beisst Euch für mich die Zähne aus ...

Münzen des alten Byzanz

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heripo
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beisst Euch für mich die Zähne aus ...

Beitrag von heripo » Fr 14.12.07 07:54

ich habe mich nie dazu entschliessen können, mich auch noch in die Geheimnisse der Byzantiner einzuarbeiten ...

aber hier mögen Sie als Übungsobjekte zur Bestimmung vielleicht doch noch " zu Ehren" - will sagen zur ihrer Benennung - kommen:

also.:

zum Ersten.:
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Beitrag von Basil » Fr 14.12.07 12:35

Hallo heripo,

es handelt sich hier um einen anonymen Follis vom Typ I, der Nicephorus III. zugeschrieben wird. Sear 1889. das Rv zeigt eine Fehlprägung, bei der der linke und der senkrechte Kreuzbalken um ca. 10 grad i. UZ gedreht sind. Dieser Typ war viele Jahre auf Münzbörsen überhaupt nicht anzutreffen und erst in letzter Zeit sieht man ihn öfter.

Gruß Basil

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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Fr 14.12.07 12:53

Hallo Heripo,

Basil hat dein Münzlein ja schon vollkommen richtig bestimmt, daher noch ein kleines bisschen an Hintergrundinformationen von mir.
Nikephorus III hat von 1078 bis 1081 regiert. Also von der Zeitstellung her passt die Münze gut in deine Sammlung. Nikephorus adoptierte übrigens einen General namens Alexius Komnenus, der ihn dann auch auf dem Thron ablöste und die Ära der Komnenen gründete, in der das Byzantinische Reich zu neuer Blüte aufstieg und durch sein Hilfegesuch an die Westliche Welt den ersten Kreuzzug mit auslöste. Also Geschichte pur.

Die Anonymen Folles sind sehr einfach zu erkennen, da sie eben keinen Herrscher nennen sondern sich immer auf Jesus, den König der Könige, als "Herrscher" zeigen. Die Jesus und Mariendarstellungen auf den Anonymen zeigen sehr oft Motive, die wir noch Heute aus der orthodoxen Kirche in Russland und Griechenland, als Ikonen, kennen. Ich persönlich betrachte sie sehr gerne und finde sie sehr ansprechend (die Ikonen, ebenso wie die Darstellungen auf den Münzen.

Allederinsg stellen die anonymen Folles auch den Verfall das Jahrhunderte alten byzantinischen Währungsystems dar. Der Folles war so weit abgewertet, das er zu Beuteln mit einem Sollgewicht zusammengefasst wurde. Aus diesem Grund schwanken die Gewichte der Einzelmünzen stark. Das Gesamtgewicht des Beutels war eben wichtiger.

Einen schönen Tag
Micha
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Beitrag von dionysus » Fr 14.12.07 13:32

Wurzel hat geschrieben: Die Jesus und Mariendarstellungen auf den Anonymen zeigen sehr oft Motive, die wir noch Heute aus der orthodoxen Kirche in Russland und Griechenland, als Ikonen, kennen. Ich persönlich betrachte sie sehr gerne und finde sie sehr ansprechend (die Ikonen, ebenso wie die Darstellungen auf den Münzen.
Dem kann ich nur voll zustimmen. Wobei es bei den späten Anonymen meiner Erfahrung nach schwierig wird Stücke zu bekommen die noch gute Details im Gesicht des Christus zeigen. Die späten Typen scheinen generell auch etwas seltener zu sein. Die besterhaltensten Stücke zu moderaten Preisen findet man bei den Klassen A und B, da es die häufigsten sind.
Klasse C geht auch noch, danach wird es aufwendiger gute Stücke zu finden.

Im Anhang mal mein Class I Follis. (Ich rätsel hier übrigends noch an dem Untergepräge. Herrscher im Loros und Christus. Ist das möglich?)

