Larissa Phrikonis - ein kleines Nest in Aeolis
Moderator: Numis-Student
-
- Beiträge: 964
- Registriert: Di 14.05.02 21:33
- Wohnort: St.Gallen, Schweiz
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
- Kontaktdaten:
Larissa Phrikonis - ein kleines Nest in Aeolis
Bei meinen Unbestimmten habe ich nach langen Recherchen diese beiden Münzen bestimmen können. Larissa Phrikonis muss ein kleines Städtchen in der Aeolis gewesen sein, von dem nicht allzuviel bekannt sein wird. Die Geschichtsfachleute werden dazu vielleicht mehr dazu beitragen können. Interessant ist es schon, dass so kleine Orte eigene Münzen prägten - zu welchem Zweck?
Nr. 0148
AE-11 mm, 1.14 gr.
AV: Frauenkopf mit Ohrgehänge nach links
RV: L - R / R - I, Amphore, darüber Weintraube, links im Feld: Kerykeion, rechts im Feld: Kornähre
Nr. 2032
AE-10 mm, 1.13 gr.
AV: wie vor (Schrötlingsfehler beim Hinterkopf)
RV: L - A / R - , Amphore, links im Feld: Kerykeion, ein weiteres Beizeichen rechts nicht erkennbar
Nr. 0148
AE-11 mm, 1.14 gr.
AV: Frauenkopf mit Ohrgehänge nach links
RV: L - R / R - I, Amphore, darüber Weintraube, links im Feld: Kerykeion, rechts im Feld: Kornähre
Nr. 2032
AE-10 mm, 1.13 gr.
AV: wie vor (Schrötlingsfehler beim Hinterkopf)
RV: L - A / R - , Amphore, links im Feld: Kerykeion, ein weiteres Beizeichen rechts nicht erkennbar
- Pscipio
- Beiträge: 8228
- Registriert: Fr 15.10.04 13:47
- Wohnort: Bern, CH
- Hat sich bedankt: 1 Mal
- Danksagung erhalten: 16 Mal
- Kontaktdaten:
Ich denke, dass hierbei das Prestige der Stadt im Vordergrund stand. Durch die Prägung eigener Münzen zeigte man sich selber und gegen aussen die Unabhängigkeit der eigenen Stadt auf, und sei es auch nur eine formelle, die in einer "freiheitsbesessenen" Kultur wie der griechischen das A und O war.gorostiza hat geschrieben:Interessant ist es schon, dass so kleine Orte eigene Münzen prägten - zu welchem Zweck?
Ich habe kurz recherchiert, über dieses Larissa Phrikonis findet sich in der mir kurzfristig greifbaren Literatur nicht viel. Die Aeolis (Aiolis) war ein schmaler Streifen an der kleinasiatischen Küste, der sich westlich von Mysien und Lydien entlang zog. Zu Äolien gehörten auch die der Küste vorgelagerten Inseln, in erster Linie Lesbos. In Archaischer Zeit scheinen die zwölf wichtigsten Städte Äoliens, Kyme (auch Phrikonis genannt), Neonteichos, Temnus, Cilla, Notium, Aegirossea, Pitane, Aegeae, Myrina, Gryneia, Smyrna (welches sonst immer zu Ionien gezählt wird) und Larissa, eine Liga gebildet zu haben, die wohl ihre aussenpolitischen Interessen besser vertreten sollte. Insgesamt war das Gebiet jedoch zu klein und die Städte zu unbedeutend, um ihre Unabhängigkeit lange bewahren zu können.
Mehr kann ich dazu im Moment nicht beitragen, vielleicht meldet sich sonst noch jemand...
Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.
- Dapsul
- Beiträge: 754
- Registriert: Do 28.04.05 17:50
- Wohnort: Vicus Scuttarensis
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
Larissa am Hermos ist im 11. Jh., wie die anderen aiolischen Inseln, Städte und Smyrna, von Thessalien aus besiedelt worden. Smyrna wurde um 700 von kolophonischen Ioniern übernommen und schied damit aus dem aiolischen Städtebund aus. Es war Mitglied im attischen Seebund; 399-98 zwischen Spartanern und Persern umkämpft. Später war es wohl nur noch ein Dorf mit einem schlechten Hotel, wie Ailios Aristeides (2. Jh. n. Chr.) berichtet.
