Reingung neuzeitlicher Münzen mit Scheuerpulver

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coin_bizarre
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Reingung neuzeitlicher Münzen mit Scheuerpulver

Beitrag von coin_bizarre » So 04.07.04 13:42

Hallo Forenteilnehmer,
ich frage, warum kostspielige Reinigungsmittel verwenden, wenn es auch preiswerter geht.
Meine Reinigungsmethode (wohlgemerkt nur für neuzeitliche Münzen, bei antiken Münzen würde ich es keinesfalls riskieren !!!) Atta Scheuerpulver, Wattestäbchen und viel Wasser.
Das Wattestäbchen und die Münze befeuchten, eine kleine Menge Scheuerpulver mit dem Wattestäbchen befeuchten und verreiben, öfters spülen! und Vorgang wiederholen. Verschmutzte Wattestäbchen wechseln, da jede Menge Dreck abgeht - das ganze ist leider eine recht mühselige Angelegenheit; vielleicht hat ja jemand noch Verbesserungsvorschläge parat!
Wichtig ist, daß das Scheuerpulver immer naß sein sollte, sonst besteht
die Gefahr von Kratzern. Am besten an ein paar wertlosen Münzen experimentieren.
Vorteil: Man bekommt auch Patina Schichten damit weg (auch wenn viele
jetzt aufschreien mögen, Patina und Wertmiderung durch Entfernung der Patina ist
letztendlich Ansichtssache - für mich sieht eine Münze optimal aus, wenn sie dem bankfrischen Ideal am nächsten kommt). Vorteil der Patina ist wiederum, daß sie starke Gebrauchsspuren der Münze auch gut verbergen kann - darüber sollte man sich im klaren sein.
Beste Ergebnisse habe ich bei Kupfermünzen erzielt, selbt bei schwierigen Materialen wie z..B. Aluminium kann man bei vorsichtiger! Anwendung noch was erreichen.

Und das wichtigste zum Schluß: Meine Reinigungsmethode ist ohne Gewähr und jeder, der es probieren will macht das auf eigene Gefahr!

coin_bizarre

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Beitrag von Lutz12 » So 04.07.04 16:30

Radikale Methoden gibt es mehrere. Ich würde die aber nur bei Stücken anwenden, die ich sowieso schon "abgeschrieben" habe. Bei Bronze oder Kupfer sind z.B. handelsüblicher Kalklöser (kostet im Supermarkt, z.B. Lidl nur ca. 0,89 Euro) ein sehr schnelles (und radikales) Mittel, 3 sec. eintauchen und mit Lappen blank wischen. Glänzt wie "neu" (ist es aber nicht) und läuft natürlich auch wieder an. Eine gleichmäßige Patina ist aus meiner Sicht jederzeit vorzuziehen und der beste Langzeitschutz.
Patina ist ein Thema über das man lange streiten kann, meiner Meinung nach versteckt eine Patina keineswegs Gebrauchsspuren.
Gruß Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

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Beitrag von coin_bizarre » So 04.07.04 16:42

Diese Variante werde ich mal ausprobieren - in welchen Zeitraum soll denn die Münze wieder anlaufen? Bei mir habe ich noch keine Verschlechterung (Anlaufen, etc.) nach der Reinigung feststellen können.

coin_bizarre

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Beitrag von Lutz12 » So 04.07.04 16:46

Zeitraum kann je nach Lagerung Monate, meist jedoch Jahre bedeuten. Wie gesagt diese Methode würde ich nicht ohne "Not" anwenden. Bei Korrossionsflecken greife ich jedoch in diese Trickkiste.
Gruß Lutz12
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Beitrag von coin_bizarre » So 04.07.04 17:04

das ist schon klar; bei wertvollen Münzen würde ich im Zweifel lieber gar keine Reinigung vornehmen, da man ja nie weiß, ob die Reinigung so verläuft wie man sich das vorstellt und zum anderen sind die Verfechter der "Patina" ja in der Mehrzahl und man handelt sich u.U. eine Wertminderung ein.
Trotzdem Danke für den Tip - werde ich mal in nächster Zeit mal testen.

