Varianten Kaiserreich - was ist bekannt?

Alles über Varianten, Fehlprägungen und Fälschungen
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olfy
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Varianten Kaiserreich - was ist bekannt?

Beitrag von olfy » Sa 26.10.02 19:51

Hallo alle!

Hat zufällig einer von Euch eine Ahnung, was es an Varianten Kaiserreich gibt (insbesondere Kleingeld)? Ich habe neulich einen "Katalog" in den Händen gehabt von Christian Mergel, der war aber ungefähr so schlecht, als meine Oma den geschrieben!

Würde mich über reichlich Antworten oder Internetseiten o.ä. freuen

bis die Tage

euer olfy

mfr
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Beitrag von mfr » Sa 26.10.02 20:00

Hallo,
im Jaeger-Katalog sind einige verzeichnet, spezielle Literatur oder gar Webseiten zu dem Thema sind mir nicht bekannt.

olfy
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schade!

Beitrag von olfy » Sa 26.10.02 23:38

Hallo Münzfreund,

das ist schade! Im Jäger stehen gerade für K'reich sehr wenige drin. Im www habe ich gefunden, daß 1/2 Mark 1906 (Mzz habe ich vergessen) die "6" manchmal hochgestellt ist; sieht fast so aus wie ein Exponent. Oder 1 Mark 1874: Hier gibt es schrägstehende "4" oder hochstehende "4"; 1 Mark 1888 gibt es mit verschieden großen 8en. 1 Mark großer Adler: Manchmal steht auf der Zahlseite das Eichenlaub bis zum Rand (mir nur auf der linken Seite, ca. auf halb 9, bekannt). 10 Pf gibt es mit etwas kleinerer "0" und viele Diversitäten in den Mzz (aber welche?). Und da erschöpft sich mein Wissen leider auch. Falls Du zufällig etwas findest, oder jemanden kennenlernst, der sich mit soetwas auskennt, bitte laß es mich wissen.

vielen Dank und viele Grüße

olfy

PS: Auch wenn ich sie nicht mag, ich muß sie zitieren (Nina Ruge): Alles wird gut!

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Beitrag von Obelix » So 27.10.02 10:19

@olfy
Auch wenn das jetzt nicht hier her gehört!
Was macht das Programm?
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Beitrag von olfy » So 27.10.02 11:11

:oops: :oops: :oops: :oops: :oops: :oops: :oops: usw......

Ich habe die Arbeit deutlich unterschätzt! Nachdem ich alles schön für eine DEMO-Version gekürzt hatte, funktionierte es nicht mehr. lol. Naja, am 2.9. fing dann der neue Job an der neuen Schule an. Und die Ferien sind jetzt auch um. Jede freie Minute sitze ich hier am Rechner.

überleg, überleg, überleg....

OK, ich schicke die am Wochenende eine nicht fertige Version!

viele Grüße

olfy

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Beitrag von Obelix » So 27.10.02 12:10

@olfy

Ich will Dich nicht drängeln. :lol:
Die Hauptsache ist doch das es funktioniert. :oops:
:oops: Und ich dachte Du hättest während der Ferien ein wenig Zeit dafür gehabt. 8)
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Beitrag von olfy » So 27.10.02 14:52

@Obelix

Ich habe dir gerade eine PN geschrieben. Alles weitere dort.

@alle

bis die Tage

der olfy

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Beitrag von Obelix » So 27.10.02 14:58

@olfy

Danke :wink:
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zurück zum Thema

Beitrag von wpmergel » So 27.10.02 21:42

Hallo Olfy,

selbst der leider kürzlich verstorbene Varianten-Pabst Erich Paproth, führt nur die bekannten Verprägungen an. Das A ohne Querstrich bei BADEN, der Stempelriß bei den Medaillen der Muldener Münze sind ja den KR-Sammlern hinlänglich bekannt. Seltene Varianten wie Jäger 60 ohne Perlkreis erzielen derart hohe Preise, daß wohl nur Münz-Kabinette und Museen als Käufer auftreten.

Außerdem glaube ich, daß die Variantenflut im Bestreben einiger Sammler begründet ist, etwas Seltenes - sprich Teures - zu besitzen. Das ist bei KR-Sammler eigentlich nicht notwendig. Auch waren die meisten Münzen - der kleineren Staaten - mehr Verdienstorden, denn Zahlungsmittel und wurden entsprechend sorgfältig hergestellt.
Herzliche Grüße aus Waldeck
Wolfgang M.

www.Waldecker-Münzen.de
www.Waldecker-Münzfreun.de

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Beitrag von olfy » So 27.10.02 21:58

Hallo,

vielen DAnk für die Antwort! Nun ist es so, daß ich nicht alle Varianten nach Neugebaur sammle; das liegt schon alleine daran, daß ich zum Großteil die Unterschiede gar nicht sehe, trotz mehr oder weniger selbsterklärender Namen (Mzz dick oder Mzz dünn). Ich sammle nur Offensichtliches (Nachmeßbares), z.B. kleine Zahl/große Zahl 128 Perlen oder 129 Perlen o.ä.. Leider übersieht man bei einer großen Flut von Münzen oft diese kleinen Merkmale, die notwendiger Weise wohl auf verschiedene Stempel zurückzuführen sind, wenn man gar nicht weiß, worauf man achten soll. Außerdem macht es wenig Spaß das Rad immer neu zu erfinden, wenn Du weißt was ich meine.
Stempelrisse: Wenn man billig welche bekommt ok, aber lohnt sich da das Sammeln? Das sind auch weniger Varianten sondern viel eher technische Fehlprägungen. Interessanter sind da (für mich) systemische Fehlprägungen, bspw. falsche oder gar keine Randschrift, verkehrte Ronde usw..
Wie dem auch sei, (für mich) schade, daß nichts über K'reich Kleinmünzen bekannt ist.

bis die Tage und an alle Lehrer: ...die 8 Wochen bis Weihnachten gehen auch vorbei...

der olfy

PS: Bis Du mit Christian Mergel verwandt? Als ich deinen Namen las, habe ich mich schon etwas erschrocken... Der Christian kommt, soweit ich weiß, aus Norddeutschland.

