Materialbestimmung

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

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Patlin
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Materialbestimmung

Beitrag von Patlin » Fr 03.08.12 09:06

Hallo,

folgende Medaille bereitet mir etwas Kopfzerbrechen :twisted:

Zum einen bin ich mir nicht sicher, ob diese Medaille 1916 geprägt wurde und
zum anderen bin ich mir nicht schlüssig, aus was für einem Material diese Medaille besteht.

Wenn diese Medaille 1916 geprägt wurde, dann bestimmt noch zu Lebzeiten Kaiser Franz Joseph I.,
denn hier wird der nachfolgende Kaiser Karl noch als Erzherzog betitelt. Vergleichbare Medaillen lassen
sich nur schwer finden, bei Zetzmann fand ich eine ähnliche Medaille aus Silber ( Nr. 3056, Seite 218 ).

Was das Material betrifft, könnte ich mir Zinkguss vorstellen, wobei mich die Farbabweichung zu
den Rändern hin etwas verunsichern. Könnte die Medaille aus einem bronzierten Zinkguss bestehen ?
Kaiser Karl.JPG
Dm= 33,5 mm , Gewicht= 11,4 Gramm ; Hersteller= M.&W.ST.

Vielen Dank für Eure Meinungen

Patlin

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Patlin
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Re: Materialbestimmung

Beitrag von Patlin » Fr 03.08.12 10:24

Kleiner Nachtrag:

Der Rand war milchig verdreckt. Nachdem ich ihn etwas gesäubert
habe, konnte ich nun folgende Randinschrift erkennen:

MIT. BRONCE

Würde das meine Vermutung bestätigen ( bronzierter Zinkguss ) ?

LG

Patlin

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platinrubel
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Re: Materialbestimmung

Beitrag von platinrubel » Fr 03.08.12 12:58

ja, die vermutung ist richtig.
das war eine serie patriotischer medaillen.
http://www.mcsearch.info/record.html?id=339936
hier eine von künker.
grüsse

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Patlin
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Re: Materialbestimmung

Beitrag von Patlin » Fr 03.08.12 13:25

Vielen Dank platinrubel,

da die Medaille 34 gr. wiegt, gehe ich mal davon aus, dass
es mehrere Varianten davon gab. Kriegsbedingt wurden
viele Medaillen aus Zink geprägt. Da war das Kriegsministerium
clever, denn so konnte der Krieg weiter finanziert werden und
außerdem konnten diese Medaillen wohl für wenig Geld unter
das Volk gebracht werden. ( Propaganda )

Ich weiß nicht, was so eine Zinkmedaille damals gekostet hat,
meine Vermutung vielleicht 50 Heller ?

Vielleicht kann mir jemand helfen, der Unterschied zwischen
Zink und Zinkguss ( mit Bronze ) ist folgender ?

Danke

LG

Patlin

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Re: Materialbestimmung

Beitrag von fareast_de » Fr 03.08.12 18:42

Diese Medaille kam mit Sicherheit nicht durch Veranlassung des K. u. K. Ministeriums heraus, sondern diente dem Bedürfnis patriotischer Kreise. Emittent war die Firma Meyer & Wilhelm, Stuttgart, die neben Lauer, Nürnberg, eine der größten privaten Herstellerfirmen von Medaillen war. Die Emission diente also zunächst mal der Gewinnerzielung. Ab 1916 wurde Silber als Edelmetall, bedingt durch die schleichende Entwertung der Reichsmark, zunehmend teurer und die Ausprägung in unedlen Metallen wurde häufiger. Mir liegen aus diesem Zeitraum (1916/17) sogar schon einige Medaillen aus Zink vor. Weiteres siehe Vorwort im Zetzmann: Deutsche Silbermedaillen des I. Weltkrieges. Deutlich teurer als 50 Heller dürfte obige Medaille damals schon gewesen sei, ich schätze 3 bis 5 Reichsmark.

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Re: Materialbestimmung

Beitrag von sigistenz » Fr 03.08.12 21:48

Reichsmark :roll:
kannte man damals noch nicht.

-

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Patlin
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Re: Materialbestimmung

Beitrag von Patlin » Fr 03.08.12 23:09

Warum sollten diese Medaillen nicht durch Veranlassung eines k.u.k. Ministeriums heraus gegeben worden? In dem Fall
vom Kriegsministerium. Ob private Herstellerfirmen durch spezielle Aufträge involviert waren, lässt sich bestimmt klären.

Dass diese Medaillen unter anderem einen Gewinn erzielen sollten, ist schon klar. Aber wenn kleinere Silbermedaillen
nachweislich, wie bei Zetzmann angegeben, damals 2 - 3 Mark gekostet haben, ja sogar bestimmte 28 mm Silbermedaillen
ab 1 Mark, dann gehe ich davon mal aus, dass Medaillen aus unedlen Metall billiger waren.

