Es kommt nicht oft vor, dass die Numismatik in der Belletristik eine Rolle spielt. Als ich vor ein paar Wochen zufällig über ein solches Buch gestolpert bin, hab' ich dem Christkind gleich einen Tipp gegeben. Der war erfolgreich , daher kann ich jetzt ein Bisschen was dazu sagen.
Es handelt sich um "Die Münze von Akragas" von Andrea Camilleri, Beschreibung des Verlags siehe hier: http://www.hanser-literaturverlage.de/b ... 12-00495-9
Es ist eine unterhaltsame Erzählung über das Schicksal einer Münze von der Belagerung von Akragas durch die Karthager 406 v.Chr. bis zu ihrem Wiederauftauchen Anfang des 20. Jahrhunderts. Zwischendrin wird das Buch auch zum Krimi, Camilleri ist ja vor allem durch die Fälle des Commissario Montalbano bekannt geworden (hab' ich aber keinen gelesen ).
Große Weltliteratur ist das Werk nicht, die Geschichte ist manchmal etwas einfach gestrickt und wirkt leicht biedermeierlich, auch der Schluss ist nach meinem Geschmack etwas verunglückt (da hatte Camilleri wohl keine Lust mehr, seine Fäden alle sauber aufzulösen). Man kann aber sehr wohl einen vergnüglichen Nachmittag damit verbringen, länger benötigt man für die etwa 120 Seiten nicht.
Es geht dabei auch um eine real existierende Münze, die "kleine Akragas". Zuerst hab' ich das gar nicht geglaubt, da ich nicht fündig geworden bin (trotz einer Abbildung im Buch ). Dann ist mir aber eingefallen, dass das Buch in Italien schon vor über einem Jahr erschienen ist, ich hab' also mal im italienischen Forum nachgeschaut. Und siehe da, dort gab es eine recht ausführliche Diskussion zu diesem Thema : http://www.lamoneta.it/topic/71772-la-piccola-akragas/
Italienisch gehört jetzt nicht zu denjenigen Sprachen, die zu verstehen ich behaupten könnte, also war ich auf die Übersetzung durch Google angewisen, sehr hartes Brot .
Was ich verstanden habe, ist Folgendes:
Es handelt sich um eine Goldmünze von etwas über 1,7 g Gewicht, die wohl während der Belagerung zur Bezahlung von Söldnern geprägt wurde. Von der im Buch auftretenden Variante mit dem Fisch unter der Krabbe gibt es wohl nur zwei bekannte Exemplare.
Eines in London: http://www.britishmuseum.org/research/s ... _id=941701
eines in Paris: http://visualiseur.bnf.fr/CadresFenetre ... hemindefer
Das Londoner Exemplar wurde vom British Museum erst 1956 aus dem Handel erworben, daher ist es im BMC nicht aufgeführt.
Das Pariser Exemplar stammt aus der Sammlung von Honoré Théodoric d’Albert de Luynes ( http://de.wikipedia.org/wiki/Honor%C3%A ... _de_Luynes ), die heute zum Bestand der BnF gehört. Dort hat die Münze die Nummer 846 und findet sich im von Ernest Babelon erstellten Katalog der Sammlung:
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k8 ... f183.image (Beschreibung)
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k8 ... nes.langDE (Bild)
Das Buch hat mir also insgesamt viel Spaß gemacht, sowohl das Lesen, als auch die Nachforschungen zur "kleinen Akragas" (die vielleicht sogar mehr Zeit als das Lesen in Anspruch genommen haben ).
Gruß
Altamura
Literaturtipp: Andrea Camilleri, "Die Münze von Akragas"
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Literaturtipp: Andrea Camilleri, "Die Münze von Akragas"
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- Steffl0815 (So 16.10.22 16:59)
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