Gruß coin_bizarre

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Beitrag von Lutz12 » So 04.07.04 19:58

Noch 2 Konkretisierungen zu o.g. Tip mit Kalklöser:
1. Nur für Bronze oder Kupfer (andere Metalle hab ich selbt noch nicht ausprobiert)
2. 3 sec. tauchen und dann mit reichlich Wasser abspülen, dann mit Tuch abreiben
Gruß Lutz12
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Beitrag von wpmergel » So 04.07.04 21:16

@coin_bizarre

bei Dir ist offensichtlich der Name Programm.
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

www.Waldecker-Münzen.de
www.Waldecker-Münzfreun.de

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Beitrag von ossenbruegger » So 04.07.04 22:59

Lutz12 hat geschrieben:... dann mit Tuch abreiben

Reiben????? Oder nicht doch lieber tupfen?!
[b]Beati pauperes spiritu, quoniam ipsorum est regnum caelorum - Honni soit qui mal y pense[/b]

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Beitrag von coin_bizarre » Mo 05.07.04 00:33

-> zu Wolfgang M.
auch in der Numismatik sollte der Versuch der Innovation erlaubt sein und es gäbe wahrscheinlich wesentlich weniger Sammler, wenn alles reglementiert wäre wie in anderen
Bereichen.
Es ist ja noch die Frage offen, wer welchen Münzzustand vorzieht (z.B. Patina oder nicht, usw.)
Die Nachfrage danach scheint ja da zu sein, sonst gäbe es ja nicht gleich einen ganzen Bereich extra zum Thema Reinigen in diesem Forum ....

coin_bizarre

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Beitrag von mumde » Mo 05.07.04 00:59

Lieber coin_bizarre, das ist keine Innovation. Was meinst du wohl, wie viele Münzen, manchmal ganze Sammlungen, ich schon gesehen habe, die durch die innovative Anwendung von Scheuerpulver, Stahlwolle, Sidol, Zahnpasta und ähnlichen Hausmittelchen ruiniert und auf einen Bruchteil ihres Wertes reduziert wurden!
Die Rubrik "Reinigen" haben wir hier, um Anfängern von solchen Brutalo-Methoden abraten zu können.
Gruß mumde

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Beitrag von coin_bizarre » Mo 05.07.04 01:52

Lieber mumde,
demjenigen dem die Sammlung gehört hat, wird der Zustand seiner Münzen ja gefallen haben, sonst hätte er sich die Mühe ja gleich sparen können.
Offensichtlich gefällt diesem Personenkreis (zu dem ich sicher auch zähle) eine glänzende Münze, die dem bankfrischen Original am nächsten kommt (es gibt ja auch Sammler, die nur diesen Typ Münzen sammeln), einfach besser.
Die anderen mögen lieber die Patinaschicht - die Geschmäcker sind eben verschieden.
Wer hat dieses Regelwerk denn überhaupt aufgestellt und welche tiefere Logik steht dahinter ?
Kann ja sein, daß ich völlig falsch liege, aber abgesehen von der Wertminderung (das ist das einzige Argument, weil es eben so eine unabänderliche Tradition ist, Münzen nur auf diese Weise zu sammeln) sehe ich nicht ganz den tieferen Sinn.

Gruß, coin_bizarre

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Beitrag von corrado26 » Mo 05.07.04 15:39

coin_bizarre hat geschrieben:Lieber mumde,
demjenigen dem die Sammlung gehört hat, wird der Zustand seiner Münzen ja gefallen haben, sonst hätte er sich die Mühe ja gleich sparen können.
Hätte der Sammlungseigner die wirklich guten und ernsthaften Ratschläge in diesem Forum bezüglich des "Reinigens" von alten Münzen beherzigt, hätte er sicherlich letztendlich mehr von seiner Sammlung gehabt.
Offensichtlich gefällt diesem Personenkreis (zu dem ich sicher auch zähle) eine glänzende Münze, die dem bankfrischen Original am nächsten kommt (es gibt ja auch Sammler, die nur diesen Typ Münzen sammeln), einfach besser.
Das mag schon sein, hat aber mit Numismatik nichts zu tun! Was gefällt, ist nicht immer das, was am Schluss den meisten Wert beim Verkauf bringt. Eine Ansammlung gereinigter Münzen ist eigentlich nur Metallschrott!
Wer hat dieses Regelwerk denn überhaupt aufgestellt und welche tiefere Logik steht dahinter ?
Dieses Regelwerk, wie Du es nennst, existiert schon seit Jahrhunderten und ergab sich aus dem Marktgefüge nahezu zwangsläufig aus einem ganz einfachen Grund: jeder ernsthaft der Numismatik verschriebene Sammler möchte möglichst nur unberührte und original erhaltene Stücke in seine Sammlung aufnehmen und dazu gehören gereinigte oder "bescheuerte" Münzen nun mal nicht .
Kann ja sein, daß ich völlig falsch liege, aber abgesehen von der Wertminderung (das ist das einzige Argument, weil es eben so eine unabänderliche Tradition ist, Münzen nur auf diese Weise zu sammeln) sehe ich nicht ganz den tieferen Sinn.
Ja, Du liegst völlig daneben. Der tiefere Sinn der Patina - und das hat mit Geschmack überhaupt nichts zu tun - ist der, daß die Patina sozusagen der Alters- und Echtheitsnachweis für eine Münze ist. Eine blankgescheuerte Münze ist dessen beraubt und von daher nur noch Makulatur ohne Wert
Gruß
corrado26
Scio me nescire sed tamen censeo cogitare necesse esse