Da es eine k.u.k. Medaille ist, bin ich auch von der handelsüblichen Währung des Doppelstaates Österreich/ Ungarn
ausgegangen, welche im Nominal Heller/ Krone und Filler/ Korona, ab 1892 - 1918, Staatswährung war.

Natürlich interessiert es einen Numismatiker, ob solche Medaillen auch im deutschen Kaiserreich verausgabt wurden,
ich denke bestimmt schon.

Für die Anregung, dass das Kürzel für Meyer & Wilhelm aus Stuttgart steht, möchte ich mich bedanken.

LG

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Re: Materialbestimmung

Beitrag von fareast_de » Sa 04.08.12 21:34

1914 herrschte in großen Teilen der am Krieg teilnehmenden Völker eine Form von Hurra- Patriotismus vor, der für uns Nachgeborene teils nur noch schwer nachzuvollziehen ist. Vor diesem Hintergrund wurden die meisten dieser Gepräge von Privatfirmen hergestellt und fanden zunächst (bis 1914/15) auch reißenden Absatz. Natürlich gab es auch Gepräge, die die Waffenbrüderschaft mit Österreich- Ungarn (häufig) und Bulgarien sowie dem Osmanischen Reich (seltener) thematisierten. Auftraggeber waren in einigen Fällen patriotische Vereine, meist aber die Firmen selbst, die hierin ein ertragreiches Geschäft sahen. "Offizielle" Medaillen von staatlicher Seite fallen eher in den Bereich der Orden und sonstigen Auszeichnungen, vom EK bis zur Rot- Kreuz- Medaille. Zetzmann listet aus Gründen der Übersichtlichkeit nur Silbermedaillen auf und ist auch hierin nicht völlig komplett. Die dargestellte Medaille von M & W mit dem österreichisch- ungarischen Doppelwappen und der Inschrift in Deutsch und Ungarisch dürfte in der Tat überwiegend für den Vertrieb an patriotische Kreise in der K u. K. Monarchie vorgesehen gewesen sein. Die Diskussion über den damaligen Verkaufspreis halte ich für zweitrangig. Hier müßte man alte Firmenunterlagen oder Verkaufsprospekte einsehen können.

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Re: Materialbestimmung

Beitrag von fareast_de » Sa 04.08.12 21:37

sigistenz hat geschrieben:Reichsmark :roll:
kannte man damals noch nicht.

-
Völlig korrekt, ich bade mein Haupt in Asche. Richtig hieß es "Mark", die "RM" kam später. :oops:

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Re: Materialbestimmung

Beitrag von Patlin » So 05.08.12 11:45

Hallo fareast,

ich stimme Dir zu Deinen letzen Ausführungen voll und ganz zu und sicherlich ist eine Diskussion
über den damaligen Verkaufspreis auch als zweitrangig anzusehen.


Ein kleines Aber möchte ich bitte denn noch hinzufügen dürfen :mrgreen:

Denn einige Medaillen wurden unter anderem vom Kriegsfürsorgeamt ( K.F.A. ), Hauptmünzamt ( H.M.A. )
heraus gegeben und für die Herstellung staatlicher Orden, für dessen Tragen eine Legitimationspflicht bestand,
wurden private Firmen beauftragt. ( Rothe, Mayers & Söhne, Kunz, Rozet & Fischmeier, Braun u.v.m. )

Zudem wurden EK's nur selten an Ausländer verliehen, denn von diesen ähnlichen Orden
gab es in der k.u.k. Monarchie mehrere Ausführungen:
u.a. das Goldenes-, Silbernes-, Eisernes Verdienstkreuz, Militärverdienstkreuz

Die deutsche Rot-Kreuz-Medaille wurde selten an Ausländer vergeben, denn auch hier gab es
eigene Orden: Silberne-,Bronzene Ehrenmedaille vom Roten Kreuz und das Ehrenzeichen vom
Roten Kreuz in verschiedenen Klassen.

Anbei eine vergoldete, bronzene Ehrenmedaille vom Roten Kreuz mit Kriegsdekoration
Rot-Kreuz.JPG
LG

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Re: Materialbestimmung

Beitrag von fareast_de » So 05.08.12 20:51

Auf jeden Fall ist die obige WK- 1 Medaille ein schönes, toperhaltenes und historisch sehr aussagekräftiges Exemplar. Die Altpatina würde ich so belassen. Kleine Nachbemerkung zu Zetzmann: wenige Monate nach dem Erscheinen des Spezialkatalogs mit teils recht ambitionierten Bewertungen ging seine Sammlung komplett in eine Auktion. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt !

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