Die Lage ist nicht gesichert, jedoch hat die Identifizierung mit der antiken Stadt oberhalb von Buruncuk mit archaischen Palast, Wehrmauer, Tempel und spätklassischem Palast des persischen Gouverneurs am meisten für sich. (Plan bei G.E. Bean, Aegaean Turkey, 1966, S. 101.) Die Ruinen sind eindrucksvoll gelegen und kontrollieren den Weg von Smyrna nach Kyme, jedoch wird der Berg als Steinbruch verwendet und ist wohl bald verschwunden (ich war im letzten Jahr dort).
Ich bin mir nicht sicher, ob die Münzen aus dieser Stadt kommen, obwohl das in den meisten Katalogen so verzeichnet steht. Ich glaube eher, daß sie zu Larissa in der Troas gehören (nicht weit entfernt, aber nicht genau lokalisierbar) und daß zum aiolischen Larissa die schönen Münzen mit Io und der Kuh gehören. Hier wie dort alles 4. Jh. v.Chr. unter den Persern.
Zu Larissa in der Troas weiß man noch weniger. Auch aiolische Gründung, auch Kämpfe zwischen Spartanern und Persern 399/8, nach 310 Eingemeindung in Alexandreia Troas, vielleicht im 3. Jh. v.Chr. Neugründung als Ptolemais. Das ist auch schon alles.
Die Lage ist nicht gesichert, jedoch hat die Identifizierung mit der antiken Stadt oberhalb von Buruncuk mit archaischen Palast, Wehrmauer, Tempel und spätklassischem Palast des persischen Gouverneurs am meisten für sich. (Plan bei G.E. Bean, Aegaean Turkey, 1966, S. 101.) Die Ruinen sind eindrucksvoll gelegen und kontrollieren den Weg von Smyrna nach Kyme, jedoch wird der Berg als Steinbruch verwendet und ist wohl bald verschwunden (ich war im letzten Jahr dort).
Ich bin mir nicht sicher, ob die Münzen aus dieser Stadt kommen, obwohl das in den meisten Katalogen so verzeichnet steht. Ich glaube eher, daß sie zu Larissa in der Troas gehören (nicht weit entfernt, aber nicht genau lokalisierbar) und daß zum aiolischen Larissa die schönen Münzen mit Io und der Kuh gehören. Hier wie dort alles 4. Jh. v.Chr. unter den Persern.
Zu Larissa in der Troas weiß man noch weniger. Auch aiolische Gründung, auch Kämpfe zwischen Spartanern und Persern 399/8, nach 310 Eingemeindung in Alexandreia Troas, vielleicht im 3. Jh. v.Chr. Neugründung als Ptolemais. Das ist auch schon alles.
-
- Beiträge: 964
- Registriert: Di 14.05.02 21:33
- Wohnort: St.Gallen, Schweiz
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
- Kontaktdaten:
Ich danke Euch beiden für die interessanten Erlklärungen. Ich hoffe, dass von solchen Diskussionen auch andere "Griechen", die hinter dem Vorhang lesen, davon profitieren können.
Besonders freut es mich, dass wir einen neuen Teilnehmer mit profunden Kenntnissen bei uns haben dürfen und der trotz seiner Arbeitsüberlastung uns Anfängern weiterhilft. Ich weiss es besonders zu schätzen, wieviel Zeit eine solche Recherche mit sich bringt - ganz herzlichen Dank.
Besonders freut es mich, dass wir einen neuen Teilnehmer mit profunden Kenntnissen bei uns haben dürfen und der trotz seiner Arbeitsüberlastung uns Anfängern weiterhilft. Ich weiss es besonders zu schätzen, wieviel Zeit eine solche Recherche mit sich bringt - ganz herzlichen Dank.
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 6 Antworten
- 1368 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Lackland
-
- 234 Antworten
- 17381 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Atalaya
-
- 2 Antworten
- 374 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Anastasius_I
-
- 280 Antworten
- 33708 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von MartinH
-
- 43 Antworten
- 1131 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Lackland
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: Numis-Student und 6 Gäste