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Beitrag von mumde » Mo 05.07.04 19:11

@coin_bizarre: Ich hatte auch mal eine Phase, in der ich meine Münzen blank und glänzend haben wollte. Damals war ich acht Jahre alt.
Ich sehe auch heute noch gern z. B. ein Fünf-Mark-Stück des deutschen Kaiserreiches, das aussieht wie frisch geprägt. Nur habe ich unterdessen gelernt, daß ein erfahrener Sammler einer Münze alle Reinigungsversuche ansehen kann und seine Finger von jeder Münze läßt, die unsachgemäß gereinigt wurde. Eine mit Putzmitteln gereinigte Münze mag Dir hübsch erscheinen. Und wenn Du Deine Freude hast, freut uns das ja auch. Der normale Sammler sieht aber die feinen Schmirgelspuren und will solch eine Münze nicht haben.
Patina oder nicht Patina - das ist hier gar nicht die Frage. Es geht hier um Reinigungskratzer. Auch wenn Du sie noch nicht erkennst, der geübte Sammler sieht so etwas.
Gruß mumde

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Beitrag von coin_bizarre » Di 06.07.04 16:54

Liebe Numismatik Freunde,
also, ich hab den Tip mit dem Kalkreiniger (Kupfer geht am besten) mal an ein paar wertlosen 1 Cent USA Münzen ausprobiert und den Effekt finde ich nicht schlecht, jedenfalls besser als vorher. Noch besser ist das ganze in Kombination mit meiner Reinigungsmethode.
Eine Sache stimmt leider, und da hat "mumde" recht, es entstehen u.U. Polierspuren
(Microkratzer, Schmiegelspuren) durch das Reiben mit den Wattestäbchen, diese sind aber sehr minimal - kann aber sein, daß es schon eine Wertminderung ist und das der Numismatiker als absolute Vernichtung ansieht.
Auch habe ich festgestellt, daß in ein paar wenigen Fällen die Patinaschicht
einige Gebrauchsspuren der Münze verborgen hat (diese sind definitiv nicht durch
die Reinigung entstanden!)

Zum Thema Wertminderung und Wertgewinn bei Münzen:
Es gibt ja sowas wie Münzkataloge, da stehen die hypothetisch erziebaren
Preise in Euro aufgelistet drin.
Für mich ist das Thema Gewinn und Wertzuwachs bei Münzen eher sekundär,
da ich kein Münzhändler bin, keine wertvollen Münzen besitze und, wenn ich Geld
durch Spekulation verdienen will, dann kaufe ich mir Aktien oder steige in einem
Aktienfond ein!
Auch bei Münzen kann eine Wertentwicklung positiv, negativ bzw. konstant verlaufen,
je nach Angebot und Nachfrage - ist also spekultiv !

Ich werde aber in ein paar Monaten, ein paar von mir mißhandelte 1 Cent Münzen
verkaufen unter der Angabe, daß sie unter Numismatikern als Metall-Schrott gelten,
just for fun.

Zum Thema Echtheit und Altersnachweis:
Das geht nach ernsthaften wissenschaftlichen Gesichtspunkten nur durch eine Materialanalyse (C14 Analyse) einwandfrei festzustellen; es gibt ja auch gute Fälschungen und auch eine Patina-schicht kann ich künstlich erzeugen bzw. verbessern!
Wer nein sagt, der denke nur an Fälscher wie Kujau, die selbst Experten lange
Zeit täuschen konnten.

Und abschließend noch was zur Reinigung an sich:
Jeder Reinigungsvorgang hat Einfluß auf die Münze - das fängt schon mit dem
Wasser an (Härtegrad) und endet mit der Trocknung (abreiben mit einem Tuch
kann schon Polierspuren oder Schmirgelspuren zur Folge haben).
Also bei wertvollen Münzen lieber gar nichts machen, ins Album oder Münzkapsel,
etc. legen und fertig - das kann ich nur jedem raten!

Bei "wertlosen" Münzen sehe ich das ganze nicht so kritisch, dann bin halt kein
ernsthafter Sammler, mit diesem Makel kann ich leben.

Gruß coin_bizarre

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Beitrag von Lutz12 » Di 06.07.04 19:04

C14 ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Isotop des Kohlenstoffes das in gleicher Konzentration in allen lebenden Organismen und Pflanzen vorkommt und dient der Altersbestimmung bei organischen Substanzen. Weil nach deren Ableben der radioaktive Kohlenstoff zerfällt, kann an Hand der Konzentration das Alter sehr genau bestimmt werden. So hab ich es mal gelernt. Wie kann dieses Verfahren bei Münzen angewendet werden??? Hab ich etwas versäumt?
Gruß Lutz12
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