Bronzepest - was nun?

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heku
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Bronzepest - was nun?

Beitrag von heku » Mo 21.08.06 09:40

Hallo,

In meinen ungereinigten Römern sind mehrere Stücke enthalten, die Anzeichen der Bronzepest zeigen, einer Erscheinung die mir bei meinen Münzen bisher nicht begegnet ist.

Bild 1 zeigt eine Münze, die noch in der Reinigungsphase ist. Ich reinige dieses Stück mit EDTA-Lösung. Aus der Kruste taucht ein silbriger Antoninian auf. Wenn das EDTA alles Nichtmetallische aufgelöst hat, ist dann die Bronzepest gestoppt? Mit der Beseitigung der Kruste und der Patina sind ja auch die schädlichen Chloride entfernt.

Der Antoninian von Bild 2 ist fast bis auf das Metall gereinigt. Wenn ich die ganze Münze mit Benzotriazol behandle, bleibt das Metall dann blank, oder dunkelt es im Laufe der Zeit nach, was der Optik zugute kommen würde. Zumindestens für meinen Geschmack.

Beim Aurelianus von Bild 3 scheint die ganze Münze großflächig betroffen. Wenn ich auch hier mit Benzotriazol vorgehe, wird mir dann auch die dicke Kruste so stabilisiert, das ich sie (außer mechanisch) nicht mehr auflösen kann. Beseitigen will ich die Kruste mit Trinatriumphosphat.

Im Voraus vielen Dank für Eure Hilfe.

Viele Grüße
Hermann
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QVINTVS
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Beitrag von QVINTVS » So 27.08.06 14:43

Grüß Dich Hermann,

leider sehe ich keine Bilder!

Bin auf Antworten gespannt, weil ich nämlich eine Tetradrachme der Salonina habe, die an einer Stelle auch von der Bronzepest befallen ist. Trotz Balistol habe ich es nicht wegbekommen!
Viele Grüße

QVINTVS

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Beitrag von QVINTVS » So 27.08.06 14:44

Sorry, jetzt sind die Bilder auf einmal sichtbar!
Viele Grüße

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Beitrag von QVINTVS » So 27.08.06 14:48

Auf Bild 1 ist meinesarchtens keine Bronzepest sichtbar. Diese Münze ist meiner einer anderen Münze "verbacken" gewesen. Ich würde nur als "Auflagen" bezeichnen, die mechanisch oder chemisch zu entfernen sind.

Bei Bild 2 bin ich mir nicht ganz sicher. Irgendwie sieht es mir zu wenig "giftgrün" aus.

Mit was hast du bisher solche stellen behandelt?
Viele Grüße

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Beitrag von heku » Di 29.08.06 14:10

Hallo QVINTVS,

Bei Bild 1 haben wir wohl beide recht. Dort, wo der dicke grüne Fleck war bleiben nach der Reinigung keine Narben, dort war die Münze wohl verbacken. Im Bereich der rotbraunen Auflagen jedoch, dort wo nur kleinere grüne Flecken sichtbar waren, ist bei der Reinigung (mit EDTA) ein Stück herausgebrochen. Das herausgebrochene Stück war absolut bröselig, beim Abschaben kam frisches giftgrün zum Vorschein.

Bild 2 ist leider Bronzepest, die Flecken wachsen langsam.

Mit Ballistol hatte ich auch keinen Erfolg. Ich habe ein stärker befallenes Stück zunachst mit Zitronensäure bis aufs Metall gereinigt, und dann 4 Tage lang in gesättigte EDTA-Lösung eingelegt, anschließend gründlich gespült und mit dem Föhn getrocknet. Die Münze war metallisch blank. Einen Tag später waren erste grüne Ausblühungen wieder sichtbar , und sie wachsen! 3Tage später sieht die Münze so aus - siehe unten. Laß Dich von der Farbe nicht täuschen. Ich habe alle verpesteten Stücke in Motoröl eingelagert, um die Luftfeuchtigkeit fernzuhalten, die Münze ist nur leicht trockengetupft, deshalb stimmen die Farben nicht.

