Kaufwert alter franz. Franc

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

Moderator: Locnar

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buster
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Kaufwert alter franz. Franc

Beitrag von buster » Do 01.06.06 10:38

Nach einer Sendung auf Phönix wurde an mich die Frage herangetragen: Welchen Kaufwert hatten 10000 FF im Jahre 1870?. Kann mir jemand bei der Beantwortung der Frage behilflich sein ?
Gruß buster :?:
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Huehnerbla
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Beitrag von Huehnerbla » Do 01.06.06 13:28

Die Kaufkraft in vergangenen Zeiten zu definieren ist eine nicht ganz einfache Aufgabe. Denn die Preise verschiedener Waren haben sich völlig unterschiedlich entwickelt. Am ehesten hann das noch über die Löhne ausgedrückt werden. Ein Arbeiter in der Fabrik verdiente seinerzeit etwa 2500 Franc im Jahr.
Gruß
Jürgen

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diwidat
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Beitrag von diwidat » Do 01.06.06 23:36

In der von Dir erwähnten Zeit war die Lateinische Münzunion in voller Blüte.
Die meisten Währungen in Europa hatten sich auf einen einheitlichen Münzen- und Geldwert geeinigt (Vorläufer der Eurowährung), d.h. die Münzwerte 5 Franc, 5 Peseten, 5 Drachmai, 5 Kronen oder 5 Shilling hatten alle die gleiche Kaufkraft und waren konvertibel.
Im Deutschen Reich von 1871 (Geld ab 1874) hat die deutsche Reichsmark sich quasi dieser Währungsschlange angepasst.
So kann man ersatzweise auch nachschauen was im Jahre 1874 10000 Reichsmark denn so für eine Kaufkraft hatten.
Meine Geldwert - Informationen beginnen leider erst 1900 und sind daher nicht relevant.
Zuletzt geändert von diwidat am Fr 02.06.06 17:23, insgesamt 1-mal geändert.

mfr
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Beitrag von mfr » Fr 02.06.06 17:17

1875 hatten 10000 Franc einen Gegenwert von 8054 Mark oder (für die Österreicher) 4027 Gulden. In Goldmünzen waren das fast 2,9 Kg Feingold.

Für die Kaufkraft der Mark verweise ich auf dieses Thema: http://www.numismatikforum.de/ftopic6831.html

Das Deutsche Reich war niemals Mitglied der Lateinischen Münzunion und prägte auch nicht nach ihren Normen. Als Beispiel: 20 Franken wogen 6,45 Gramm und bestanden aus 900er Gold. 20 Mark wogen bei gleichen Feingehalt 7,965 Gramm.

Die Mitglieder der Lateinischen Münzunion waren: Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien und die Schweiz - also faktisch nur 3 Währungen.

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jeggy
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Beitrag von jeggy » Fr 02.06.06 21:50

Muenzenfreund hat geschrieben:Die Mitglieder der Lateinischen Münzunion waren: Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien und die Schweiz - also faktisch nur 3 Währungen.
Was aber faktisch nicht so wichtig dabei war. Wichtiger war, dass noch viel mehr Länder Münzen nach den LMU-Vorgaben prägten, und so eine problemlose Münz-Konvertibilität zwischen 17 Ländern erreicht wurde.
Zuletzt geändert von jeggy am Fr 02.06.06 21:55, insgesamt 1-mal geändert.
Wer hat's erfunden?

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jeggy
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Beitrag von jeggy » Fr 02.06.06 21:54

@dieter, das was du geschrieben hast, hinkt tatsächlich ein bisschen, wie Münzenfreund bereits bemerkt hat...
Wer hat's erfunden?

mfr
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Beitrag von mfr » Fr 02.06.06 22:03

In der Moneytrend gab es letztes Jahr mal einen sechsseitigen Artikel über die Lateinische Münzunion. --> http://www.rene-finn.de/pdf/GoldmuenzenLMU.pdf

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg » Fr 02.06.06 22:17

Auch wenn jetzt der Zorn der Gemeinschaft auf mich herabgeladen wird:

Der vernünftigste Beitrag kam von Jürgen
Denn die Preise verschiedener Waren haben sich völlig unterschiedlich entwickelt
Beispiel: Was hat den bitte 1950 ein Herrenanzug und ein Pfund Kaffee gekostet? Und was war 1950 eine DM wert?

Und jetzt vergleichen wir dies bitte mit der Lohnentwicklung und der Preisentwicklung

Grüße
Zwerg
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buster
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Beitrag von buster » Sa 03.06.06 09:35

Herzlichen Dank für die Informationen. Wie sagt Faust:Hier steh ich nun ich armer Tor,und bin so klug als wie zuvor.
Ich denke mein Bekannter wird sich mit Euren Informationen zufrieden geben müssen.
Nochmals Danke für die zahlreichen Anregungen.
Gruß buster
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diwidat
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Beitrag von diwidat » So 04.06.06 01:37

Dass das Deutsche Reich niemals Mitglied der Lateinischen Münzunion war, hatte ich bei der von mir durchgeführten Ausstellung über die Euro Vorläufer im 19. Jh. im Jahre 1999 in Karlsruhe, schon anhand der mir zur Verfügung stehenden Original Verträge zu den Deutschen Münzunionen zum Ausdruck bringen können.
Das war auch nicht Gegenstand meines Postings, sondern die annähernde Vergleichbarkeit der Währungen. Möglich dass meine Worte wie „quasi und annähernd“ nicht deutlich genug zum Ausdruck brachten, was ich meinte.

Jetzt noch mal an die Fakten zur LMU von 1865, deren Grundlage der existierende französische Franc war.

10 Fr. Gold = 3,2258 g Schrot / 2,910 g Korn (vorhanden und nach LMU Verträgen)
10 RM Gold = 3,9820 g Schrot / 3,584 g Korn (nach Einführung der Reichsmark 1871)

5 Fr. Silber = 25,000g Schrot / 22,5 g Korn
5 RM Silber = 27,778 g Schrot / 25,0 g Korn
also:
10 000 Fr. Gold = 2,910 x 1000 = 2.900 kg Feingold
10 000 Fr Silber = 22,5 x 2000 = 45.000 kg Feinsilber

Unter der Voraussetzung, dass Gold und Silber über ganz Europa den gleichen Wert hatte, ergibt sich eine Währungsmenge in Reichsmark:

2.900 kg Feingold : 3,584 g (10 RM) = ~ 8100 Goldmark oder
45.ooo kg Feinsilber : 25,0 g (5 RM) = ~ 9000 RM in Silber

Die Silbermenge entspricht auch ~ 2700 Talern des 30 Taler Fusses = 8100 Stück 1/3 Talern = 8100 Mark

Die Differenz entsteht durch die unterschiedliche Goldparität, die in der LMU festgeschrieben = 1 : 15,5 und im Deutschen Reich 1 : 13,95 war.
(Die heutige Parität liegt bei ~ 1 : 50)

(Das war mit einer der Hauptursachen des Goldabflusses aus Deutschland in der Kaiserzeit bis 1913)

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