Abgrenzung Variante zu Stempelverschiedenheit

Alles über Varianten, Fehlprägungen und Fälschungen
Antworten
christof
Beiträge: 50
Registriert: Do 28.04.05 07:04
Wohnort: Baunatal
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Abgrenzung Variante zu Stempelverschiedenheit

Beitrag von christof » Do 10.05.07 12:10

Hallo zusammen,

wo fängt eigentlich eine Variante an und hört eine Stempelabweichung / -verschiedenheit auf?
Gibt es da allgemein gültige Regeln oder ist dies nur eine persönliche Abgrenzung.
Wenn ich an manche Kataloge denke, da wird eine Münze unter einer neuen Nummer (bzw. mit a, b, ...) schon aufgeführt, wenn die Abkürzungspunkte anders gesetzt sind (oder in der Mitte statt unten).
Andererseits interessiert es keinen (oder ich habe da noch nicht den "richtigen" Katalog gesehen) wieviele Zweige die Tanne bei den Wilde Mann-Pfennigen von Braunschweig hat (oder wieviele Tannen wo im Hintergrund stehen).

Hat da jemand einen Vorschlag oder eine gute Einteilung?
Viele Grüße aus Nordhessen

Christof

payler
Beiträge: 3899
Registriert: So 05.05.02 22:35
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von payler » Mi 26.03.08 17:14

Hallo Christof!

Schwierige Frage!
Ich denke dass da kein grosser Unterschied zu machen ist.
Möchte dies am Beispiel Münze Hall versuchen zu erklären.
Auf einer Walze waren 4 Stempel eines Talers.
Zum einen waren nicht alle 4 Stempel gleich geschnitten - Stempelvarianten.
Zum anderen wenn ein Stempel, der Vier, abgenutzt war wurde nicht die ganze Walze ausgewechselt, sondern der schadhafte Stempel nachgeschnitten. Dadurch auch die Varianten. Nur wie wir das Kind bennen wollen "Variante Stempelabweichung / -verschiedenheit" ist sicherlich eine Geschmackssache. Ich denke da wird es keine wissenschaftliche Antwort geben.
Jemand eine andere Idee/Theorie??

Benutzeravatar
navada
Beiträge: 91
Registriert: Do 16.02.06 00:43
Wohnort: Lüneburg
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von navada » Do 27.03.08 01:17

Hallo christof,

schön zu hören, dass Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt! Ich denke, verbindliche Aussagen sind schwer zu treffen und oftmals auch bedingt durch die Auslegung des Betrachters. Die Schwierigkeit einheitliche Benennungen zu etablieren kommt dazu.

Unter Variantensammlern ist es zum Beispiel üblich zwischen Variationen, Varianten und Fehlprägungen zu unterschieden. Variationen resultieren dabei durch den fortwährenden Verschleißprozess der Stempel beim Prägen der jeweiligen Münze. Extrem ausgedrückt ist demnach jede Münze, die den Prägeautomat verlässt eine Variation ihrer Nachfolgerin bzw. Vorgängerin. Durch schlechte Rahmenbedingungen (z.B. schlechtes Rondenmaterial; fehlerhafte Einstellung des Prägedrucks, etc.) können bei einigen Stücken mehr bzw. auffälligere Variationen ein und des selben Nominals auftreten. Erfordert eine Behebung dieser Misslichkeit eine Bearbeitung am Stempel, verlassen wir bereits das Gebiet der Variationen und treten über zu den Varianten, die sich durch eine beabsichtigte Stempelveränderung voneinander unterscheiden. Fehlprägungen dagegen sind ungewollte Abweichungen und Fehler, die im Prägeprozess anfallen. Leider ist die Abgrenzung nicht immer ganz leicht und das wiederum Auslegungssache des einzelnen Sammlers.

Die Frage nach der unterschiedlichen Behandlung von Varianten im Katalog ist wahrscheinlich aus der Zeit erwachsen. Die Erstentdecker der jeweiligen Varianten/Variationen haben verschiedene Unterschiede gleicher Prägungen anders aufgefasst, anders dokumentiert und schließlich anders veröffentlicht.

Schließlich gibt es da noch die Münzgesetze, die z.B. in neuerer Zeit peinlich genau beschrieben haben, wie eine Neuprägung auszusehen hat. Abweichungen, die die Prägestätte ohne offizielle Genehmigungen ausführt und gleichzeitig den Gesetzen widerspricht, dürfen nicht ausgegeben werden. Passiert dies doch, sind eigene Verordnungen notwendig, um diese dennoch in den Zahlungsverkehr zu bringen. (1950 ist dies in z.B. in der Karlsruher Münze mit dem bekannten 50Pf-Stück der Bank deutschen Ländern geschehen.) Solche Münzen zähle ich nicht mehr zu den Varianten, sondern als eigene Ausprägung.

Meine Abgrenzungen ziehe ich also wie folgt:
1) Prägungen in Münzverordnungen determiniert: eigene Prägung; eigene Nummer im Katalog; z.B. 1950G BdL
2) Prägungen, die dem Münzverordnungen entsprechen, die aber eindeutig voneinander abweichen, jedoch keine Zwischenformen zeigen: Variante; Unternummern/ -Buchstaben im Katalog; z.B. diverse Stempelkopplungen der BRD-Münzen 70er Jahre
3) Prägungen, die voneinander Abweichung und mit Zwischenformen existieren: Variationen; ohne Unternummern, Erwähnung im Katalog; z.B. 1 DM "offener Adlerkopf"
4) Prägungen, die der Ausgangskontrolle entgangen sind und ungewollt in den Zahlungsverkehr gelangt sind: Fehlprägungen; ohne Unternummern, Erwähnung in Katalog; z.B. Stempeldrehung, Rondenverwechslung, Stempelausbrüche, etc...

Aber mit Sicherheit gibt es auch andere Meinungen und eigentlich wäre es auch schade, wenn nicht. Worüber soll man sich sonst denn noch unterhalten? :)

Grüße,
/nav
sehr schön ist mir am liebsten!

*EPI*
Beiträge: 1211
Registriert: Di 11.10.05 09:58
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 1 Mal

Beitrag von *EPI* » Do 27.03.08 09:10

Ich glaube, dass dies eine Fragestellung ist, zu der es keine eindeutige Antwort gibt, da es keine einheitliche Definition gibt.

Praktisch gesehen entstehen Varianten durch Katalogveröffentlichungen: Was macht ein Autor, um sich von seinen Vorgängern zu unterscheiden? Er sucht nach Unterschieden in der Legende sowie Münzbild zu einzelnen Typen und weist diese als Varianten aus.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste