Anmerkungen zum Tympf

Europa (ohne Euros) und Afrika - ab etwa 1500.
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klaupo
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Anmerkungen zum Tympf

Beitrag von klaupo » Mo 04.09.06 22:45

Hallo mal wieder,

eigentlich hatte ich vor, die Numispedia um den Tympf anzureichern. Der ist aber bereits vorhanden: http://www.numispedia.de/Tympfe

Ein paar zusätzliche Anmerkungen aus anderer Quelle möchte ich dennoch an dieser Stelle nachliefern.

Als Tympf bezeichnet man bekanntlich eine polnische und preußische Silbermünze im 17. und 18. Jh. Die Entstehung dieses Münztyps geht auf den Posener Münzpächter Andreas Tympf im Jahr 1663 zurück. Im Zuge der Münzreform, die in Polen 1659 eingeleitet worden war, schlugen er und sein Bruder Thomas vor, geringhaltige Silbermünzen (500/1000) zu prägen und sie im Wert eines Guldens (Zloty) zu 30 polnischen Groschen (Guldentympf) auszugeben. Im Volksmund erhielten diese geringhaltigen Münzen, deren Silbergehalt kaum 40% ihres Nennwerts enthielten, bald den Namen ihrer Erfinder - Tympf. Dieser Name wurde in der Folge auch als offizielle Bezeichnung in die amtlichen Akten übernommen. Die Prägezahl der Tympfe, die in Lvov, Krakau und anderen Städten geschlagen wurden, erreichte in kürzester Zeit einen Umfang von ca. 9 Millionen.

Ihrer minderen Qualität versuchte man durch die Legende im Avers gegenzusteuern: DAT PRETIUM SERVATA SALUS POTIOR Q5 METALLO EST, frei übersetzt "Das Ziel, das Vaterland zu retten, steht über dem Wert des Metalls". Die Reaktion der Bevölkerung fand alsbald ihren Ausdruck in der Lesart des Monogramms "ICR - Ioannes Casimirus Rex". Es wurde umgedeutet in "Initium calamitatis Regni" - "Der Anfang vom Untergang des Reiches".

Die Idee der Brüder Tympf erwies sich somit zwar für sie persönlich als äußerst lukrativ, jedoch als kontraproduktiv für die Reform. Der polnische Hof reagierte dann auch, und bereits 1666 wurden auf königlichen Erlaß sämtliche Münzstätten, in denen Tympfe geprägt wurden, stillgelegt. Den Brüdern Tympf wurde der Prozeß gemacht. Sie wurden zu einer Geldstrafe von 4 Millionen Zloty (Gulden) verurteilt, entzogen sich jedoch der Zahlung durch die Flucht aus Polen ... und wurden Münzmeister in Dänemark bzw. Preussen. :D

Soviel zum Tympf. Wer mag, kann Parallelen zur Gegenwart entdecken. :wink:

Gruß klaupo
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Tympf_1664_Rv.jpg
Tympf_1664_Av.jpg
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Beitrag von harpsycho » So 17.09.06 19:13

In Polen entstand diesbezüglich sogar ein Sprichwort:
"Ein guter Scherz ist einen Tympf wert!" (Dobry zart tymfa wart)
:P

Grüsse


harpsycho

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