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Beitrag von mfr » Fr 23.09.05 20:41

Hallo,
in der letzten M&P war ja schon der interessante Artikel "Kleinmünzen der Kaiserzeit mit Riffelrand ?" enhalten.
In der aktuellen Ausgabe gibt es den Artikel "Jahreszahlen auf Kleinmünzen der Kaiserzeit - Teil 1". Scheinbar soll das eine ganze Serie werden.
Die Textversion kann man auch online nachlesen: http://www.gietl-verlag.de/MP/Heft/beitrag1.htm

mfr
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Beitrag von mfr » Fr 23.09.05 20:45

Da die Seite jeden Monat geändert wird, sichere ich den Beitrag mal hier, dürfte ja nichts dagegensprechen:
Jahreszahlen auf Kleinmünzen der Kaiserzeit
Teil 1
Ein Beitrag von F.P. Wolf

Einleitung
Nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 begann die Prägung von Kleinmünzen der neuen Mark-Währung mit der Jahreszahl 1873. Ihr Prägezeitraum erstreckt sich bis 1922, wenn man die gleichartig weiter geprägten Ersatzmünzen des Ersten Weltkriegs zu 1, 5 und 10 Pfennig mit betrachtet. Das Münzgesetz und die Beschlüsse des Bundesrats zur Ausführung des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 – zu finden bei Hammerich1) – legten die Legierungen, Gewichte, Durchmesser und Randgestaltung der Münzen sowie ihr Aussehen genau fest. Für die Kleinmünzen von 1 Pfennig bis 1 Mark wurde bestimmt, daß sie einheitlich für alle Bundesstaaten auf der einen Seite die Wertangabe, die Jahreszahl und die Inschrift „Deutsches Reich“ tragen sollten, auf der anderen den Reichsadler und das Münzzeichen. Interessant ist besonders im Hinblick auf die Jahreszahlen, wie man „zur Sicherung der möglichsten Gleichförmigkeit des Gepräges der aus den verschiedenen Münzstätten hervorgehenden Reichsmünzen“ vorgehen wollte. Danach sollten in der Münzstätte Berlin nicht nur Urmatrizen für die Avers- und Reversseiten der Kleinmünzen und Urmatrizen für die gerippten Ränder der Silberkleinmünzen angefertigt werden, sondern sogar Urmatrizen von Normalzahlenreihen für alle Münzen. Mit Hilfe dieser Urmatrizen hergestellte Matrizen sollten dann „den mit der Ausmünzung der Reichsmünzen betrauten Münzstätten zugestellt“ werden.
Damit müßten eigentlich auch die Kleinmünzen bei allen Münzstätten einheitliche Zifferntypen in den Jahreszahlen aufweisen und nicht nur die großen Münzen ab 2 Mark, für die dies bis auf einzelne Ausnahmen gilt. Daß aber bei den verschiedenen Münzstätten in Wirklichkeit neben unterschiedlichen Ziffernstellungen und Endziffern unpassender Größe oft auch individuell unterscheidbare Ziffern benutzt worden sind, sollen die folgenden Abschnitte mit zahlreichen Abbildungen zeigen. So ist es häufig möglich, schon allein an Details der Jahreszahl zu erkennen, in welcher Münzstätte die betrachtete Münze geprägt worden ist. Damit lassen sich manchmal Stücke, die prinzipiell oder zufällig (wegen Stempelverstopfung) ohne Münzzeichen geprägt worden sind, eindeutig einer Münzstätte zuordnen. In vielen Fällen kann man auch Verfälschungen von Jahreszahl oder Münzzeichen auf diesem Wege erkennen, und manchmal auch Ganzfälschungen.
Die Zifferntypen der Jahreszahlen ähneln weitgehend denen der Wertzahlen 1, 2, 5, 0 auf den Kleinmünzen. Völlig andere Zahlentypen und eine andere Einteilung der Prägungen auf beiden Seiten haben nur die 25 Pfennig-Stücke, bei denen die Wertzahlen noch dazu ganz anders aussehen als die Ziffern der Jahreszahlen.
Unregelmäßigkeiten gibt es aber dort – abgesehen vom Anfangsjahrgang 1909 – ebenfalls. Grundsätzlich gilt, daß im ersten Prägejahr eines jeden Münztyps nur in Ausnahmefällen über kleine Stellungsunterschiede der letzten Ziffer hinausgehende Unregelmäßigkeiten zu finden sind. Dies ist ein Hinweis darauf, daß tatsächlich von Berlin an alle Münzstätten einheitliche Matrizen auch für die Jahreszahlen geliefert worden sind.
In den folgenden fünf Abschnitten wird versucht, die Unterschiede der Jahreszahlen nach einem einheitlichen Schema zu ordnen und jeweils für Münzen des gleichen Typs (Nennwert, Material, Prägebild) mit Abbildungen zu verdeutlichen. Im abschließenden sechsten Abschnitt werden einige Anwendungsbeispiele vorgestellt.
Etwa zehn Einzelangaben zu Auffälligkeiten bei den Jahreszahlen finden sich übrigens auch im Jaeger-Katalog2) als Fußnoten. Sie betreffen jedoch überwiegend unregelmäßige Ziffernstellungen und nur in wenigen Fällen abweichende Zifferngrößen. – Ein Hinweis auf die „offene 4“ in der Jahreszahl von 20 Pfennig 1874 G, die von den geschlossenen Ziffern 4 der übrigen Münzstätten in diesem Prägejahr abweicht, ist in Münzen & Papiergeld, Heft 9/2004 auf Seite 55 nachzulesen. Auch dazu folgen im ersten Abschnitt weitere Angaben.


