Walzenprägung?

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MünzenPeter
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Walzenprägung?

Beitrag von MünzenPeter » Mo 31.03.08 10:34

Hallo an alle ...

... ich hab hier ein 15 Kreuzerstück aus Wien 1662, Leopold I.

Kann mir jemand bitte sagen wie diese Münze geprägt wurde? Walzenprägung oder Taschenwerk oder doch anders? Die Ränder sind leicht gebogen, dass könnte jedoch auch andere Gründe haben.

Für eure Hilfe bin ich wie immer Dankbar!

PS
Gibt es über die Herstellung (speziell wo, ab wann, welche Münzen) Fachliteratur?

Grüße
MP
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... und sollte die Welt einmal in Flammen aufgehen, dann wird man am Rande der Brandkatastrophe den Sammler sitzen sehen, wie er unbeirrt seine Kollektionen ordnet.

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Re: Walzenprägung?

Beitrag von Gerhard Schön » Mo 31.03.08 12:43

MünzenPeter hat geschrieben:Kann mir jemand bitte sagen wie diese Münze geprägt wurde? Walzenprägung oder Taschenwerk oder doch anders?
Das Erscheinungsbild beider Herstellungsarten ist gleich, die Wölbung entsteht, wenn sich einer der Stempel langsamer dreht als der andere. Um zwischen Walzenprägung und Taschenprägung unterscheiden zu können, müsste man entweder ein dezentriertes Stück haben, auf dem das nächste Prägebild zu sehen ist, oder aber ein Maschineninventar der Münzstätte besitzen. Walzenprägung für Münzen wurde nur recht selten angewendet: in Mühlau und Hall in Tirol, von dort dann auch nach Augsburg und Segovia geliefert. Die Münzstätte Wien hatte meines Wissens kein Walzenprägewerk, also wird es eine Taschenprägung sein.
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Beitrag von MünzenPeter » Di 01.04.08 15:14

Danke für die Information.

Sind die Münzen der Taschenprägung immer gewölbt oder nur wenn die Stempel unterschiedlich schnell laufen?

(Die Taschenprägung übernehme ich so in meine Datensammlung)

Grüße
MP
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Beitrag von Gerhard Schön » So 04.05.08 10:43

Hier auch noch aus CoinArchives ein dezentriertes Stück zu 15 Kreuzern der Münzstätte Wien. Die Taschenstempel waren dort offenbar sehr viel größer als das Münzbild, eine Kante des Stempels ist nicht zu erkennen. Das unregelmäßige Erscheinungsbild der Münze kommt in diesem Fall daher, dass man dem Taschenwerk vorab ausgestanzte Ronden zugeführt hat, die dann das Münzbild nicht richtig trafen und beim Prägevorgang verformt wurden.

[ externes Bild ]
MünzenPeter hat geschrieben:Sind die Münzen der Taschenprägung immer gewölbt oder nur wenn die Stempel unterschiedlich schnell laufen?
Mit der unterschiedlichen Geschwindigkeit meinte ich nicht die Winkelgeschwindigkeit, die ja durch das Räderwerk für beide Wellen identisch ist, sondern die Tangentialgeschwindigkeit (aufgrund unterschiedlicher Radien der Werkzeuge), wodurch sich der Schrötling beim Prägevorgang in Richtung der langsameren Walze wölbt. Andere Erklärungen (zum Beispiel Verfestigung der Hinunterbiegung des Metallstreifens aufgrund der Schwerkraft) kommen meines Erachtens nicht in Betracht.
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Beitrag von Gerhard Schön » Fr 16.05.08 23:46

Die Münze Österreich AG in Wien schreibt zur Münztechnik im eigenen Hause:
Die Münze 2002, Heft 5, Seite 5 hat geschrieben:Ein 1622 für Wien vorgesehenes „Münz-Truckwerkh welches 2500 fl gekostet“ dürfte man der Münze in St. Pölten überlassen haben. Erst 1650 wurde in Wien unter Münzmeister Richthauser Freiherr von Chaos die Walzenprägung eingeführt. 1657 soll es dann zu einem Taschenwerk gekommen sein.
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Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 16.05.08 23:54

Gerhard Schön hat geschrieben:Die Münze Österreich AG in Wien schreibt zur Münztechnik im eigenen Hause:
Die Münze 2002, Heft 5, Seite 5 hat geschrieben:Ein 1622 für Wien vorgesehenes „Münz-Truckwerkh welches 2500 fl gekostet“ dürfte man der Münze in St. Pölten überlassen haben. Erst 1650 wurde in Wien unter Münzmeister Richthauser Freiherr von Chaos die Walzenprägung eingeführt. 1657 soll es dann zu einem Taschenwerk gekommen sein.
Der Name hat mich jetzt stutzen lassen. Aber wirklich: in dem von dem Freiherrn von Chaos stammenden Chaos'schen Stiftungshaus haben die Österreicher im 18. Jahrhundert eine Ingenieurakademie eingerichtet.
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