Interessanter Schrott von Iustinian?

Münzen des alten Byzanz

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spätrömer
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Interessanter Schrott von Iustinian?

Beitrag von spätrömer » So 04.11.07 12:18

Liebe Byzanz-Freunde,
neulich bekam ich von einem Münzfreund vier ziemlich übel zugerichtete byzantinische Münzen geschenkt, mit denen er nichts anfangen konnte bzw. wollte. 3 waren bestimmbar, eine schwebte schon über dem Mülleimer. Letztere habe ich doch nochmal genauer angeschaut, obwohl man auf dem Avers das Frontalporträt eines Kaisers wirklich nur ahnen kann - von Umschrift keine Rede. Größe, Gewicht und Rückseite (M, CON, XX) - siehe scan - machten allerdings klar, daß es sich um einen Follis von Iustinian aus Konstantinopel handelt, und zwar Sear 163 in der kleineren Variante.

Stutzig wurde ich, als ich die Bemerkung im Sear las "large M ....; above, cross (or, rarely, ....CHRISTOGRAMM)".

Das konnte ich auf der Münze deutlich erkennen - immerhin. Bei der Bemerkung "rarely" war die Entscheidung gefallen: nicht wegwerfen.

Die Sear-Angabe MIB 95 a-f motivierte mich dort nachzuschauen. Tatsächlich: Das mußte MIB 95 f sei. In der Tabelle der gewissen Seltenheit wegen kaum Einträge! Vor allem: Keine Ausgabe aus der dritten Offizin - meine Münze trägt aber deutlich das Gamma aus der dritten Prägestätte. Ferner: Geprägt laut MIB nur im Regierungsjahr 30 (556/557) - meine Münze trägt aber eindeutig die Angabe XX = Jahr 20 (546/547)!
.
Damit wäre mein Schrott-Teil evtl. ein Katalog-Novum? (Weitere Kataloge als den Sear und das Prof. Hahn-Buch besitze ich leider nicht).

Wie ist das zu beurteilen? Und wie kriegt man diese Information in den MIB? Oder ist das für die Spitzen- und en detail-Numismatik vielleicht doch nicht so wichtig?

Ich bin gespannt auf Eure Antwort und danke im voraus!

Viele Grüße von spätrömer
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IustinianPXSchrott.jpg
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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » So 04.11.07 13:12

Hallo Spätrömer,

im DOC I findet sich unter dem Jahr 20 ein Folles mit der Offizin 3, diese allerdings mit Kreuz über dem "M"

Auch im MIBE, der Neuauflage des MIB bin ich nicht fündig geworden.

Sehr schöne Entdeckung!

Lieben Gruß
Micha
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petzlaff
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Beitrag von petzlaff » Mo 05.11.07 13:35

Das Christogramm bezeichnet einen gegenüber den "normalen Kreuzausgaben" veränderten Münzfuss. Folles mit Christogramm waren etwas schwerer als die Normalausgaben.

Ein interessantes Stück.

LG
petzlaff
Liebe Grüsse

petzlaff

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Korrektur - Mauricius Tiberius!

Beitrag von spätrömer » Sa 10.11.07 15:15

Schade,

inzwischen habe ich gemerkt, daß es sich wohl um Mauricius Tiberius, MIB 68d1 handelt - das hatte ich bei meiner Anfrage übersehen. Ich bitte die Byzanz-Gemeinde um Nachsicht, da fehlt mir einfach noch die Routine.

Viele Grüße von spätrömer
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Beitrag von dionysus » Sa 10.11.07 15:30

Hallo,

das kann ja passieren.

Zur Verifizierung:
Der Mauricius müsste dann in seiner Linken ein Zepter mit Adleraufsatz und Kreuz darüber halten.
Justinian hätte nur ein Kreuz rechts und in der Linken einen Kreuzglobus.

Vielleicht kannst du ja Konturen davon auf dem Av. erkennen

Lieben Gruß
Maico
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sich weiß Rechenschaft zu geben,
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mag von Tag zu Tage leben. - Goethe -

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