SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Alles was von Europäern so geprägt wurde
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extrakraft
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SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von extrakraft » Di 15.06.10 16:40

Hallo Zusammen,

ich suche mir nen Wolf zum Bestimmen dieses MA-Denar. Vielleicht kann mir hier ja Jemand helfen?
Die Rückseite denke ich hab ich richtig entziffert aber die zwei Köpfe sagen mir gar nichts :?
Gewicht 0,9g
Vielleicht kann mir auch Jemand was zur "Häufigkeit" sagen.
Ich hoffe die Bilder sind scharf genug.

Vielen Dank im Vorraus für Eure Hilfe!
Thomas
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leodux
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Re: SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von leodux » Di 15.06.10 18:17

Hallo Thomas,
das könnte eine Prägung aus Goslar sein.
Bei Hävernick "Die Münzen von Köln" werden unter den Nummern 216 bis 221 sehr ähnliche Pfennige aufgeführt. Dort steht als Anmerkung folgendes:
Diese Gepräge Nr. 216-221, bei welchen der Name Remagens durch diejenigen der Apostel Simon und Judas ersetzt ist, könnten Goslarer Nachahmungen rheinischer Münzbilder sein.
Also vermutlich ein Goslarer Pfennig nach einem Vorbild aus Remagen.
Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht.
Bei den wenigen erkennbaren Buchstaben der Umschrift kann ich jedenfalls nicht den Stadtnamen Remagens (RIGEMAGO oder ähnlich) ableiten, sondern eher die verballhornten Namen Simon und Judas.

Ein Nachtrag:
Ich habe eben nochmal den Dannenberg "Die deutschen Münzen der sächsische und fränkische Kaiserzeit" durchgeblättert und dort wird so seine Münze als Kölner Prägung des Bischofs Anno eingeordnet.
Als Anmerkung dort:
Köhne bemerkt von einem ähnlichen Gepräge, nur mit dem abweichenden
+H... M . . NCIO auf der Hf. (Reichel IV, 2576), die Münze, wahrscheinlich unter
Heinrich IV. geschlagen, biete eine merkwürdige Vereinigung des Goslarischen und
Kölnischen Typus, gehöre aber, da sie nicht den flachen Goslarischen Stempelschnitt
zeige, wohl eher nach Köln. Und das ist wohl unbedingt richtig. Die Fabrik ist
wie die des Anno mit gleicher Rf., ausserdem aber ist die Münze bis auf die Umschrift
genau so wie eine von Remagen, nur dass das RIGEMAGO durch die Namen
der dargestellten Heiligen ersetzt ist. Höchst wahrscheinlich hat man damit der
Münze in den Ländern, wo das Goslarische Geld beliebt war, Umlauf verschaffen
wollen, was freilich nicht ausschliesst, dass diese Heiligen auch in Köln wie in Remagen
ihre Verehrung genossen haben mögen. Lelewel glaubt (III, S. 171) diese
Münze durch Erzbischof Annos langen Aufenthalt in Goslar (er war daselbst Abt zu
St. Simon und Judas), »et son autorité dans l’empire« erklären zu können.
Ich würde aber trotzdem eine goslarer Prägung für wahrscheinlich halten.

Viele Grüße
Peter

extrakraft
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Re: SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von extrakraft » Di 15.06.10 20:28

Hallo Peter,

danke für Deine Mühe :-)
Ja zu der Remagener Variante bin ich auch schon vorgedrungen. Da ist die Rückseite meiner Meinung nach identisch.
http://www.coinarchives.com/w/lotviewer ... 762816db4a
Der Fundort ist im übrigen Nähe Remagen (in einem Schrebergarten).
Wenn es Bischof Anno ist dann aber wahrscheinlich der II. oder?
Und immer noch ungeklärt sind die Häupter - und es scheint mir keine "Allerweltsmünze" zu sein...

Bin für weitere Klärung dankbar, auch bezüglich der Häufigkeit, wobei das wohl erst geklärt werden kann wenn die Prägung zweifelsfrei bestimmt wurde.