I. Gestaltunterschiede der Ziffern bei verschiedenen Münzzeichen im gleichen Jahr
Ein erstes anschauliches Beispiel für die Gestaltunterschiede einer Ziffer geben die 1⁄2-Mark-Stücke vom Jahr 1914. Nur drei Münzstätten haben damals dieses Nominal geprägt. In den ersten drei Ziffern stimmen alle Prägungen überein. Aber Abb. 1 zeigt oben die Berliner Prägung (Münzzeichen A) mit offener 4, in der Mitte die Münchner Prägung (D) mit geschlossener 4 und unten die Hamburger (J) mit einer geschlossenen 4, deren Oberteil kleiner ist und in einem Querstrich mit Aufwärtshaken endet. Der Normalzahlenreihe dürfte dabei – wenn man die großen Münzen zum Vergleich heranzieht – die Münchner 4 entsprechen. Es gibt insgesamt eine Vielzahl von solchen kleinen Unterschieden bei den zahlreichen Kleinmünzen.
In diesem Abschnitt sollen die wesentlichen Formen der Ziffern beschrieben werden, die jeweils beim gleichen Nominal im gleichen Jahr von den verschiedenen Münzstätten benutzt worden sind. Die Auflistung erfolgt in der Reihenfolge der Ziffern von 1 bis 0, jeweils geordnet für die Nominale von 1 Pfennig bis 1 Mark, soweit bei ihnen nennenswerte Unterschiede entdeckt wurden. Dabei werden auch die Jahrgänge aufgelistet, in denen die vorgestellten Zifferntypen von den angegebenen Münzstätten benutzt worden sind. Mit Sicherheit ist davon auszugehen, daß die Liste noch unvollständig ist und weitere Besonderheiten gefunden werden. Wen die Details mit den vielen Abbildungen zunächst eher verwirren oder ermüden, der kann auch zuerst die folgenden Abschnitte II bis VI lesen und dann bei weiterem Erklärungsbedarf zu den einzelnen Ziffern im Abschnitt I zurückkehren.


Ziffer 1:
Die Grundform der 1 – ähnlich wie in den Wertzahlen von 1 und 10 Pfennig sowie 1 Mark – findet sich abgesehen von kleinen Unterschieden in den Jahreszahlen aller Kleinmünzen außer 25 Pfennig. Als Beispiel zeigt Abb. 2 oben 5 Pfennig 1911 F mit der Grundform und unten 5 Pfennig 1911 G mit deutlich verkürzten Anstrichen der 1 in den letzten beiden Ziffern. Der Grundform sehr ähnlich sind die Ziffern 1 auf allen Nominalen mit großer Wertziffer außer 2 Pfennig und 20 Pfennig in Kupfer-Nickel.
Bei Münzen zu 2 Pfennig ist der Anstrich deutlich steiler, so in Abb. 3 unten bei 2 Pfennig 1911 J oder in verkürzter Form bei 2 Pfennig 1911 G in Abb. 3 oben und in der Mitte, die sich in der Stellung der letzten Ziffer deutlich unterscheiden. Auf wenig zirkulierten Stücken aus Karlsruhe (G) wirkt die Ziffer 1 übrigens besonders groß und erhaben. – Derartige Stellungsunterschiede werden im Abschnitt V ausführlich besprochen. Folgende Jahrgänge und Münzzeichen weisen generell kurze Anstriche der Ziffer 1 auf, soweit sie in den letzten beiden Stellen der Jahreszahl auftritt:

Der verkürzte Anstrich der 1 in der ersten Stelle kommt ferner auf allen 20-Pfennig-Stücken in Kupfer-Nickel vor, siehe Abb. 36.
Bei den Münzen mit kleiner Wertzahl im Eichenkranz gibt es andere Unterschiede. Die Grundform der 1 sieht man in Abb. 4 auf 1⁄2 Mark 1911 E oben und in der Mitte. Auch hier gibt es unterschiedliche Stellungen der letzten Ziffer. Bei dem Prägestempel in der Mitte ist sie offensichtlich noch einmal nachpunziert worden. Dagegen erscheint in Abb. 4 unten die 1 mit deutlich steilerem und etwas längerem Anstrich bei minimal größeren, kräftigeren Ziffern auf 1⁄2 Mark 1911 F. Letztere Form findet man bei 50 Pfennig 1900 J, 1902 F sowie bei 1⁄2 Mark 1906 – 1919 F und 1907, 1908 J (siehe auch unter den Ziffern 3, 7, 8 ).
Für die Münzen zu 1 Mark wurden in Berlin ab 1882 A und in Stuttgart ab 1900 F (außer bei der Jahreszahl von 1911 F) neue Prägewerkzeuge benutzt. Sie haben u.a. flächigere Jahresziffern, bei denen die 1 und die 7 stärker von denen der alten Werkzeuge abweichen. In Abb. 5 erkennt man dies beim Vergleich von 1 Mark 1907 J (oben) von den alten, weit überwiegend verwendeten Prägewerkzeugen mit 1 Mark 1907 A (unten), die von den neuen Werkzeugen stammt. Hier hat die 1 einen sehr kurzen, etwa waagerecht beginnenden Anstrich ähnlich der Wertzahl von 1⁄2 Mark. Nähere Einzelheiten sind in einer früheren Nummer von M&P3) zu finden. Die völlig andersartigen Ziffern auf den 25 Pfennig-Stücken werden unter Ziffer 2 und im Abschnitt V mit vorgestellt.


