrat) zunehmend Einfluss auf das Funktionieren der Nachbarschaftsvereinigungen. Er beschränkte sich nicht mehr nur darauf, bei der Ernennung der Nachbarschaftsvorstände mitzuwirken und Richtlinien für neue Satzungen zu geben, sondern übertrug den Vorständen auch verschiedene administrative Aufgaben im Zusammenhang mit Bevölkerungsregistrierung, Steuerwesen und Armenfürsorge.
Die Vereinigung bezog ihre Einnahmen aus drei Quellen:
- Verpflichtende Beiträge bei Zuzug in das Viertel oder Wegzug aus ihm, Geburt, Beerdigung und Heirat, Kauf oder Verkauf von im Viertel
gelegenem unbeweglichem Besitz. Außerdem gelegentlich bei der Ernennung oder dem Rücktritt von Vorstandsmitgliedern.
- Freiwillige Beiträge, meist wöchentliche Mitgliedsbeiträge der beitragenden (medeterende) Mitglieder.
- Bußgelder für Verstöße gegen die in den Nachbarschaftsbriefen festgelegten Bestimmungen.
Die Einnahmen wurden in einer Kasse (bus) aufbewahrt, die sich im Haus des Dekens befand. Die dazugehörigen Schlüssel lagen bei zwei der Hoofdmänner.
Aus den Einnahmen wurden u.a. auch mehrtägige (bis zu 6 Tage!) Festmahle veranstaltet, die Mitte des 18. Jahrhunderts wegen ungebührlicher Ausschweifungen, teilweise unter Eingreifen der städtischen Obrigkeit abgeschafft wurden.
Funktion der Marken
Es handelt sich um gegossene oder gravierte Präsenzzeichen, vornehmlich für Beerdigungen. Sie wurden zwischen 1637 und 1778 herausgegeben. Der Höhepunkt der Emissionen lag zwischen 1637 und 1655). Es gibt Marken aus 56 Nachbarschaften.
Hierbei gab es zwei Systeme der Verwendung:
Vor ca. 1677 bewahrte - nach einigen erhaltenen Schriften - jeder Tragepflichtige seine nummerierte Marke zu Hause auf und brachte sie bei einem Begräbnis mit – als Nachweis, dass er seiner Pflicht als Träger nachkam. Marken aus der Zeit weisen hohe Nummern auf (die höchste bekannte Nummer ist „87“, Lange Poten).
Danach wurde das System umgestellt: Der Diener der Nachbarschaft („knecht van de buurt“) verteilte die sogenannten „Penningen“ als Aufforderung an diejenigen, die zum Tragen bei einer Beerdigung (i.d.R. 8-10 Personen) oder zum Löschen bei einem Brand eingeteilt waren. Diese Einteilung erfolgte nach einer Liste tauglicher Männer. Man kam so mit wesentlich weniger Marken aus, die höchste bekannte Zahl beträgt nur „19“.
Wer nicht tragen wollte, konnte die Marke ablehnen, musste dafür aber eine festgelegte Geldstrafe zahlen. Diese Buße für das Nichttragen schwankte zwischen 6 und 12 Stuivern. Wurde die Marke angenommen, erschien der Betreffende jedoch nicht zur Beerdigung, dann wurde die Strafe verdoppelt. Wer eine Marke verlor, musste auf eigene Kosten eine neue anfertigen lassen.
Das Ende der Nachbarschaftsvereinigungen
Durch Beschluss der Bürgermeister vom 23. März 1816 wurden die Nachbarschaftsvereine mit Wirkung zum 30. April aufgelöst, die Verwaltungsleiter im Auftrag der Gemeinde entlassen und deren Eigentum, einschließlich der Marken, fiel an die Stadtverwaltung.
Zu den Überlegungen bei diesem Aufhebungsbeschluss gehörten, dass die Zahl der Nachbarschafen zu groß war, viele „Deken“ und „hoofdsman“ keinerlei Sachkenntnis besaßen, ihre Unterlagen nicht ordentlich geführt wurden und die Regelungen inhaltlich zu stark voneinander abwichen. Die Magistratur hatte zudem insbesondere in Bezug auf die Bevölkerungsbuchführung Anforderungen gestellt, die die Fähigkeiten des durchschnittlichen Viertelleiters weit überstiegen.
Bei der Auflösung der alten Nachbarschaftsorganisationen im Jahr 1816 wurden die damals noch vorhandenen Marken vom Stadtmagistrat an einen gewissen J.S. Mansvelt verkauft und eingeschmolzen.
Dabei zählte man 1380 kupferne und 175 bleierne Marken. Die Kupferstücke wogen im Durchschnitt 35 Gramm, die Bleiernen etwa 33 Gramm. Von den rund 200 Marken (die sich auf die ca. 70 (!) von van Remmen beschriebenen Marken verteilen), die bis heute erhalten geblieben sind, ist nur ein einziges Exemplar aus Blei. Die meisten befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen.
Literatur:
Van Remmen, C.: Gildepenning of buurtpenning?, De Beldenaar 1989, S.92-94
van Remmen, C.: De Haagse buurtverenigingen in de 17e en 18e eeuw en hun presentiepenningen (Numismatische Kring Den Haag, 1992).
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