Die ersten Lücken em neuen Regelwerk??
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Stoddarts Geniestreich entspricht den Regeln
München - Die Ampel in der Boxengasse springt auf grün, das entscheidende Qualifying zum Grand Prix von Australien beginnt. Als erster Fahrer geht Minardi-Rookie Justin Wilson auf die Strecke.
Gespannt erwarten Formel-1-Fans rund um den Globus eine aufregende Quali-Session nach neuem Muster. Dann passiert das Unerwartete: Wilson bricht die schnelle Runde vorzeitig ab. Sein Teamkollege Jos Verstappen tut es ihm wenige Minuten später gleich. Konkurrenten und Beobachter reiben sich verwundert die Augen.
Erst nach dem Zeittraining bringt Teamchef Paul Stoddart Licht ins Dunkel: Minardi hat sich diese Maßnahme gut überlegt und betrachtet sie als Interpretation des neuen Regelwerks.
FIA-Regularien geben Stoddart Recht
"Es war eine bewusste Entscheidung. Wir haben die Regeln zuvor genauestens überprüft", sagte Stoddart nach der umstrittenen Aktion. Sport1 hat das neue FIA-Reglement nach dem entsprechenden Passus durchsucht - und ist fündig geworden.
In einer Erläuterung zu den Vorschriften für das 2003er Qualifying, das den Teams am vergangenen Donnerstag zuging, wird im Wortlaut erklärt: "Wagen, die keine drei kompletten Runden absolviert haben, müssen nach der Session nicht gewogen und nicht im Parc Fermé geparkt werden."
Minardi sieht Vorteil bei Regenfällen
Eigentlich dürfte die FIA dabei an Autos gedacht haben, die im Qualifying so stark beschädigt worden sind, dass sie vor dem Rennen repariert werden müssen und nicht mehr durch ein T-Car ersetzt werden können.
Stoddart will sich die Gesetzeslücke zunutze machen. "Wenn es am Sonntag regnet, dann haben wir einen großen Vorteil. Dann können wir ein entsprechendes Set-Up wählen und die richtige Benzinmenge an Bord nehmen. Bleibt es trocken, so macht es nichts. Wir wären ohnehin am Ende des Feldes gestartet", sagte der Australier.
Verstappen und Wilson auf dem Podium?
Ein interessanter Schachzug vom gewieften Taktiker Stoddart. Sollte es beim Rennen wirklich regnen, dann avancieren Verstapen und Wilson plötzlich zu Mitfavoriten auf den Sieg.
Die anderen Fahrer müssten auf Trockenreifen starten, eine Runde lang vorsichtig zur Box schleichen und sich dort ebenfalls Regenreifen abholen. Das Minardi-Duo könnte in diesem Fall gemütlich an die Spitze vorfahren.
Eine schöne Theorie, die Stoddart jedoch nicht in jedem Rennen anwenden möchte: "Vielleicht machen wir so etwas auch nie wieder. Aber wir müssen das Risiko stets mit dem möglichen Nutzen abwägen."
Fahrer unterstützen Stoddarts Kunstgriff
In Melbourne dürfte das Risiko für die beiden Minardi-Piloten in der Tat gering sein. "Es war eine gute Entscheidung", kommentierte folgerichtig Verstappen. Wilson ergänzte: "Das ist die beste Strategie, von ganz hinten anzufangen. Da können wir uns alles in Ruhe ansehen. Ein interessanter Tag."
Regnet es beim ersten Grand Prix des Jahres, dann dürfte der Rennsonntag für die Gegner von Minardi ebenfalls ein interessanter Tag werden