Gruß
Maico
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Zuletzt geändert von dionysus am Fr 14.12.07 14:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Wurzel » Fr 14.12.07 14:10

Hallo Maico,

wenn Du den Sear hast, schaue dort doch einmal nach auf welchen Münzen Class I überprägt wurde. Dort steht ein Vermerk.
Ich hab das Untergepräge vor meinem geistigen Auge, kann aber nicht nachschauen, da ich aktuell an meinem Arbeitsplatz bin.
Ansonsten schau ich gerne heute Abend oder morgen Nachmittag für dich nach.

Micha
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Beitrag von dionysus » Fr 14.12.07 14:14

Ich würd schätzen Constantin X. oder Michael VII.

Für den Sear ist übrigends ein Teil des Weihnachsbudgets dieses Jahr eingeplant. ;) Ich freu mich schon riesig drauf.

Wäre nett wenn du später mal kurz nachschauen könntest.

Maico
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Beitrag von heripo » Fr 14.12.07 14:33

hallo Micha und Maico,
da sieht man doch die Münze gleich mit anderen Augen an, wenn man mehr über sie erfährt - Danke !
Kennt man die Metalllegierung dieser Münzen ?
Das mit dem "Untergepräge" war mir total neu - das hiesse, die haben einfach die nicht mehr gültigen Vorgängermünzen überprägt ?
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Beitrag von dionysus » Fr 14.12.07 14:52

Hallo Heripo,

In Byzanz war es gängige Praxis die älteren Münzen zu überprägen ( um nicht zu sagen an der Tagesordnung).

Bei den frühen Byzantinern fällt hier zum Beispiel Phocas auf. Von ihm gibt es so gut wie ausschließlich nur Münzen die auf Stücke seiner Vorgänger überprägt sind. Hauptsächlich hat das natürlich Gepräge des auf sein Geheiß ermordeten Mauricius Tiberius getroffen. Sein Nachfolger Heraclius hat wiederum auf seine Münzen überprägt. Hier gibts ganz abenteuerliche Stücke mit bis zu vier übereinander liegenden Münzen. Die detaillierte Bestimmung dieser Stücke macht unglaublichen Spaß.

Zur Zeit der anonymen Folles, also von der Mitte des 10. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, sind überprägte Münzen der Standard. Hier wurden sich halt mehrere Arbeitsgänge (Schmelzen, Plätten, Schrötlinge schneiden ecc.) gespart. In einer Zeit in der die Kupfermünzen einer starken Inflation unterlagen eine plausible Praxis.

Über die Legierung müsste Basil bestimmt etwas sagen können.

Gruß
Maico
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Beitrag von Basil » Fr 14.12.07 17:34

Hallo Byzantiner,
zu den von dionysos erwähnten Merfachüberprägungen möchte ich noch ergänzen, daß auch die Gegenstempel zu den Überpägungen gerechnet werden sollten. Insbesondere die islamischen Gegenstempel sind ein interessantes Sammel- gebiet. Sie finden sich sowohl auf den Erstemissionen als auch auf den späteren Überprägungen.

Weiterhin gehört zu diesem Thema, dass die anonymen Folles noch einige Jahrhunderte mangels eigener Währung in den islamisch okupierten Gebieten des byzantinischen Reiches in Umlauf waren (sie wurden millionenfach verkauft). Sie nannten sich dort Qirtas und waren oft bis zur Unkenntlichkeit abgenutzt und vielfach auch noch kantig beschnitten. Obwohl der historische Wert sehr bemerkenswert ist werden diese Stücke leider kaum gesammelt. Auch die Wissenschaft weiß damit nur wenig anzufangen.

Zur Materialfrage sei angemerkt, dass die anonymen Folles kein einheitliches Münzmetall haben. Man gewinnt den Eindruck, dass zusammenlegiert wurde was gerade an Kupfererz verfügbar war. Trotdem dominieren die Bleibronzen mit ca. 92% Cu, 6% Pb, Rest als Verunreinigungen.

Gruß Basil

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Beitrag von Wurzel » Sa 15.12.07 17:11

Hallo Maico,

ich kann dir laut Sear diesen Typ als Untergepräge anbieten:

http://www.wildwinds.com/coins/sb/sb1878.html

Lieben Gruß

Micha
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Beitrag von dionysus » Sa 15.12.07 17:33

Ja, das passt wohl. Vielen Dank Micha.

Maico
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