Ziffer 2:
Ähnlich wie die großen Wertzahlen der Münzen zu 2 Pfennig und zu 20 Pfennig (sowohl in Silber als auch in Kupfer-Nickel) sehen normalerweise auch die Endziffern 2 der Jahreszahlen aus. Völlig aus dem Rahmen fallen nur die Endziffern 2 mit geschwungenem unterem Querstrich. Sie finden sich – außer auf den hier nicht betrachteten Goldmünzen von 1872 – nur auf den 10-Pfennig-Stücken 1892 A und 1902 A, das in Abb. 7 oben gezeigt wird, sowie bei 50 Pfennig 1902 F und allen 1⁄2-Mark-Stücken des Jahrs 1912 mit Ausnahme der Hamburger Prägung (J). Dazu wird in Abb. 6 oben das Stück 1⁄2 Mark 1912 A vorgestellt und unten das Stück 1⁄2 Mark 1912 J mit der „normalen“ 2. Die Ziffern 2 mit den geschwungenen Querstrichen haben gewisse Ähnlichkeiten mit der ersten Wertzahl der 25-Pfennig-Stücke.
Die normale Ziffer 2 beginnt links oben mit einem Vollkreis und endet unten in einem geraden Querbalken mit Aufwärtshaken am Ende. Je nach der Münzstätte kann der Aufwärtshaken senkrecht oder geneigt sowie unterschiedlich lang und breit sein sowie spitz oder stumpf enden. Auch die Größe des Vollkreises und der Übergang zum gekrümmten oberen Bogen der Ziffer können unterschiedlich ausfallen, und die ganze Ziffer wirkt manchmal mehr oder weniger gedrungen oder schlank. So lassen sich an Hand der Abb. 7 Unterschiede der Endziffern auf den Münzen zu 10 Pfennig 1902 D, E, F, G, J erkennen. Nur zur Unterscheidung der Prägungen 1902 E und F muß man vielleicht noch den Abstand der Ziffer 2 vom Punkt oder die Neigung der Ziffer 0 mit heranziehen.
Im Abschnitt VI werden in Abb. 51 die 10-Pfennig-Stücke des Jahrgangs 1922 aus Eisen abgebildet. Ihre Ziffern 2 haben trotz der schlechten Ausprägung auf dem harten Metall große Ähnlichkeit mit den hier vorgestellten Ziffern des Jahrs 1902.
So ist festzustellen, daß auf den Stücken zu 10 Pfennig 1892, 1902 und 1912 jeweils deutliche Unterschiede der Ziffern 2 von Münzstätte zu Münzstätte auftreten.
Dagegen unterscheiden sich die Ziffern 2 auf den Münzen zu 1, 5 und 20 Pfennig weniger. Ihre Gestalt ist bei den Münzzeichen A, D, E, F und J vergleichbar mit der auf 10 Pfennig 1902 D in Abb. 7, wobei allerdings die Gegenkrümmung im unteren Bereich etwas stärker ist. Die Endziffer wirkt bei F sehr gedrängt, bei J mehr aufgerichtet. Nur die Endziffern 2 von Karlsruhe (G) weichen stärker von den anderen ab, weil sie im unteren Teil geradlinig verlaufen und daher in einem spitzen Winkel auf den unteren Querstrich treffen. Dies zeigt Abb. 36 von 20 Pfennig 1892 G im Abschnitt IV. – Auch auf den 2-Pfennig-Stücken aller Münzstätten ähnelt die Endziffer von 1912 der auf 10 Pfennig 1902 D in Abb. 7.
Bei den Stücken zu 1⁄2 Mark 1912 sind die Ziffern 2 mit dem geschwungenen unteren Querstrich einander ebenfalls sehr ähnlich, nur der gerade Strich bei 1912 J weicht davon auffällig ab. Die Endziffern 2 auf den Münzen zu 1 Mark haben kleinere charakteristische Unterschiede. Am deutlichsten weicht im Bereich der alten Prägewerkzeuge die Hamburger 2 von den anderen ab, also bei 1892, 1902 und 1912 J. Ihr Oberteil erscheint nach links gebogen, und sie ist kleiner als die übrigen Ziffern der Jahreszahl. Etwas anders wirkt auch die von den neuen Werkzeugen stammende 2. Sie ist aber nur für die Berliner Prägungen 1882, 1892, 1902, 1912 A konsequent verwendet worden. In Stuttgart stammen nur die ersten drei Ziffern der Jahreszahl 1902 F von den neuen Werkzeugen, die Endziffer ist „alt“ und entspricht der von 1892. Im Jahre 1912 F sind dann alle vier Ziffern „neu“.
Auf den Münzen zu 25 Pfennig 1912 befindet sich eine völlig andere Endziffer 2, die bei den verschiedenen Münzstätten unterschiedlich ausfällt. Als Beispiel sollen die 25 Pfennig-Stücke von 1912 D und F in Abb. 8 dienen.


