Herstellung von Gußformen für altchinesische Münzen

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chinamul
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Herstellung von Gußformen für altchinesische Münzen

Beitrag von chinamul » So 20.01.08 15:06

Dieser Beitrag findet sich auch im Unterforum Münzgeschichte, weil er sich dort thematisch anbot, aber ich möchte ihn auch den Asiensammlern nicht vorenthalten. Ich hoffe, er findet Euer Interesse.

So stellten die alten Chinesen die Tonformen für den Guß ihrer Münzen her:
Dazu benutzte man die unten abgebildete Patrizenform, in die die weiche Tonmasse hineingedrückt wurde und so einen Negativabdruck der zu gießenden Münze ergab. Das wurde noch einmal wiederholt und die beiden Tonabdrücke ergaben, getrocknet und um 180 Grad gegeneinander verdreht, zusammen die fertige Gußform zur Herstellung von vier Münzen des Typs "bu quan". Damit die Formhälften zum Guß genau aufeinanderpaßten, hat die abgebildete Patrizenform links eine runde Vertiefung und rechts ein rundes, genau in die Vertiefung passendes positives Gegenstück. So wurde sichergestellt, daß auch die eigentlichen Münzformen einander präzise ergänzten, wenn man nun die Formhälften zum Guß aneinanderlegte. Die flüssige Bronze wurde durch den dicken Gußkanal in der Mitte eingefüllt und floß von dort durch die feineren Kanäle in die vier Hohlräume.
Abgebildet ist außerdem noch eine Münze des Typs "bu quan" des Usurpators Wang Mang (7 - 22 n. Chr.), die unter Verwendung einer solchen Form gegossen wurde.

Gruß

chinamul
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wang mang bu quan.jpg
gußform bu quan.jpg
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hotzenplotz
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Beitrag von hotzenplotz » So 20.01.08 15:16

... und ich hänge da gleich noch ein Bildchen aus: E. Netscher / J. A. van der Chijs: DE MUNTEN VAN NEDERLANDSCH INDIE, Batavia 1863 an
Gruß
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Netscher-vdCijs.jpg

diwidat
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Beitrag von diwidat » So 20.01.08 16:33

In der Hitze der Münzenfertigung ist es auch vorgekommen, dass ein Guss "in die Hose" gegangen ist.
Die Stücke landeten dann auf dem Schrotthaufen (oder bei mir).
Hier handelt es sich aber um 5 ch'u Stücke.

Interessant ist noch, das die bu-chuan Stücke alle sauber am Rand bearbeitet sind, im Gegensatz zu allen späteren Gussmünzen
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Wu-chu-Fehlguss.jpg

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chinamul
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Beitrag von chinamul » So 20.01.08 17:04

Es fällt auf, daß die Münzen Wang Mangs durchweg mit viel Sorgfalt gegossen wurden. Sie sind auch feiner gestaltet und nicht so klobig wie viele Münzen vor und nach Wang Mang. Darin ist diese Ära vielleicht vergleichbar mit der des Nord-Sung-Kaisers Hui Zong ca. 1.000 Jahre später, dessen Münzen ebenfalls von besonderer Qualität sind.

Gruß

chinamul
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