Es scheint, daß die Bronzepest so nicht zu stoppen ist. Über folgende Seite:

http://www.restaurierung-und-mehr.de

bin ich auf das dort auch erhältliche Benzotriazol gestoßen. Ich habs bestellt aber noch nicht erhalten. Wenn ich es ausprobiert habe, berichte ich.

Meine ungereinigten Römer sind alle mit Wasser in Kontakt gekommen. Bei mehreren, die zuvor keinerlei Anzeichen zeigten, beginnen jetzt kleine giftgrüne Ausblühungen zu wachsen. Es scheint, daß viele Fundmünzen den Keim des Untergangs in sich tragen.

Wenn ich weiterdenke: die Ungereinigten bei ebay sind ja letztlich nur der Schrottaneil dessen, was tatsächlich aus der Erde geholt wird. Und die wirklich guten Stücke? Ich unterstelle schlichtweg, daß sie im Handel auftauchen (wo denn sonst). So manchem der hier Kupfer oder Bronzestücke (unter Umständen hochwertige Stücke für teures Geld) kauft, die frisch aus der Erde stammen, blüht doch im Laufe der Jahre das furchtbare giftgrün bröselige Erwachen.

Viele Grüße
Hermann
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Beitrag von Huehnerbla » Fr 01.09.06 18:20

Vielleicht solltest Du auch einmal über die Lagerung der Münzen nachdenken. Denn Bronzepest entsteht erst ab einer Luftfeuchtigkeit von 46% rF. Etwas Silicagel kann sicher nicht schaden. Auf jeden Fall müssen die mit Bronzepest befallenen Münzen von "gesunden" Münzen getrennt werden.
Gruß
Jürgen

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Beitrag von heku » Mo 04.09.06 14:21

Silicagel ist ein guter Tipp. Danke. Wie arbeitest Du es auf. Bei 110 Grad im Backofen, oder in der Mikrowelle?

Ich habe Benzotriazol mittlerweile ausprobiert, das sieht sehr gut aus.Gemäß der Produkt beschreibung ist es einer der wirksamsten Korrosionsinhibitoren (Korrosionsverhinderer) für Kupfer und seine Legierungen. Bei dem Stück unten entstanden nach dem Kontakt mit Wasser nach zwei Tagen hellgrüne Ausblühungen. Nach Behandlung mit Benzotriazol sind sie dunkler grün geworden und wirken verfestigt. Jetzt, erneut zwei Tage später, hat sich nichts mehr verändert. Kein weiteres Wachstum, keine neuen Stellen.

Ich habe die Münze von Bild 1ganz oben (dort Bild 3) dem Motoröl entnommen und dann zur Reinigung mehrere Tage in Ballistol eingelegt. Einiges an Dreck ist abgelöst. Nach zwei Behandlungen mit Benzotriazol hat sich hellgrün in dunkleres grün verwandelt. Das Stück ist in meinen Augen ist deutlich ansehnlicher geworden.

Und wenn die Wirkung dieses Benzotriazols 3 Jahre lang anhält und die Bronzepst für diese Zeit zuverlässig stoppt - dann find ichs klasse.

Viele Grüße
Hermann
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Beitrag von Huehnerbla » Di 12.09.06 14:23

Wenn das Benzotriazol richtig angewendet wurde hält das nicht nur drei Jahre, sondern quasi für die Ewigkeit.
Gruß
Jürgen

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Beitrag von QVINTVS » Fr 27.10.06 21:10

Ich habe eine Tetradrachme der Salonina (?) die am unteren Rand - von 5 - 7 Uhr - deutliche anzeiche von Bronzepest aufwies. Mit Ammonik 10 %ig konnte ich diese giftgrünen Beläge auflösen.

Allerdings hat sie noch einen braunroten festen Belag, der sich damit nicht lösen ließ. Würde er die ganze Münze überziehen, würde ich ihn belassen, nachdem er aber auf dem AV nur zu ca. 30 % erhalten ist, würde ich ihn gerne abtragen. Wißt Ihr wie das möglich wäre?
Viele Grüße

QVINTVS

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