Ziffer 3:
Nur geringe Gestaltdifferenzen gibt es bei der Ziffer 3. Am ehesten findet man etwas verschiedene Längen der Querstriche in der Mitte der Ziffern. Die größten Unterschiede weisen die Endziffern bei den 1⁄2 Mark-Stücken des Jahres 1913 auf. Die Normalform der 3 zeigt Abb. 9 oben auf 1⁄2 Mark 1913 A. Das Stück von 1913 D hat eine 3 mit zu kleinem Oberteil und zu großem, breitem Unterteil. Die 3 bei 1⁄2 Mark 1913 F ist rechts in der Mitte sehr weit eingekerbt, und ihr Oberteil ist größer als ihr Unterteil. Bei dieser Prägung gehören auch die übrigen Ziffern zu den nur von Stuttgart (F) und in wenigen Jahren auch von Hamburg (J) benutzten etwas größeren und kräftigeren Typen, die unter Ziffer 1 besprochen wurden.
Die unterschiedlich langen mittleren Querstriche finden sich vor allem auf Münzen zu 2 und zu 5 Pfennig. Unter Ziffer 9 werden in Abb. 20 die 2-Pfennig-Stücke 1913 A und E abgebildet, deren Endziffern sich geringfügig unterscheiden. Zwei weitere bis auf ihre Größe minimal verschiedene Endziffern 3 finden sich auf Abb. 38 im Abschnitt IV bei 10 Pfennig 1903 G. Die Prägungen von 1 Mark mit neuen Werkzeugen haben deutlich längere Querstriche in der Mitte der Ziffern als die mit den alten Werkzeugen.


Ziffer 4:
Die auffälligsten Gestaltunterschiede treten zweifellos bei der Endziffer 4 in den Jahreszahlen auf. Die drei Grundformen wurden schon in Abb. 1 am Anfang dieses Abschnitts vorgestellt. Aber auch bei den einzelnen Formen gibt es oft noch kleinere Verschiedenheiten. Ein schönes Beispiel dafür sind die silbernen 20-Pfennig-Stücke des Jahres 1874. Die geschlossene 4 kann nämlich einen niedrigen unteren Teil haben wie bei 20 Pfennig 1874 E in Abb. 10 oder einen höheren wie bei 1874 F. Ausschließlich mit offener 4 ist in Karlsruhe (G) geprägt worden. Darmstadt (H) hat die in Abb. 10 unten gezeigt geschlossene 4 mit Aufwärtshaken sogar in etwas verschiedenen Größen und Gestalten benutzt, die auf Abb. 29 im Abschnitt III gegenübergestellt werden.
Generell haben die meisten Kleinmünzen die Ziffer 4 in geschlossener Form ohne Aufwärtshaken. Im Jahr 1874 hat Darmstadt (H) aber für die Prägung von 1 Pfennig, 2 Pfennig und 1 Mark die geschlossene 4 mit und ohne Haken nebeneinander benutzt. Darüber hinaus gibt es auf den 1-Pfennig-Stücken die 4 mit Haken in zwei Größen (Abb. 28 im Abschnitt III) und auf den 1-Mark-Stücken die 4 ohne Haken ebenfalls (vgl. Abschnitt III).
Auf allen 10-Pfennig-Stücken aus Karlsruhe (G) erscheint die Endziffer 4 mit Aufwärtshaken. Gleiches gilt für die 1⁄2-Mark-Stücke aus Hamburg, von denen nur der Jahrgang 1914 J die Endziffer 4 hat (Abb. 1).
Für 1-Mark-Stücke ist offenbar aus Berlin die 4 mit Haken als Normalzahl geliefert worden, denn 1874 haben alle Prägungen bis auf einen Teil der Darmstädter diese Gestalt der Endziffer 4. Später haben dann in den Jahren 1904 und 1914 nur Muldenhütten (E), Karlsruhe (G) und Hamburg (J) den Haken beibehalten. Zwischendurch ist allerdings in Karlsruhe der Jahrgang 1894 G ausnahmsweise ohne Haken geprägt worden, siehe Abb. 24 im Abschnitt II. Die Jahrgänge 1904 und 1914 haben München (D) mit den alten sowie Berlin (A) und Stuttgart (F) mit den neuen Werkzeugen geprägt. Alle diese Mark-Stücke haben die geschlossene 4 ohne Haken in sehr ähnlicher Gestalt wie 1894 G.
Sämtliche Abweichungen von der geschlossenen hakenlosen 4 als Normalprägung enthält die folgende Tabelle, wobei eingeklammerte Münzzeichen für nur einen Teil der Prägemenge stehen:


