Nurnberger Dreck - Nürnberger Drek

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navada
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Nurnberger Dreck - Nürnberger Drek

Beitrag von navada » So 05.07.09 20:31

Hallo Allerseits,
ich frage im Namen einer Bekannten, ob jemand etwas mit dem Begriff "Nurnberger Dreck" anfangen kann. Laut einer Original-Urkunde sollten 3 Gulden und 1 Nurnberger Dre(c)k im 17. Jahrhundert den Besitzer wechseln.

Google nennt zwar auch ein Kartenspiel so, aber wir gehen davon aus, dass es irgendeine Form von Geld sein muss. Für Informationen wäre ich sehr dankbar!

Schöne Grüße,
/nav
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Gerhard Schön
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Beitrag von Gerhard Schön » So 05.07.09 20:38

navada hat geschrieben:Laut einer Original-Urkunde sollten 3 Gulden und 1 Nurnberger Dre(c)k im 17. Jahrhundert den Besitzer wechseln.
Wenn du einen Scan der vollständigen Textpassage aus dieser Urkunde hier einstellst, lässt sich bestimmt mehr dazu sagen.
Gruß,
gs
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navada
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Beitrag von navada » So 05.07.09 21:39

hier habe ich einen Teil davon:
Dateianhänge
IMG_2617-21.jpg
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Beitrag von navada » So 05.07.09 21:41

hier den zweiten Teil (+ Vielern Dank für die schnelle Reaktion!):
Dateianhänge
IMG_2617-22.jpg
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Beitrag von Gerhard Schön » Mo 06.07.09 00:39

Kann es sein, dass das Schriftstück aus dem Jahr 1622 stammt? Damals hatte ein Reichstaler in Nürnberger Währung den gesetzlichen Kurs von 3 fl. 15 kr. Anderenorts stieg der Kurs auf 6, 8, 10 Gulden und nach der Währungsreform musste man für einen neuen Reichstaler bisweilen 14 oder 15 Gulden schlechten Geldes bezahlen.
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Beitrag von navada » Mo 06.07.09 09:21

Ich poste mal die Antwort:
Das Schriftstück wurde in Gießen zwischen dem 25. Februar und dem 1. März 1620 verfasst.

Die Akte enthält als weitere Währungen noch die Bezeichnungen: spanischer Taler, gemein Geld, gut Geld und einmal auch Reichstaler.
Bezieht sich Nurnberger Drek auf ein "ungeliebtes" Zahlungsmittel?
Also wenn ich es richtig verstanden habe, so soll nach der Währungsreform der Nürnberger Taler abgewertet worden sein, so dass er unbeliebt wurde und daher abfällig als "Drek" bezeichnet wurde?

Danke und Gruß,
/nav
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Beitrag von Gerhard Schön » Mo 06.07.09 10:40

navada hat geschrieben:Also wenn ich es richtig verstanden habe, so soll nach der Währungsreform der Nürnberger Taler abgewertet worden sein, so dass er unbeliebt wurde und daher abfällig als "Drek" bezeichnet wurde?
Nein, das stimmt ganz sicher nicht.

Der Begriff "Dreckgeld" kommt im Deutschen Rechtswörterbuch vor.
http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/dr ... =Dreckgeld
Allerdings sieht mir der vermeintliche Buchstabe "r" in dem Wort viel eher nach einem "e" aus.
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Beitrag von Dietemann » Mo 06.07.09 11:54

Gerhard Schön hat geschrieben:Allerdings sieht mir der vermeintliche Buchstabe "r" in dem Wort viel eher nach einem "e" aus.
Dem kann ich nur zustimmen, das Wort heißt ganz anders. Der erste Buchstabe ist auch kein D, dieses sieht in der damaligen Schrift wie ein v aus (siehe daß im Text). Der dritte Buchstabe könnte ein c sein, ein e ist es auf keinen Fall, das kann man mit den e in Nürnberger vergleichen. Bei dem letzten Buchstaben tue ich mich schwer, es gibt in dem Textausschnitt keinen vergleichbaren und meine Kenntnisse sind nicht so gut, als dass ich es so wüsste.

Es grüßt freundlichst Dietemann
Matth.18,21-35

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Beitrag von Gerhard Schön » Mo 06.07.09 14:21

Ja, da hilft wohl nur der Scan des gesamten Dokuments. Und woraus ergibt sich die Unsicherheit von 6 Tagen beim Datum?
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Beitrag von navada » Di 07.07.09 23:20

Danke für all Eure Gedanken und Anregungen.

Den ganzen Trext kann ich nicht posten, da das Staatsarchiv das nicht gerne sieht.

Die "Unsicherheit" von 6 Tagen beruht darauf, dass die Zeugenprotokolle über einen mehrtägigen Zeitraum niedergeschrieben worden sind. Daher einen 6-tägigen Zeitraum der Akte. Das fragliche Schriftstück stammt von der Befragung am 25. Februar 1620. Da der Schriftbild flüssig erscheint kann es auch möglich sein, dass alles zu einem späteren Zeitpunkt zusammengeschrieben wurde.

Der Begriff Dreckgeld im Lexikon ist ein einziges Mal als Synonym für eine Abfuhrzahlung belegt. Meine Bekannte sagt dabei, es passe jedoch nicht in den vorliegenden Kontext.

Der zweiten Buchstaben als "e" zu lesen wäre wohl richtig. Weniger überzeugt Sie der Anfangsbuchstabe als "v", da dreimal unabhängig voneinenader ein "D" gelesen wurde. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass es sich um eine Realabgabe handeln müsse, z.B. einem "Nürnberger Ei" (Taschenuhr).

Danke nochmals.
Sollte sich Weiteres ergeben, werde ich gerne hier darüber berichten.

/nav.
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Beitrag von Gerhard Schön » Di 07.07.09 23:59

navada hat geschrieben:Der zweiten Buchstaben als "e" zu lesen wäre wohl richtig. Weniger überzeugt sie der Anfangsbuchstabe als "v", da dreimal unabhängig voneinenader ein "D" gelesen wurde. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass es sich um eine Realabgabe handeln müsse, z.B. einem "Nürnberger Ei" (Taschenuhr).
Der Anfangsbuchstabe wird schon ein "D" sein, und das Wort ist wohl als "Deck" zu lesen, was auch immer damit gemeint sein mag. Hervorzuhebende Anfangsbuchstaben konnte man ja wahlweise als vergrößerte Minuskel oder aber mit der (anders gestalteten) Majuskel schreiben.
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Hypothese

Beitrag von gtr » Do 09.07.09 18:47

Hallo,

ich würde mich der Meinung von H. Schön anschließen. Der erste Buchstabe ist ein D. Exakt die gkleiche Ausführung ist auf Tafel 8, Schriftafel zur Deutschen Paläographie, Archivschule Marburg zu sehen, allerdings von 1588.
Lt. Gebr. Grimm...., wird für Decke auch die Kurzform Deck verwendet. Nachdem Nürnbergs zweitwichtigster Wirtschaftszweig der Textilhandel war und die Stadt eigene Qualitätsstandards festlegte, könnte ich mir vorstellen, daß dieser Ausdruck für eine bestimmte Qualität oder Ausführung stand.

Gruß gtr

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