Helmut Caspar schreibt in seinem Buch " Der König rief... " , dass französische Goldmünzen für die Reichsgoldausmünzung eingeschmolzen wurden, er nennt hauptsächlich 10 - und 20 Frankenstücke. Die Einschmelzungen fanden in den Prägeanstalten selbst statt, dort wurden auch die Ronden von Grund auf hergestellt. Interessant finde ich die These von den Platinfälschungen. Die Güte der legierung wurde doch durch den wardein bei jeder Schmelze überwacht, das müsste aufgefallen sein.
Ich habe noch ein Zitat zum allgemeinen Goldverkehr gefunden, es stammt aus Georg Obst ” Banken und Bankpolitik ”, Leipzig, 1909, Seite 262ff. ( Herunterzuladen über archive.org ). Aus diesen Zitaten geht hervor, was auch im Jaeger angemerkt ist, dass es nicht unwesentliche Verluste an Reichsgoldmünzen durch die Bedürfnisse der Industrie gab, sowie einen ständigen Abfluss ins Ausland, dem allerdings eine ständige Zufuhr an gemünztem ausländischen Golde gegenüberstand. Da diese Goldmünzen nicht immer umgeschmolzen wurden, kann dies ein Erklärungsmuster dafür sein, dass grössere Posten an Goldmünzen plötzlich bei ausländischen Notenbanken auftauchen können. ( Beispiel : nach dem zweiten Weltkrieg gab es einen starken Rückfluss von Double Eagle von europäischen Zentralbanken in die USA, die meissten heute angebotenen St. Gaudens aus de 20er Jahren stammen wohl daher. )
c) Goldhandel und Devisengeschäfte.
Gemeinsam ist allen Notenbanken die Sorge für die Aufrechterhaltung
der Währung.
Um Goldexporte zu verhüten, erhöht in der Regel die Zentralbank des Landes
den Diskontsatz in der Hoffnung, fremde Guthaben durch Gewährung
höherer Zinsen im Lande zu behalten, bezw. noch neue Gelder aus dem
Auslande heranziehen zu können. Oft glückt das Experiment aber nicht.
Erreichen oder überschreiten die Devisen den Goldpunkt, so strömt in.
der Regel Gold ab.
Die Reichsbank muß, wenigstens in Berlin, ihre Noten jederzeit in
jedem Betrage in Gold einlösen. Um ein Einschmelzen von Doppel-
kronen möglichst zu verhüten, gibt sie auch Goldbarren und ausländische
Goldmünzen ab.
Die Höhe des zu gewerblichen Zwecken (von Bijouterieanstalten,
Uhrenfabriken, Juwelieren usw.) in Deutschland alljährlich benötigten Goldes — in Pforzheim werden sehr erhebliche Beträge Doppelkronen zu diesem
Zweck umgeschmolzen — ist genau nicht zu ermitteln. Man schätzt, daß
jährlich 80 — 100 Millionen M in den Schmelztiegel wander..
Besitzt die Zentralbank nun einen großen Devisen vorrat, so wird sie
durch starkes Angebot der Devisen oft imstande sein, deren Kurs zu
drücken, und es wird vorteilhafter sein, Wechsel und Schecks anstatt Gold
nach dem Auslande zu senden…
...
Man hüte sich aber auch, den Wert der Devisenpolitik zu überschätzen.
Sie kann die Diskontpolitik sehr gut ergänzen, niemals aber
vollkommen ersetzen. Auf die Dauer vermag auch sie keine anderen
Wechselkurse zu erzielen, als sich aus der Gestaltung der Zahlungsbilanz
ergibt. Diese ist grundsätzlich dafür entscheidend, ob Gold ins Land oder
aus dem Lande fließt. Die Frage der Goldbeschaffung hängt aufs innigste
zusammen mit der Frage: Wie schafft man Forderungen ans Ausland?
...
Die Zentralbank hat aber nicht bloß die Aufgabe, den Goldabfluß zu
verhüten, sondern sie muß auch bestrebt sein, die Goldeinfuhr nach
Möglichkeit zu fördern
Um Goldimporte nach Deutschland zu begünstigen, ist neben der Gewährung
langfristiger zinsfreier Vorschüsse auch vorgeschlagen worden^),
den Schlagschatz, der 6 M für das Kilogramm beträgt, das sind etwa
-^Is^loo' ^^ ermäßigen. Fischel, der Mitinhaber von Mendelssohn & Co.,
trat bei der Bankenquete sogar dafür ein, sie gänzlich aufzuheben. Eine
Ermäßigung zum mindesten scheint insofern notwendig, als die Bank von
England für das Umschmelzen nur ^/^ penny für die Unze, d. i. noch nicht
halb so viel wie die Gebühr in Deutschland, erhebt und bei der eng-
lischen wie bei der amerikanischen Münze Prägegebühren nicht berechnet
werden. Weiter, und das hat auch Friedrich Koch in seiner oben er-
wähnten Arbeit vorgeschlagen, sollten die Schiffahrtsgesellschaften ange-
halten werden, die Frachtsätze für Goldimporte erheblich zu ermäßigen.
...
Mit Rücksicht auf die Aufrechterhaltung der Währung soll die Reichs-
bank Opfer bringen, Goldankäufe werden natürlich aber nur dann von
Nutzen sein, wenn nicht gleich wieder die Gefahr des Abflusses von
Gold vorliegt.
...
Im Anhang stelle ich noch einen Link zum Buch von Karl Helfferich “ Die Reform des deutschen Geldwesens “, Berlin, 1898 ein. Auf Seite 248 findet sich eine Tabelle, die zeigt, aus welchen Quellen die Deutsche Reichsbank in den 1870er Jahren ihr Gold bezog:
http://archive.org/details/diereformdesdeu00helfgoog