Byzantinischer Anhänger
Moderator: Wurzel
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Byzantinischer Anhänger
Hallo zusammen,
ich wollte nur mal Fragen ob jemand von euch das Motiv auf dem Kreuz deuten könnte.
Speziell geht es mir um die Büste oberhalb der Christusfigur,
meint Ihr es könnte die darstellung der Jungfrau Maria sein oder eher von Gottes Vater?
Grüsse Juan
ich wollte nur mal Fragen ob jemand von euch das Motiv auf dem Kreuz deuten könnte.
Speziell geht es mir um die Büste oberhalb der Christusfigur,
meint Ihr es könnte die darstellung der Jungfrau Maria sein oder eher von Gottes Vater?
Grüsse Juan

- Otakar
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Re: Byzantinischer Anhänger
Hallo nostronomo!
Ich würde auf den auferstandenen Christus tippen. Dafür habe ich auch schon Beispiele gefunden. In der Bildersprache des Mittelalters ist es durchaus üblich, zeitlich aufeinanderfolgende Ereignisse auf ein gemeinsames Bild zu setzen. Leider kann man auf der Abbildung außer dem Nimbus fast nichts erkennen.
Freundliche Grüße!
OTAKAR
Ich würde auf den auferstandenen Christus tippen. Dafür habe ich auch schon Beispiele gefunden. In der Bildersprache des Mittelalters ist es durchaus üblich, zeitlich aufeinanderfolgende Ereignisse auf ein gemeinsames Bild zu setzen. Leider kann man auf der Abbildung außer dem Nimbus fast nichts erkennen.
Freundliche Grüße!
OTAKAR
- Posa
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Re: Byzantinischer Anhänger
Ich kann´s leider auch nicht genau erkennen. Der Auferstandene macht Sinn, es kann aber auch eine einfache Doppelung sein, d.h. hier ist evtl. nochmls der Gekreuzigte zu sehen, oder auch nur Ornament. Übrigens muss das nicht unbedingt mittelalterlich sein. Man ist bei diesen sehr volkstümlichen Sachen manchmal recht erstaunt, was alles aus dem 18.Jhdt stammt...
Gruß Posa
Gruß Posa
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Re: Byzantinischer Anhänger
Danke für die Infos Leute,
dachte das Stück wäre Frührchristlich einzuordnen,
die Patinierung ist schon sehr vortgeschritten.
Kann das Metal darunter nicht erkennen,
meint Ihr es könnte Blei sein oder eher Messing?
dachte das Stück wäre Frührchristlich einzuordnen,
die Patinierung ist schon sehr vortgeschritten.
Kann das Metal darunter nicht erkennen,
meint Ihr es könnte Blei sein oder eher Messing?

- Posa
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Re: Byzantinischer Anhänger
Keine Ahnung, Juan,
ich denke aber Blei würde sicher anders aussehen. Kratz an einer dunklen, versteckten Stelle etwas nach. Würde mich nicht wundern, wenn es eher kupferlastig/rötlich wäre. Eine zeitliche Zuordnung solcher Stücke ist ziemlich kitzlig. Wie gesagt: mestens sind sie jünger als man denkt und aus frühchristlicher Zeit, also etwa vor 500, ist das Allerwenigste..
Gruß Posa
ich denke aber Blei würde sicher anders aussehen. Kratz an einer dunklen, versteckten Stelle etwas nach. Würde mich nicht wundern, wenn es eher kupferlastig/rötlich wäre. Eine zeitliche Zuordnung solcher Stücke ist ziemlich kitzlig. Wie gesagt: mestens sind sie jünger als man denkt und aus frühchristlicher Zeit, also etwa vor 500, ist das Allerwenigste..
Gruß Posa
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Re: Byzantinischer Anhänger
Bin durch zufall auf die Bezeichnung Enkolpion gestossen,
wenn ich danach google bekommen ich viele ähnliche Objekte,
meistens mit der Angabe Byzanz so um 12. Jh.
Ich denke es könnte gut dort reinpassen.
wenn ich danach google bekommen ich viele ähnliche Objekte,
meistens mit der Angabe Byzanz so um 12. Jh.
Ich denke es könnte gut dort reinpassen.

