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Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

Moderator: Locnar

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Walker
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außerkurssetzung

Beitrag von Walker » Mo 09.04.07 18:10

Hallo liebe Numisfreunde,

vieleicht eine etwas komische Frage, aber trotzdem!
In welchen Zeitraum hinein behielten die Münzen eines
Herrschers nach seinem Ableben noch die Gültigkeit, bzw.
Kaufkraft?

z.B.
Leopold I. (1657-1705): behielt das Geld unter
Joseph I. (1705-1711) noch weiterhin seine Gültigkeit
oder konnte man sogar noch unter Karl VI. (1711-1740)
damit handeln? Was ich zwar nicht mehr glaube, würde
mich aber trotzdem interessieren?

Die Währungsumstellungen vom 20. Jahrh. sind mir bekannt,
aber wie war es damals im RDR?

Danke im voraus!

Grüsse Walker

Pollio
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Beitrag von Pollio » Mi 11.04.07 12:52

Hallo Walker,

wenn Münzen nicht gehortet oder zu Schmuck o.ä. umgearbeitet wurden, blieben sie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit normalerweise solange im Umlauf, bis die münzberechtigte Obrigkeit den Feingehalt der neugeprägten Stücke änderte. Das brauchte mit Regierungswechseln natürlich nicht unbedingt einher zu gehen. Es gab 2 Möglichkeiten: Die Obrigkeit konnten den Feingehalt entweder senken oder steigern.

1. Wenn sie den Feingehalt senkte, war es sowieso in jedermanns Interesse, seine alten Münzen so schnell wie möglich zur Münzstätte zu tragen und da umprägen zu lassen: Er bekam dann schließlich einen höheren Nennwert wieder heraus (abzüglich einer Gebür für das Umprägen). Alternativ konnte er die alten Münzen auch selbst einschmelzen und das Edelmetall bei einem Goldschmied oder Wechsler o.ä. gegen neue verkaufen (war normalerweise verboten, kam aber trotzdem vor).

2. Wenn die Obrigkeit den Feingehalt steigerte (das kam seltener vor), war die Lage schwieriger. Jetzt mußte sie dafür sorgen, daß die Leute das neue Geld nicht horteten oder einschmolzen, so daß das alte Geld als einziges im Umlauf übrig blieb. Ob die Obrigkeit dazu in der Lage war, hin von vielen Faktoren ab, im wesentlichen davon, wie gut organisiert und durchsetzungsfähig sie war. Die Herzöge von Burgund z.B. hatten damit im frühen 15. Jh. normalerweise keine Probleme (in den seltenen Fällen, in denen sie den Feingehalt ihrer Münzen steigerten). Der Deutsche Orden dagegen versagte 1416 ff. weitgehend. Damals ging es darum, die abgewerteten alten Schillige aus der Zeit nach der Schlacht bei Tannenberg 1410 aus dem Umlauf zu ziehen; bis das gelang, vergingen Jahrzehnte.

Im Laufe der frühen Neuzeit verbesserte sich die Durchsetzungsfähigkeit von Obrigkeiten im allgemeinen. Man wird also normalerweise davon ausgehen können, daß die meisten alten Münzen auch im Fall von Feingehaltssteigerungen nicht mehr lange im Umlauf blieben. Einschlägige Untersuchungen dazu kenne ich allerdings nicht.

Gruß Pollio

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Walker
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Beitrag von Walker » Mo 16.04.07 19:41

Hallo Pollio,

vielen Dank für deine Auskunft!

Grüsse Walker

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