Johannes Sear 1952

Münzen des alten Byzanz

Moderator: Wurzel

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leodux
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Johannes Sear 1952

Beitrag von leodux » Mo 22.11.10 22:45

Hallo,

ich möchte heute mal einen Johannes II. vorstellen, der eine kleine Besonderheit aufweist.
Es handelt sich um folgende Münze:
Johannes II. (1118-1143)
Billon Aspron Trachy aus der Münzstätte Thessaloniki
Vorderseite (rechtes Fotos): Jungfrau Maria auf Thron zwischen MP und OY
Rückseite: Der stehende Kaiser mit Labarum und Akakia
Möglicherweise zum Amtsantritt Johannes' im Jahr 1118 geprägt
Sear 1952; Petzlaff 2.3
[ externes Bild ]
Die Besonderheit ist, dass bei dieser Münze deutlich eine Perle am Labarumschaft (zwischen Hand und Oberarm) zu sehen ist.
Diese Variante ist nicht bei Petzlaff und, soweit ich weiß, auch nicht im DOC verzeichnet.
Wie ist diese Perle im Labarumschaft eurer Meinung nach zu interpretieren? Allem Anschein nach waren die Perlen im Labarumschaft bei den Billon Trachea des 12. Jahrhunderts ja nicht zufällig vorhanden, sondern hatten eine bestimmte administrative Bedeutung.
Gab es in Thessaloniki möglicherweise eine zweite Offizin, die durch diese Perle gekennzeichnet wird?
Oder wurde evtl. dieser Münztyp auch nach 1118 noch geprägt und die spätere Prägung hat diese Perle im Labarumschaft?

Viele Grüße
Peter
Dateianhänge
Johannes_Sear1952b.jpg

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dionysus
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Re: Johannes Sear 1952

Beitrag von dionysus » Di 23.11.10 12:29

Hallo Peter,

für die Ausgaben des Vorgängers Alexios I. ist die Darstellung des Schaftes für Konstantinopel laut Pzl. Offizinkennzeichnend.
Keine Perle = 1. Offizin; 1 Perle = 2. Offizin.
Würde mich nicht wundern, wenn es bei diesem Johannes II. hier ebenso wäre, wir also für Thessaloniki auch eine zweite Offizin annehmen dürfen.
Ein interessantes Fundstück, eigentlich wäre es schön wenn Petzi sich selbst hierzu noch einmal äussern würde - er macht sich nach dem kurzen Besuch ja wieder etwas rar.

Mit liebem Gruß,
Maico
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Re: Johannes Sear 1952

Beitrag von leodux » Di 23.11.10 13:07

Hallo Maico,

vielen Dank für deine Antwort.
Ja, die Erklärung mit der zweiten Offizin finde ich auch am logischsten.
Man liest zwar bei den Billon Scyphaten immer nur für Konstantinopel von unterschiedlichen Offizinkennzeichen, aber vielleicht wurde in Thessaloniki vorübergehend eine größere Menge Münzen benötigt und man hat diese zweite Offizin in Thessaloniki deshalb auch nur für eine gewisse Zeit eingerichtet.
Mal sehen, ob Petzi dazu auch noch etwas schreibt und was seine Meinung ist.
Allerdings war er vor zwei Monaten das letzte Mal im Foum. Falls er sich in der nächsten Zeit nicht mehr hier meldet, werde ich ihm das Foto schicken. Vielleicht kann ich ihn so mal wieder ins Forum locken. ;)

Viele Grüße
Peter

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Re: Johannes Sear 1952

Beitrag von leodux » Fr 17.12.10 21:35

Hallo,
es gibt zwar keine neuen Erkenntnisse zu der Perle im Labarumschaft, aber zumindest scheint meine Münze nicht die einzige zu sein, denn in der Galerie bei forumancientcoins befindet sich auch so eine Variante:
http://www.forumancientcoins.com/galler ... pos=-43985
[Link korrigiert]
Dieses Exemplar ist übrigens nicht stempelgleich mit meinem (wenn es auch Ähnlichkeiten gibt), so dass es mindestens zwei Stempel mit dieser Perle gibt und diese deshalb vermutlich nicht nur eine zufällige Stempelvariante ist.