- Posa
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Re: Byzantinischer Anhänger
Enkolpion ist das richtige Stichwort, Nostronomo. Die meisten machen die Angabe 8.-12.Jahrhundert. Diese beiden Daten bedeuten für Byzanz starke kulturelle Einschnitte. Um 800 endet der Bildersturm, nach 1200 geht das alte Byzanz im Kreuzzugsgewirr zunächst einmal unter. Solche Daten anzugeben, heißt, dass es der Verkäufer auch nicht genau weiß, er hat aber eine ziemlich hohe Trefferquote, weil diese 400 (!!!) Jahre die (eine / längste) kulturelle Blütezeit von Byzanz darstellen. Gerade so handwerklich einfache Stücke wie deines können aber noch gut nach 1200, vielleicht sogar nach 1450 entstanden sein.
Genau datieren kann dir dein Stück nur ein spezialisierter Kunsthistoriker, der ggf. auch noch metallurgisch was drauf hat. Der Fundort spielt dabei meist keine Rolle, da solche Sachen von Wallfahrtsorten aus reichsweit und über die Grenzen hinaus verscherbelt wurden. Und vermutlich auch zigtausendfach produziert.
Ich will dir das Stück aber nicht madig machen, versteh mich nicht falsch. Das würde ich mir auch in den Schrank legen..
Gruß Posa
Genau datieren kann dir dein Stück nur ein spezialisierter Kunsthistoriker, der ggf. auch noch metallurgisch was drauf hat. Der Fundort spielt dabei meist keine Rolle, da solche Sachen von Wallfahrtsorten aus reichsweit und über die Grenzen hinaus verscherbelt wurden. Und vermutlich auch zigtausendfach produziert.
Ich will dir das Stück aber nicht madig machen, versteh mich nicht falsch. Das würde ich mir auch in den Schrank legen..
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Re: Byzantinischer Anhänger
Danke für die Infos Posa,
mach dir keine Gedanken, das Stück gefällt mir genau so gut ob es jetzt 1000 oder ein paar hundert Jahre alt ist,
solange es kein Touristenschreck ist kommt es in meiner Sammlung.
Mir geht es nur darum etwas darüber zu erfahren und es event. mehr oder weniger Datieren zu können,
nun, ich weiss jetzt schon mal dass die Dinger Enkolpion genannt werden.
Grüsse Juan
mach dir keine Gedanken, das Stück gefällt mir genau so gut ob es jetzt 1000 oder ein paar hundert Jahre alt ist,
solange es kein Touristenschreck ist kommt es in meiner Sammlung.
Mir geht es nur darum etwas darüber zu erfahren und es event. mehr oder weniger Datieren zu können,
nun, ich weiss jetzt schon mal dass die Dinger Enkolpion genannt werden.

Grüsse Juan

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Re: Byzantinischer Anhänger
Es handelt sich hier um die Hälfte eines Enkolpions. Enkolpia bestehen immer aus zwei Hälften, die mit einem Scharnier verbunden sind. Die beiden Hälften sind hohl und dienten zur Aufnahme von Reliquien. (An der Bruchfläche sieht man, dass die Hälfte hohl war). Das vorgestellte Exemplar ist mittelbyzantinisch und gehört etwa ins 10. bis 12. Jh. Ich glaube nicht, dass es den gekreuzigten Christus darstellt, denn dazu fehlt mir der Kreuznimbus. Nicht selten waren diese Anhänger auch mit Petrus, hl. Geor, hl. Theodor, Jungfrau Maria ect. geschmückt. Auch zweiseitig geschmückte Formen sind nicht selten. Möglicherweise zeigte die fehlende Hälfte den gekreuzigten Christus. Da keine Attribute vorhanden sind, möchte ich mich auf den oberen Kopf nicht festlegen, aber Gott Vater ist nicht ausgeschlossen. Als Material scheidet Blei aus, da die Patina dunkel ist. Messing scheidet auch aus, weil es damals (auch als Aurichalkum bezeichnet) sehr teuer war und Gold imitieren sollte. Bleibt also nur noch Bronze als vielfältige Kupferlegierung übrig. Die bizarren Bruchkanten deuten auch auf eine Bronze hin, deren Guß ungleichmäßig abgekühlt wurde. Die dünnwandigen und großflächigen Partien sind dabei besonders gefährdet.
Basil
Basil
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Re: Byzantinischer Anhänger
Wow, das war jetzt aber Ausführlich, Danke Basil.
Meine hälfte des Enkolpions ist tatsächlich hohl, das Foto rechts zeigt die Rückseite,
dort ist auch das negativ der vorderen Prägung sichtbar.
Ich würde meinen eine gekreuzigte Person zu erkennen,
die gestreckten Arme auf dicken Holzbalken, die Kreise um die als Heiligen Aura.
Nur noch auf der Rückseite zu erkennen sind schräg verlaufende striche am Oberkörper,
soll sehr wahrscheinlich das Gewand darstellen.
Wie es dem auch sei, ich danke euch für die tollen Infos,
ehrlich gesagt dachte nicht dass ich hier im Numismatikforum zum Erfolg komme,
ich wuste aber sonst nicht wohin mit meinem Anliegen.
Grüsse Juan
Meine hälfte des Enkolpions ist tatsächlich hohl, das Foto rechts zeigt die Rückseite,
dort ist auch das negativ der vorderen Prägung sichtbar.
Ich würde meinen eine gekreuzigte Person zu erkennen,
die gestreckten Arme auf dicken Holzbalken, die Kreise um die als Heiligen Aura.
Nur noch auf der Rückseite zu erkennen sind schräg verlaufende striche am Oberkörper,
soll sehr wahrscheinlich das Gewand darstellen.
Wie es dem auch sei, ich danke euch für die tollen Infos,
ehrlich gesagt dachte nicht dass ich hier im Numismatikforum zum Erfolg komme,
ich wuste aber sonst nicht wohin mit meinem Anliegen.
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