Um was für Silber handelt es sich ?

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Bertolt
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Um was für Silber handelt es sich ?

Beitrag von Bertolt » Mi 21.01.09 07:02

Hallo Forum,

Bei der Bearbeitung meiner Halbbrakteaten- bzw. Dünnpfennige, tritt eine eigentümliche Besonderheit auf. Bei einem Typ ist eine deutlich erkennbare dunkle Verfärbung feststellbar. Eigentümlich deshalb, weil sie sich nicht, durch Reinigung oder ähnlicher Behandlung beseitigen lässt, und weil sie auf allen meinen Stücken feststellbar ist, die ausnahmslos und mit großem zeitlichen Abständen aus unterschiedlichen Quellen stammen?
Meine Erklärung ( gebe aber zu, das ich von solchen Materialfragen O-Ahnung habe) es könnte sich um einen höheren Anteil von Silbersalzen handeln, nach deren Zersetzung und Bildung von feinstverteilten schwarzen Silber, sich derartige Verfärbungen erklären lassen ( aus dem Fotoentwicklungsbereich ? ). Es wäre aber auch eine Legierung mit hohen Kupferanteilen denkbar?
Hat jemand Kenntnisse auf diesem Gebiet und könnte das Erklären ? Anbei ein Vergleichsfoto, links ein Stück der dunkleren Sorte, rechts davon die Vergleichsstücke.

Gruß Bertolt
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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Mi 21.01.09 09:13

Wie hast du denn versucht zu reinigen?

Prinzipiell fallen mir dafuer mehrere Moeglichkeiten ein:

1) CuO: Kupferoxid, das nach dem Weichgluehen nicht entfernt worden ist. So schlecht sollte das Silber nicht sein, dass es bei der Lagerung entstanden ist.
2) Ag2S: Silbersulfid, das im Laufe der Zeit durch Einwirken von schwefelhaltigen materialien entstanden ist.
3) Ag: Fein verteiltes Silber, das durch Belichten von zwischenzeitlich entstandenem Silberchlorid entsteht.

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Beitrag von Bertolt » Mi 21.01.09 13:48

Hallo cepasaccus, danke für deine Antwort. Ich selbst habe nicht versucht zu Reinigen, da ich alle Münzen in dem Zustand lasse, wie ich sie bekomme. Es wäre frewelhaft, die wunderschöne Patina der vielen Jahrhunderte zu zerstören. Die Info stammt von einem Vorbesitzer. Aber zu den Möglichkeiten, die deiner Meinung nach in Frage kommen. Es ist nur dieser Typ, aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts. Alle anderen zeigen solche Merkmale nicht. Wie muss man sich das Vorstellen, wenn man deine Möglichkeiten in die Realität umsetzt. Gruß Bertolt
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Beitrag von cepasaccus » Mi 21.01.09 16:27

Hallo Bertolt, nachdem du schrobst "Eigentümlich deshalb, weil sie sich nicht, durch Reinigung oder ähnlicher Behandlung beseitigen lässt" dachte ich du haettest versucht zu reinigen.

Nur die Verfaerbung durch CuO ist Produktionsbedingt. (Ausser das Silber ist supermiess, was ich aber fuer das 12. Jh. nicht annehme.) Ag2S und Silberchlorid (AgCl) entsteht spaeter. Ag2S kann schon vom Umlauf kommen, das AgCl aber wahrscheinlich nur durch laengere Prozesse im Boden. Sind die "Schwarzpfennige" in einer Gegend mit anderem Boden gefunden worden? Sind sie aus einer Gegend in der frueher eine schlechtere Luftqualitaet war? Oder hat man sich das Beizen bei der Herstellung gespart, wie das bei spaeteren Schwarzpfennigen war?

Im Barfuessermuseum gibt es auch ein Muenzkabinett, das anscheinend voellig unbetreut ist. Dort sind alle Silbermuenzen angeblich relativ ploetzlich schwarz geworden. Man erkennt kaum noch die Muenzbilder darauf. (Verglichen mit der teilweise zu sehenden Bronzepest ist das aber harmlos.) Ich vermute, dass sich dort in den Behaeltern etwas zersetzt (Holz?) und Schwefelwasserstoff freisetzt. Schwefelwasserstoff ist uebrigens u. a. in Proteinen/Eiweissen (Ei, Fleisch, Fisch, ...) und sogar in Wolle.

Was meinst du mit "in die Realitaet umsetzen"?

vale
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Beitrag von Bertolt » Mi 21.01.09 22:03

Hallo cepasaccus, ja, das mit dem Reinigen hätte ich mir sparen können, ich glaubte nur, jemand würde bei meiner Schilderung auf die Idee kommen, mir eine Reinigung vorzuschlagen. Das was du schreibst ist schon nahe an Realität, ich meinte Erklärungen über mögliche Entstehungsmechanismen für eine solche dunkle Verfärbung. Deine Bodentheorie ( AgCL ) gefällt mir schon ganz gut, vor allem darum, da die Fundsituation zu diesen Münzen völlig unklar ist, und obwohl sie alle aus unterschiedlichen Quellen stammen, könnte sich über ihren gleichen Zustand eine Herkunft aus einer Hand offenbaren? Es ist sehr interessant und vielleicht kann man das noch weiter verifizieren. Gruß Bertolt
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Beitrag von cepasaccus » Mi 21.01.09 23:04

Also wenn das Aussehen so aehnlich ist, dann werden die Muenzen sehr aehnlichen Einfluessen ausgesetzt gewesen sein, was zumindest auf eine gewisse raeumliche Naehe hindeutet. Sie muessen deswegen aber nicht im gleichen Loch gelegen haben. Zum Beispiel hier in Nuernberg gibt es schoenen Lehmboden. Der wird sich vermutlich sehr aehneln und Muenzen, die einige km voneinander entfernt liegen koennen sehr aehnlichen Einfluessen ausgesetzt sein. Es koennte also sein, dass einfach diese, in der ersten Haelfte des 12. Jhs. gepraegte Muenze, vor allem in einer bestimmten Gegend gefunden wurde, waehrend andere Muenzen dorthin praktisch garnicht gelangten. Moeglich waere eine kurz taetige Muenzpraegestaette.

Wenn die Muenzen ganz wenig gereinigt wurden koennten vielleicht noch Bodenkruemel dran haften. Ist mir bisher ganz selten untergekommen, aber es kann vorkommen. Da koennte man diese dann vergleichen.

Letztendlich sind das aber alles nur Moeglichkeiten. Mit entsprechender Ausruestung koennte man noch die Kristallstrukturen vergleichen, die bei gleicher Vergangenheit auch identisch sein muessten.

vale
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