Besten Dank
Thomas

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leodux
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Re: SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von leodux » Di 15.06.10 21:17

Hallo Thomas,

dass die Münze in der Nähe Remagens gefunden wurde, lässt eigentlich eine rheinische Prägung (Remagen? Köln? Oder eine andere Münzstätte?) vermuten. Von Remagen sind ja auch Münzen mit identicher Darstellung (auf beiden Seiten!) bekannt, dann aber mit dem Stadtnamen in der Umschrift.
Allerdings sind die goslarer Pfennige natürlich auch durch Handelsbeziehungen in die gesamte damals bekannte Welt verbracht worden.

Ja, wenn Anno, dann Anno II. (Erzbischof von Köln 1056–1075).
Dieser Anno II. war auch Domprobst in Goslar .

Die beiden bärtigen Köpfe symbolisieren die beiden Apostel Simon und Judas.
Eine auf goslarer Münzen des Mittelalters häufige Darstellung, die auch auf den späteren Brakteaten noch vorkommt.
Hier ein Beispiel aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus der Zeit von Friedrich I. Barbarossa:
[ externes Bild ]

Viele Grüße
Peter
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wichmann
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Re: SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von wichmann » Di 15.06.10 22:16

Hallo Thomas,
im Fund von Burge (Hatz) nr.63.26 ist ein ähnliches Stück aufgeführt. Hatz schreibt, dass die Münzgruppe Hävernick 216-221 von Petry (1995) nach Remagen verwiesen wird.
Grüße
wichmann
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leodux
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Re: SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von leodux » Di 15.06.10 23:12

Hallo,
bei "Petry (1995)" müsste es sich um folgende Schrift handeln:
Petry, Klaus: Der Münzschatz von Remagen, Kreis Ahrweiler - ein Beitrag zu mittelrheinischen Währungsstrukturen und zur Münzgeschichte Remagens im 11. Jahrhundert
Enthalten ist dieser Artikel in Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel. Band 4
Diese Literatur steht mir aber leider nicht zur Verfügung.

Viele Grüße
Peter

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Re: SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von extrakraft » Di 21.09.10 22:48

Besser spät als nie :oops:
Vielen Dank Peter, wichmann und auch allen anderen für die professionelle Hilfe!

saeculum_ix-XI
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Re: SCA/COLO/+AG Doppelkopf?

Beitrag von saeculum_ix-XI » Sa 05.12.15 10:18

Hallo,

Dein Beitrag ist schon älter, aber ich habe ihn erst jetzt gefunden. Zu Deiner Münze kann ich dies sagen: Auf der Vorderseite steht der Name der Stadt Köln in abgekürzter Form in drei Zeilen. Ausgeschrieben hieße es: SANCTA COLONIA +AGRIPPINA wovon nur die Buchstaben S ... CA ... COLO ... + ... AG auf die Münze geschrieben wurden. Die Rückseite zeigt nebeneinander die Köpfe der Apostel Simon und Judas. Die Umschrift lautet ausgeschrieben S SIMON S IVDAS, wovon auf Deiner Münze die Buchstaben ... ONS ...DAS zu lesen sind.

Mit diesem Münzbild hat es diese Bewandtnis: Kaiser Heinrich III. reformierte um das Jahr 1046 das Münzwesen und führte dabei in seiner Hauptmünzstätte Goslar das neue Münzbild mit den Aposteln Simon und Judas ein. Deren Namenstag, der 28. Oktober, fällt mit seinem Geburtstag zusammen, so dass der Kaiser sicher eine besondere Verehrung für die beiden Apostel hatte. Dieses Münzbild wurde dann von anderen Reichsmünzstätten, so auch von Remagen, übernommen.

Leider hat das Bild der Münze eine zu geringe Auflösung, so dass nicht alle Details zu sehen sind. Gibt es inzwischen ein besseres Bild?

mfg - SAECULUM IX-XI

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