Schreibfehler auf Münzen

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Schreibfehler auf Münzen

Beitrag von mfr » So 30.07.06 11:07

Hallo,
ich möchte hier mal ein Thema starten, wo jeder seine Münzen mit Schreibfehlern vorstellen kann. Das betrifft vermutlich vor allem Münzen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, als die Alphabetisierung noch nicht so weit verbreitet war. Aber ich bin gespannt was ihr so zu bieten habt. ;)

Ich fange dann mal mit zwei Stücken aus meiner Sammlung an:

1. Kupferjeton 1722 auf den Hüttenraiter Julius Georg Töpfer und den Zellerfelder Wardein Johann Albrecht Brauns
AV: I.G.TOPFFER.K.GR.BR.A.C.U.F.BR.LUN.MUNZT.COMMISSAR.Z.Z.*
(Julius Georg Töpfer, Königlich Großbritannischer Erzkanzler und Fürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Münzkommissar zu Zellerfeld)
RV: I.A.BRAUNS.K.GR.BR.A.C.U.F.BR.LUN.MUNTZ.COMMISSAR.Z.Z.*
(Johann Albrecht Brauns, Königlich Großbritannischer Erzkanzler und Fürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Münz-Kommissar zu Zellerfeld)

2. Braunschweig Lüneburg,
Georg Wilhelm (1648-1705)
II Mariengroschen 1703 mit spiegelverkehrtem "N" in MARIEN
Dateianhänge
welter1617a.jpg
Braunschweig Lüneburg,
Georg Wilhelm
II Mariengroschen 1703 mit spiegelverkehrtem "N" in MARIEN
neumann31729.jpg
Kupferjeton 1722 auf den Hüttenraiter Julius Georg Töpfer und den Zellerfelder Wardein Johann Albrecht Brauns
AV: I.G.TOPFFER.K.GR.BR.A.C.U.F.BR.LUN.MUNZT.COMMISSAR.Z.Z.*
(Julius Georg Töpfer, Königlich Großbritannischer Erzkanzler und Fürstlich Braun
Zuletzt geändert von mfr am Fr 10.08.07 15:28, insgesamt 1-mal geändert.

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Canadian Coins
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Beitrag von Canadian Coins » So 30.07.06 11:58

Hallo Muenzenfreund,

ich hätte hier eine jüngere Prägung aus dem Iraq.

Im Bild zu sehen ist eine 500 Fils Münze aus dem Jahre 1982 (1402).
Motiv : Babylon - Der Löwe von Babylon

Hier ist ein Schreibfehler beim Nennwert zu finden.
Es hätte "500 Fils (Fals)" heißen müssen - zu lesen ist allerdings "500 Falsan"

Im kleinen Bildausschnitt ist die richtige Schreibweise zu sehen.

Schöne Grüße.
CC
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500falsan.jpg

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Beitrag von mfr » Fr 10.08.07 15:26

Hallo,
hier habe ich nochmal spiegelverkehrte Buchstaben. :D
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P1000751.JPG

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Schwarzschaf
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Schreibfehler

Beitrag von Schwarzschaf » Fr 10.08.07 15:46

Wladislaus IIII. v. Polen 1632 - 1648
Der Eisengraber hat ihm "älter gemacht" Wladisl. III hat 1434 - 1444 regiert.
Lg.
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Wladislaus IIII..JPG
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Gerhard Schön
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Beitrag von Gerhard Schön » Fr 10.08.07 16:11

Muenzenfreund hat geschrieben:hier habe ich nochmal spiegelverkehrte Buchstaben.
Das retrograde N muss aber kein Fehler sein, manchmal wurden aus Kreativität oder als besonderes Kennzeichen alle im Münzbild vorkommenden N seitenverkehrt wiedergegeben.
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Beitrag von helcaraxe » Fr 10.08.07 19:07

Gerhard Schön hat geschrieben:
Muenzenfreund hat geschrieben:hier habe ich nochmal spiegelverkehrte Buchstaben.
Das retrograde N muss aber kein Fehler sein, manchmal wurden aus Kreativität oder als besonderes Kennzeichen alle im Münzbild vorkommenden N seitenverkehrt wiedergegeben.
Woher weiß man denn, dass der Stempelschneider nicht einfach alle Ns verkehrt herum geschnitten hat, wie es ja eigentlich auch logisch wäre, wenn man unterstellt, dass der "Dummbatz" das Prinzip des Spiegelverkehrten nicht verstanden hatte? ;-)
Viele Grüße
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Beitrag von Gerhard Schön » Fr 10.08.07 20:11

helcaraxe hat geschrieben:Woher weiß man denn, dass der Stempelschneider nicht einfach alle Ns verkehrt herum geschnitten hat, wie es ja eigentlich auch logisch wäre, wenn man unterstellt, dass der "Dummbatz" das Prinzip des Spiegelverkehrten nicht verstanden hatte?
Das Prinzip der spiegelbildlichen Gravur wird der Betreffende schon verstanden haben, wenn seine übrigen Buchstaben stimmen und nur die N anders ausschauen.
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Beitrag von wpmergel » Fr 10.08.07 20:55

Man kann gewiss nicht alles als Fehler der Stempelschneider abhaken. Schon die alten Colonia-Pfennige gibt es ja mit dem "gespiegelten" N und Kaiser Otto mußte manch derbe Verballhornung auf seinen Münzen ertragen (oder konnte er auch nicht lesen und schreiben?) Trotzdem machen diese "Unzulänglichkeiten" den besonderen Reiz altdeutscher Münzen aus.