Ziffer 5:
Die Ziffer 5 in den Jahreszahlen ähnelt den großen Wertzahlen von 5 Pfennig und beiden 50-Pfennig-Stücken. Unterschiede sind nicht so auffällig wie bei der Ziffer 4. Sie betreffen den oberen Querstrich und das Vorspringen des unteren Endes der 5 mit dem Vollkreis. Den unterschiedlichen Verlauf des oberen Querstriches dokumentieren die folgenden Abbildungen von den drei 5-Pfennig-Münzen des Jahrgangs 1895. Auf Abb. 11 sieht man oben 1895 E mit mäßig breiter 5, die einen geraden, am Ende nach oben abgeschrägten Querstrich hat. Dagegen wirkt bei 1895 F die Endziffer mit ihrem schwach konkav nach oben gebogenen langen Querstrich etwas breiter. Schmaler erscheint dann wieder die 5 von 1895 G mit gewelltem Querstrich.
Die folgenden Aufnahmen der 10-Pfennig-Stücke von 1905 mit allen Münzzeichen dienen nicht nur zum Vergleich der Endziffern 5, sondern später auch der Ziffern 9. In Abb. 12 oben ist die 5 von 1905 A breit und hat einen fast geraden oberen Querstrich. Sehr ähnlich sieht sie auch von 1905 E aus. Bei beiden hat der Querstrich auf dem größten Teil seiner Länge eine konstante Breite, nur am Ende ist er nach oben fast geradlinig abgeschrägt. Das Münchner Stück 1905 D hat eine schmale 5 mit stark „eingerolltem“ unterem Ende. Diese 5 findet sich auch beim Jahrgang 1915 D, nicht aber 1875. In Stuttgart (F) weist die Endziffer einen sehr langen und schwach nach oben gekrümmten Querstrich auf. Die Karlsruher Münze 1905 G hat eine breite 5 mit langem geradem Querstrich, der leicht nach oben weist. Ihr kreisförmiges unteres Ende springt aber nicht so weit vor wie bei A, E, F und J. Die Hamburger 5 von 1905 J ähnelt den Prägungen von A und E, aber ihr Querstrich verläuft auf der Oberseite etwas konkav und auf der Unterseite gleichmäßig stärker konvex gekrümmt.
Einige deutlich voneinander abweichende Endziffern auf Münzen zu 20 Pfennig 1875 dokumentiert Abb. 13. Bei 1875 B hat die mittelbreite 5 einen schwach konkaven Querstrich; bei 1875 C ist er fast keilförmig. 1875 F zeigt sich mit sehr breiter, ausladender Endziffer und langem, schwach konkavem Querstrich ähnlich wie bei 10 Pfennig 1905 F in Abb. 12. Die Endziffer von 1875 H hat einen kurzen, stark konkaven und am Ende wulstartig verdickten Querstrich der 5 als Sonderform. Bei 20 Pfennig 1875 F gibt es außer der hier abgebildeten Form auch Stücke mit einer mittelbreiten 5, die der Prägung von 1875 B ähnelt. – Beispiele von unterschiedlichen Ziffern 5 bei gleichem Nominal, Jahrgang und Münzzeichen werden im Abschnitt III mit Abbildungen aufgeführt.
Generell ist festzustellen, daß die überwiegende Mehrzahl der Münzen mit großen Wertzahlen gerade oder nur schwach gekrümmte Querstriche der Ziffer 5 hat. Daneben gibt es stärkere Krümmungen wie bei 5 Pfennig 1895 F in Abb. 11 sowie gewellte Querstriche wie bei 1895 G in der gleichen Abbildung. Außerdem existiert eine Sonderform bei 20 Pfennig 1875 H in Abb. 13 unten und ähnlich auch bei 1 und 2 Pfennig 1875 H. Bei beiden ist das Oberteil der Endziffer 5 sehr klein und der kurze gebogene Querstrich endet in einer Verdickung.
Von den Münzen mit kleiner Wertzahl im Eichenkranz haben alle 1⁄2-Mark-Stücke (1905 und 1915) etwas gekrümmte obere Querstriche der 5, nur bei 1915 G ist er stärker gekrümmt. Für die Prägung der 1-Mark-Stücke ist von Berlin offenbar die 5 mit gewelltem Querstrich geliefert worden, denn im Jahr 1875 haben diesen alle Münzstätten außer Stuttgart (F) geprägt. Er ist später in den Jahren 1905 und 1915 auf den Prägungen von Muldenhütten (E), bei einem kleinen Teil der 1 Mark-Stücke 1905 G sowie 1885, 1905 und 1915 in Hamburg (J) beibehalten worden. Stuttgart (F) hat für 1875 einen gekrümmten Querstrich benutzt. In den späteren Jahren haben 1885, 1905 und 1915 Berlin (A) und ab 1905 Stuttgart (F) mit neuen Werkzeugen geprägt, bei denen der Querstrich etwas gekrümmt ist. Abgebildet findet man das seltene Stück 1905 F in Auktionskatalogen, z.B. Grün4).
Ein gerader oberer Querstrich ist erstmals in Karlsruhe (G) bei einem Teil der Prägemenge von 1875 G zu finden. Er ist dort für alle späteren Prägungen benutzt worden, und zwar für 1885 und 1915 ausschließlich, für 1905 überwiegend. In München (D) tritt er bei 1905 und 1915 auf. Allerdings gibt es bei 1905 D auch noch eine gänzlich andere, eigentlich unpassende 5 als Sonderform, die auf Abb. 32 im Abschnitt III neben der Normalform vorgestellt wird.
Abweichungen von den geraden oder nur ganz schwach gekrümmten Querstrichen sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt, wobei eingeklammerte Münzzeichen sich nur auf einen Teil der Prägemenge beziehen. Die Unterscheidung zwischen „gekrümmt“ und „ganz schwach gekrümmt“ fällt bei einigen Prägungen schwer.