Viele Grüße
Peter
Zuletzt geändert von leodux am Fr 08.02.13 22:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Johannes Sear 1952

Beitrag von Basil » Fr 17.12.10 22:14

Hallo Perlenfischer,
wieder einmal wird über den Sinn oder besser Unsinn diskutiert, welchen Grund es wohl für deartige Stempelabweichungen gegeben hat. In der gesamten Literatur finde ich keinen einzigen nachprüfbaren Beleg zu diesem Thema. Wenn Ihr bessere Literatur habt, dann nennt bitte ein Zitat. Ich gebe zu bedenken, dass von diesen Schüsseln zig Millionen Stück geprägt wurden und dazu waren mehrer hundert gleiche Stempel nötig. Diese hat es natürlich nie gegeben, sondern Abweichungen im Stempelschnitt waren ganz natürlich. Die Vielzahl der Abweichungen wird besonders in den unterschiedlichen Schrifttypen sichtbar. Leider sind die Legenden selten vollständig lesbar.

Basil

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Re: Johannes Sear 1952

Beitrag von leodux » Fr 17.12.10 23:41

Hallo Basil,

ich kann deine Skepsis durchaus verstehen und es ist mir schon bewußt, dass wir heute nur darüber spekulieren können, welchen Sinn die verschiedenen Perlenkombinationen hatten und ob überhaupt ein Sinn darin lag. Denn zeitgenössische Quellen, die darüber Auskunft geben, gibt es meines Wissens nicht.
Aber auf älteren byzantinischen Münzen gab es ja auch Offizinkennzeichen und teilweise wurde das Prägejahr als Regierungsjahr genannt. Warum sollte es etwas ähnliches nicht auch bei den Komnenen gegeben haben, nur eben sozusagen als Perlencode? Mir sind zwar keine Beweise dafür bekannt, dass es diese Art der Kennzeichnung gab, aber ganz ausschließen möchte ich es auch nicht.
Viel mehr als Material zu sammeln und Vermutungen anzustellen, kann man zur Zeit nicht machen. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es irgendwann, den Perlencode zu entschlüsseln - wenn es denn überhaupt so einen Code gegeben hat.
Und wenn stattdessen nur ein möglichst ausführlicher Variantenkatalog entsteht, ist das meiner Meinung nach auch schon sehr interessant und kann vielleicht zukünftig dazu dienen, andere Fragen zu beantworten.

Viele Grüße
Peter

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Re: Johannes Sear 1952

Beitrag von Basil » Sa 18.12.10 09:55

Hallo Peter,
Deinem Beitrag stimme ich in vollem Umfang zu. Nur frage ich mich immer wieder, wer mit diesem vermeintlichen Perlencode hätte etwas anfangen können. Denkt man etwas globaler und vermutet dahinter vielleicht eine Kontrolle der Prägezahlen, oder diente er zur Ermittlung der Handelsströme, oder vielleicht für temporäre Interessen, so ist das aus meiner Sicht alles grundweg nicht praktikabel. Wenn ich mir vorstelle welche Mühe es auch für Kenner der Materie macht aus einer handvoll verschiedener Schüsseln den jeweiligen Herrscher zu ermitteln, dann wäre ein weiteres Sortier- kriterium doch praktisch Nonsens.
Weitere Bedenken habe ich auch deshalb, weil mittlerweile die Perlen an allen möglichen Stellen gezählt werden wie z.B. Kragen, Brustplatte, Himation u.s.w. Auch kennt man schon runde, quadratische und rechteckige Perlen. Nein! für mich fehlt hier bis jetzt jegliche Logik. Ich lasse mich aber gern belehren und habe kein Problem, meine Meinung zu ändern. Deshalb scheint es momentan tatsächlich nur die eine Lösung zu geben, indem man Belegstücke sammelt.

Basil

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