Mich würde dabei besonders interessieren, warum z. B. auf ein und derselben Münze das U unten rund und mit auslaufendem Abschwung aber auch als V dargestellt wurde. Weiterhin ist der gleichzeitige Gebrauch barocker (ich Danke mumde für diesen treffenden Ausdruck), römischer und lateinischer Einsen dokumentiert. Was mag den Künstler bewogen haben, so ein stilistisches Durcheinander zu fabrizieren?
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

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Beitrag von Gerhard Schön » Fr 10.08.07 21:15

wpmergel hat geschrieben:Mich würde dabei besonders interessieren, warum z. B. auf ein und derselben Münze das U unten rund und mit auslaufendem Abschwung aber auch als V dargestellt wurde.
Vielleicht wollte hier der Stempelschneider seine Werke irgendwie unterscheidbar machen?
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Analphabet am Werk

Beitrag von Oettlalb » Fr 10.08.07 21:32

Der Stempelschneider des folgenden Kunstwerks war Analphabet, oder
wie die alten Römer es so treffend nannten, "Barbar".
Genau genommen ist es also kein Schreibfehler, sondern eine Trugschrift.
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Barbar99.jpg
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U -V

Beitrag von Schwarzschaf » Fr 10.08.07 22:16

Nach zum Zurateziehen meines "Faulmann" kommt es daher, dass die Römer kein V schrieben und in den altitalischen Schriften, von Etruskisch bis Römisch der Buchstabe V für U stand. In der mittelalterlichen Übergangszeit änderte sich dieses und langsam kam es zur Anwendung unseres U (anfangs auch beides zugleich).
Wie gesagt, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen - schuld ist der "Faulmann" (Schriften aller Völker und Zeiten)
Möglicherweise kann ein Römersammler mehr dazu sagen.
8O
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Beitrag von petzlaff » Mo 13.08.07 17:40

Die lateinische Sprache und Schrift kannte sehr wohl einen Unterschied zwischen U und V - siehe zum Beispiel Worte wie FLUVIUS oder VENTUS. Zumindest gab es bezüglich der Aussprache offenbar klare Unterschiede. Warum das U bis zur Byzantinischen Zeit zumindest in Reliefschrift (auf Bauwerken oder auch Münzen) wie ein V geschrieben wurde ist meines Wissens nicht überliefert, dürfte aber dem Erbe der etruskischen Kultur entstammen, wie auch von Schwarzschaf postuliert. Ähnlich verhält es sich ja auch mit unseren F, dessen Schreibweise auf die normannische Runenschrift zurückgeht - und das, obwohl es gleichklingende Konsonanten wie z.B. V gibt.

Interessant in diesem Zusammenhang ist wohl auch, dass es im Griechichen weder ein U noch ein V gibt. Stattdessen erfüllt das Ypsilon die Funktion des U, und das F ist im Prinzip das PHI.

Die Römer übernahmen das Y und die aus dem Latein abgeleiteten Sprachen machten reichlich Gebrauch davon. So heißt im Spanischen das Y bis auf den heutigen Tag "Y griega"="griechisches Y", während das B und das V in der Umgangsschrift wechselseitig nahezu identisch genutzt wird (da es auch gleich ausgesprochen wird). das V wird im Spanischen "UVE" genannt, was beide diskutierten Buchstaben vereint. Das W nebenbei bemerkt "Doble UVE", also "doppeltes V/U".

ich finde es immer wieder wunderschön, wenn über unser numismatisches Hobby derartige spannende Diskussionen entstehen.

LG
Liebe Grüsse

petzlaff

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Beitrag von wpmergel » Mo 13.08.07 20:55

petzlaff hat geschrieben: ich finde es immer wieder wunderschön, wenn über unser numismatisches Hobby derartige spannende Diskussionen entstehen.
ich auch :!:
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

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Beitrag von Schwarzschaf » Mo 13.08.07 22:40

Ich schließe mich vollinhaltlich an - bei unserem Hobby gibts so viel Interessantes, daß ein Leben nicht ausreicht! :squarewink:
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Beitrag von hotzenplotz » Mi 16.01.08 15:24

Hier nun wieder ein Münzlein...

Ein Duit aus Kampen 1660 mit fehlerhaft geschnittener Jahreszahl. Es liegen die zwei Ziffern 6 übereinander. Der innenkreis ist ein Innenei geworden und dann war halt kein Platz mehr und der Stempelschneider hat hald bei den 6en eingespart - typische Montagsarbeit - da sind die Kreise halt ein wenig eierig... :wink: :wink: :wink:
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1660.jpg

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