Rätselfünfer

Münzen des alten Byzanz

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Rätselfünfer

Beitrag von dionysus » Do 12.07.07 14:17

Hallo liebe Byzantiner,

um auch mal wieder ein Rätsel beizusteuern, stelle ich hier mal eine Reihe von vier Münzen ein.

Ich wünsche viel Spaß bei der Auflösung nach bekanntem Wer,Wann,Wo Prinzip.

Mit besten Grüßen
Maico
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Zuletzt geändert von dionysus am Di 28.04.09 20:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Truben » Sa 14.07.07 20:17

Lieber Maico,

das ist ein für mich überhaupt nicht einfaches Rätsel. Ich schreibe mal was zu den vermeintlich einfach zu bestimmenden Münzen 1 und 3 mit den Monogrammen. Dann noch einen Satz zu 3.

Münze 1 hat das Monogramm Sear 09, Münze 3 trägt das Monogramm 08, wie man ganz schnell in der vorzüglichen Wurzelpädia ;-) nachschauen kann http://www.numismatikforum.de/ftopic16462.html.

Münze 1 ist demnach ein Pentanummion aus Antiocha bzw.Theoupolis. Dazu passt aber nicht das sehr schön ausgeprägte A rechts neben dem Zahlzeichen auf Deiner Münze, eine Offizinangabe, wie ich vermute. Das gehörte vielleicht zu Konstantinopel. Aber zu diesem Monogramm gehört auf der Zahlseite ein langschaftiges Kreuz, so wie es Deine Münze 3 zeigt. Nummer 3 ist bei Sear 385 katalogisiert. Und bei ihr stimmt alles.
Von den Monogrammen her wären das Münzen im Namen Justin II, im Hahn unter MIB 65a und 65b zu finden.
Aber da ist ja noch das A an Stelle des Kreuzes. Also bekomme ich Münze 1 nicht hin :-(
Deine Nummer 2 stammt mit Sicherheit aus Antiocha, da auf ihr Tyche in ihrem Tempel abgebildet ist. Eine bemerkenswert heidnische Münze aus einem sehr christlichen Reich! Mein eigenes Exemplar ist sehr klein (12 mm) und stammt von Justinian I, Sear 240. Ich vermute mal, dies trifft auch auf Deine Nummer 2 zu.
Ich verdanke meine Wurzel, der mich - wissend um meinen Wunsch nach Tyche - auf eine entsprechende Auktion hinwies.

Viele Grüße
Truben

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Beitrag von dionysus » So 15.07.07 00:07

Hallo lieber Truben,

Die Sear 240 und 385 hast du absolut richtig erkannt.
Zur Münze 1: Hier hast du dich bei dem Monogramm vertan. Es ist aber auch etwas schwer zu erkennen. Es ist natürlich Sear 363 (Konstantinopel, 1. Offizin) mit ebenfalls Monogramm 08. Dein Ansatz war also schon richtig.

Die Tyche stand auch schon einige Zeit auf meiner Wunschliste. Vor kurzer Zeit konnte ich dieses Stück dann für kleines Geld erwerben. Mein Exemplar hat übrigends auch nur 12,5 - 13 mm im Durchmesser, ist dafür aber auch bis zu 3 mm Dick.

Weiß jemand warum auf diesem Münztypus das € Seitenverkehrt ist? Nur aus ästhetischen Gründen oder doch etwas anderes?

Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Maico
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Beitrag von Wurzel » So 15.07.07 00:38

Das € ist einfach verkehrt herum, weil sich die Stempelschneider vertan haben.. Meistens waren es ja Analphabeten...
Irgendwo hier im Forum hat Anastasius mal einen seiner Pentas mit richtig "herrummen" € Vorgestellt...

ich schau mal ob ich den die Tage wiederfinde...

Münze Nr. 4 ist ein Anastasius, wahrschein Kosntantinopel. Genaueres gerne wenn ich Zeit habe (aktuell Nachtschicht und am Arbeiten :puppydogeyes: )


@ Truben:
Beim Münzenbestimmen halte ich es wie Sherlok Holmes, wenn alle wahrscheinlichen möglichkeiten ausgeschlossen sind, bleibt nur die Unwahrscheinliche.
Von daher blieb für mich nur Konstantinopel in frage ;)

Nächtliche Grüße euer

Micha
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Beitrag von Wurzel » So 15.07.07 01:27

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Beitrag von Gast » So 15.07.07 07:49

Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob sich der Stempelschneider wirklich vertan hat. Die Argumentation bzgl. Analphabetismus halte ich für sehr gewagt.

Auch, wenn ich jetzt vielleicht in den Bereich der Spekulation abschweife, sollte man einfach mal über folgendes nachdenken.

Im Byzantinischen Hoheitsbereich dab es sehr viele Gegenden, in denen seit Urzeiten von rechts nach links geschrieben wurde, nämlich die Gegenden in denen von Natur aus semitisch (östliche Mittelmeerküste) bzw. hamitisch (z.B. Ägypten, Syrien etc.) gesprochen wurde. Auch heute schreiben Israelis und Araber von rechts nach links. Möglicherweise entstanden die retrograden Fünfer ganz gezielt, um dem einfachen Volk, welches nicht wie die Griechen und Römer von links nach rechts las, politkulturell entgegen zu kommen - insbesondere weil es in den volkstümlichen Schriften keine Vokalzeichen wie zum Beispiel ein Pendant zum Epsilon gab (und auch heute nicht gibt). Später wurde das dann vielleicht auf westlichen Standard "von links nach rechts" vereinheitlicht, entweder um die östliche Kultur zu "deckeln" oder weshalb auch immer. Leider sind mir eventuelle politische Vorgänge aus dieser Zeit nicht geläufig, aber denkbar wäre das schon.

LG
petzlaff
Zuletzt geändert von Gast am Mo 16.07.07 07:11, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitrag von Wurzel » So 15.07.07 08:06

So und hier wie versprochen die Bestimmung zur Nr. 4

Pentanummion des Anastasius
Münzstätte Konstantinopel 2 Offizin
Sear 29 MIBE

Auf dem Revers sehe ich im oberen Winkel des € einen Punkt, Sear kennt eine Variante mit nur einen Punkt Hahn nicht, Hahn erwähnt nur 2 Punkte.
Leider kann ich auf dem Foto nicht sicher unterscheiden, ob hier die 1 Punkt oder die 2 Punkt Variante vorliegt.

Lieben Gruß
Michael
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Beitrag von dionysus » Mo 16.07.07 07:21

Hallo Wurzel,

Das war auch mein Ergebnis. Es ist die Variante mit 2 Punkten.
Danke auch für das Raussuchen des threads.

@Petzi
Eine Interessante These, die du vorstellst, auch wenn eine Beweisführung hierzu wohl unmöglich sein dürfte. Für plausibel halte ich es aber schon.

Auch schade, das die Pentas nicht datiert sind.



Viele Grüße von einem sonnengebeutelten

Maico
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