Ziffer 6:
Die Endziffer 6 bietet wenig Abwechslung. Sie kommt fast immer mehr oder weniger bauchig-breit vor. Auf einigen wenigen Prägungen wirkt sie etwas schlanker. Dies gilt hauptsächlich für alle Münzen mit großer Wertzahl von 1876 D, bei denen außerdem der Vollkreis am Kopf der Ziffer sehr dünn ausfällt und oft wie quer abgeschnitten wirkt. Abb. 14 verdeutlicht das mit 5 Pfennig 1876 D im oberen Teil. Die normale bauchige Form gibt es von 1876 D ebenfalls in Abb. 14 unten.
Eine auffällig schmale Ziffer 6 und manchmal gleichzeitig auch Ziffer 9 gibt es nur auf 10-Pfennig-Stücken aus München (D). Den Gegensatz zeigt die Abb. 15 von 10 Pfennig 1896 A mit breiten und von 1896 D mit schmalen Ziffern 6 und 9.
Von den bauchig-breiten Ziffern 6 weichen nur folgende Prägungen ab:


Ziffer 7:
Auch hier gibt es nur kleinere Unterschiede. Auf den Münzen mit großer Wertzahl hat die Ziffer 7 einen fast senkrechten geraden Anstrich, der gelegentlich etwas verkürzt oder schräg aussehen kann. Unten endet die Ziffer stets gerade quer abgeschnitten. Die typische Grundform der 7 zeigt Abb. 21 unter Ziffer 9. Folgende Stücke haben keine senkrechten geraden Anstriche der 7:
Von den Münzen mit kleiner Wertzahl im Eichenkranz haben die 50-Pfennig-Stücke von 1877 und 1878 mit Ausnahme des Münzzeichens G die Ziffer 7 in der oben beschriebenen Grundform. Die Karlsruher Stücke (G) haben kleine dreieckförmige Haken als Anstrich. Auf den Münzen zu 1⁄2 Mark fällt die 7 etwas unterschiedlicher aus. Deshalb wird in Abb. 16 der gesamte Jahrgang 1917 abgebildet, bei dem die Endziffern alle etwas verschieden aussehen. Zwar sind sie alle unten gerade quer abgeschnitten. Die Anstriche differieren aber deutlich: bei A halblang und halbbreit, bei D ganz kurz, bei E kurz und breit, bei F lang und schmal, bei G halblang und breit, bei J kurz, dünn und spitz, verbunden mit einer S-förmigen Gestalt der Ziffer. Ähnlich sehen auch die entsprechenden Endziffern des Jahrgangs 1907 aus mit einer Ausnahme: Die Prägung 1907 J hat als einzige einen kräftigen dreieckförmigen Anstrich, und ihr Fuß endet halbkreisförmig rund. Sie ähnelt der doppelten Endziffer auf den 1-Mark-Stücken 1877 B in Abb. 17 unten und gehört offensichtlich zu einem anderen Ziffernsatz. Von diesem stammt auch die Ziffer 8 bei der Folgeprägung 1908 J und die Ziffer 1 in beiden Jahrgängen, die schon in Abb. 4 unten am Beispiel von 1⁄2 Mark 1911 F gezeigt wurde.
1-Mark-Stücke der Jahre 1873 bis 1879 haben durchweg einen kräftigen dreieckförmigen Anstrich der 7. Deren Fuß ist teils quer abgeschnitten wie bei 1877 A auf Abb. 17 oben. So erscheint er in den siebziger Jahren auf allen Stücken aus Berlin (A), Frankfurt (C) und Hamburg (J). Bei den übrigen Münzstätten endet der Fuß schräg und oft abgerundet. Den anderen Grenzfall, nämlich ein halbkreisförmiges unteres Ende der 7 wie bei 1877 B in Abb. 17 unten, haben lediglich: 1875 B, E; 1877 B und 1878 B.
Mit den alten Werkzeugen ist später nur im Jahr 1907 von München (D), Muldenhütten (E), Karlsruhe (G) und Hamburg (J) noch geprägt worden. Sie haben alle die unten gerade quer abgeschnittene 7 benutzt. Die Anstriche haben bei D und E die Form kleiner spitzer Dreiecke, bei G sind sie gerade und länger, bei J in Abb. 5 ein wenig schräg und kürzer. Mit neuen Werkzeugen sind die Ausgaben 1887 A, 1907 A (in Abb. 5 unten) und 1907 F geprägt worden. Sie haben einen langen geraden Anstrich, der sich nach unten verjüngt und stumpf endet sowie halbkreisförmige untere Enden der Ziffer 7. Folgende Prägungen mit kleiner Wertzahl im Eichenkranz weichen von der Grundform der Ziffer 7 mit geradem Anstrich und quer abgeschnittenem Fuß ab:


Ziffer 8:
Die Ziffer 8 existiert in zwei grundverschiedenen Gestalten:
– mit breitem Schrägstrich durch die Mitte und dünnen Seitenpartien, z.B. in den Abb. 13 – 15 und
– symmetrisch mit dünner Mitte und verdickten Seitenpartien wie in Abb. 17.
Alle Prägungen mit großer Wertzahl haben bis auf eine Ausnahme die 8 mit breitem Schrägstrich. Normalerweise ist die Ziffer breit, aber es gibt vereinzelt eine schmale, etwas unsauber ausgeführte Form bei 1 Pfennig und 5 Pfennig 1888 D, die im Abschnitt III mit Abb. 34 präsentiert wird.
Die Ausnahme betrifft eine Kriegsnotmünze zu 5 Pfennig aus Eisen. Abb. 18 zeigt oben 5 Pfennig 1918 D mit der normalen 8, wie sie von den Münzstätten A, D, E, F und G geprägt worden ist. Nur Hamburg hat die symmetrische 8 verwendet, die in Abb. 18 unten von 1918 J zu sehen ist.
Dagegen haben die Münzen mit kleiner Wertzahl im Eichenkranz fast ausschließlich die mittelbreite symmetrische 8. Als Jahrhundertziffer ist sie ausnahmslos verwendet worden, nur bei den Endziffern von 1⁄2 Mark 1908 und 1918 gibt es einige Besonderheiten, und im Abschnitt III wird mit Abb. 35 die Endziffer 8 in beiden Grundformen auf 1 Mark 1908 G vorgestellt.
Abb. 19 zeigt oben 1⁄2 Mark 1908 A mit einer mittelbreiten symmetrischen 8. Etwas flacher, aber sauberer ausgeprägt wirkt sie auf 1⁄2 Mark 1908 D. Dagegen erscheint die 8 mit halbdickem Schrägstrich neben normalen übrigen Ziffern auf 1⁄2 Mark 1908 E. Flächige, geringfügig größere Ziffern eines anderen Typs (vgl. bei Ziffer 1) zeigt 1⁄2 Mark 1908 J in Abb. 19 unten. Hier dominiert der sehr breite Schrägstrich, während er sich bei der normalen Ziffer 8 mit halbdickem Schrägstrich von 1908 E nicht hervorhebt. Für die Prägung von 1⁄2-Mark-Stücken im Jahr 1918 haben die Münzstätten München (D) und Hamburg (J) dann andere Endziffern 8 benutzt, dagegen hat Muldenhütten (E) seine 8 mit Schrägstrich beibehalten. Hamburg ist (schon im Jahr 1909) zu den normalen Jahrgangsziffern zurückgekehrt und hat eine etwas schmalere symmetrische 8 geprägt. In München ist 1918 nur für die Endziffer 8 eine Sonderform benutzt worden, die im Abschnitt II auf Abb. 25 mit vorgestellt wird. Damit ergibt sich folgende Zusammenstellung von auf 1⁄2-Mark-Stücken verwendeten Endziffern 8:


Ziffer 9:
Hier ergeben sich viele Parallelen zu Ziffer 6. Die Ziffer 9 ist ebenfalls normalerweise mehr oder weniger bauchig-breit. Klar davon unterscheiden läßt sich eine schlanke 9 bei Stücken zu 2 Pfennig und vor allem zu 10 Pfennig. So hat 2 Pfennig 1913 A in Abb. 20 oben eine erheblich schmalere 9 als 2 Pfennig 1913 E unten. Noch auffälliger ist der Unterschied bei den 10-Pfennig-Stücken aus München (D). Im Unterschied zu den Prägungen aller anderen Münzstätten mit breiter 9 (vgl. Abb. 7 und 12) hat man in München hauptsächlich die in Abb. 21 oben bei 10 Pfennig 1907 D gezeigte schmale 9 benutzt. Nur in wenigen Jahren kommt die sonst übliche breite 9 auf Münchner 10- Pfennig-Stücken vor, entweder anstelle der schmalen 9 oder zusätzlich zu ihr wie auf Abb. 21 unten ebenfalls von 1907 D.
Generell tragen alle Kleinmünzen die 9 in geringfügig unterschiedlicher breiter Form bis auf folgende Abweichungen:


Ziffer 0:
Auch die Breite der Ziffer 0 schwankt etwas. Während in Berlin häufiger eine schlanke Form verwendet worden ist wie z.B. auf 5 Pfennig 1900 A in Abb. 22 oben, herrscht sonst die breit-ovale Form wie in Abb. 22 unten von 5 Pfennig 1900 E vor. Eine eindeutige Abgrenzung breit – mittel – schmal ist oft schwierig, weil es auch Zwischenstufen gibt und die Ziffern manchmal scharfkantig flach aus dem Münzgrund hervortreten, manchmal aber (bei abgenutzten Stempeln) wulstig-rund. Am ehesten kann man noch die schlanke Form bei 1 Pfennig und 5 Pfennig von den anderen abgrenzen.
Generell ist davon auszugehen, daß die Grundform der Ziffer 0 mäßig breit ist. Die folgende Zusammenstellung gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Breiten:
Münzen mit kleiner Wertzahl im Eichenkranz haben alle die Ziffer 0 in mittelbreiter Gestalt. Dabei wirkt sie auf 1-Mark-Stücken von den neuen Prägewerkzeugen geringfügig breiter als auf denen von den alten.
Die völlig andersartigen Münzen zu 25 Pfennig haben im Jahr 1910 eine breite Ziffer 0.
Zum Schluß des ersten Abschnitts ist darauf hinzuweisen, daß der Erhaltungszustand der Kleinmünzen bei der Beurteilung und Zuordnung von Gestaltunterschieden der Ziffern eine große Rolle spielt. Schon kleine Schlagspuren oder Einkerbungen können Teile der Ziffern scheinbar verändern. Auch normale Abnutzung ist zu berücksichtigen, vor allem bei frühen Prägungen mit dem alten Adler, die teilweise über 40 Jahre, die 1- und 2-Pfennig-Stücke sogar über 60 Jahre im Umlauf waren. Auf abgegriffenen Münzen (schlechter als „sehr schön“ erhalten) erscheinen die Ziffern sehr flächig und in allen Einzelheiten breit verlaufen, weil die einzelnen Striche, aus denen die Ziffern bestehen, bei prägefrischen Münzen meist einen trapezförmigen oder oben abgerundeten Querschnitt haben. Damit sind sie im unteren Bereich knapp oberhalb des Münzgrundes breiter, und nur dieser Teil bleibt bei stark abgegriffenen Münzen übrig.

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