Paderborn oder Münster?

Deutschland vor 1871
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Münz-Goofy
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Paderborn oder Münster?

Beitrag von Münz-Goofy » Do 28.02.08 18:38

Liebe Kenner westfälischer Münzen,

vor mir liegt ein Bursarienzeichen von 1627 zu 12 Pfennig aus Kupfer mit dem Durchmesser von 29,8 mm und einem Gewicht von 5,53 Gramm. Ich bin mir allerdings nicht sicher, welchem Bistum dieser "Token" zuzuordnen ist.

Josef Weingärtner "Beschreibung der Kupfermünzen Westfalens" (1872) ordnet ihn mit der Nummer 677 (Var. a) dem Dompkapitel Paderborn zu. Die in coinarchives verzeichneten Exemplare weisen ebenfalls auf diese Ausgabestelle hin:

http://www.coinarchives.com/w/results.p ... rn+and+677

Vom Domkapitel Münster findet man dort nichts Adäquates.

Arnold Schwede, einer (wenn nicht) der beste Kenner der Paderborner Münzen, hat das Stück in seiner Broschüre "Der heilige Liborius auf Münzen und Medaillen" (1999) ebenfalls erwähnt, schreibt aber sinngemäß, daß die auf dem Stück zu lesende Abkürzung "S.L." sowohl "Sanctus Liborius" -> Paderborn, als auch "Sanctus Ludgerus" -> Münster bedeuten kann.

In Schwedes 2004 veröffentlichtem Standardwerk "Die Münzen im Hochstift Paderborn 1566 - 1803" fehlt das Ding allerdings komplett, während alle anderen Prägungen vom Domkapitel Paderborn ausführlich beschrieben sind.

Hat jemand von Euch Kenntnis über den aktuellen Stand der Forschung? PB od. MS????

Vielen Dank im Voraus für Eure Mühen und liebe Grüße von
MG
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PB_Domk 12Pf 1627.jpg
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Denar
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Beitrag von Denar » Do 28.02.08 20:31

Hallo Münz-Goofy

Arnold Schwede hat Recht, neueste Forschungen ( Peter Ilisch ) und die Funde beweisen eindeutig, daß die Stücke nach Münster gehören.

Denar

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Münz-Goofy
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Beitrag von Münz-Goofy » Do 28.02.08 20:56

Hallo Denar,

vielen Dank für Deinen Hinweis. Weißt Du, wo Peter Ilisch seine Erkenntnis zu diesem Stück publiziert hat?

Was die Funde angeht, weiß ich, daß einige dieser Münzen (vielleicht war auch meine dabei) 1835 in Münster-Nienberge gehoben wurden. Aufgrund der mannigfaltigen Verbindungen der Fürstbistümer Münster und Paderborn hat mir diese Information bisher zur Zuordung des Stückes nach Münster nicht ausgereicht.
Im Buch von Ilisch "Münzfunde in Ostwestfalen, Mittelalter und Neuzeit" (1992) habe ich das Stück tatsächlich nicht gefunden. Das kann aber auch daran liegen, daß der Index wegen der ausschließlichen Fokussierung auf die Fundstellen nicht sehr hilfreich ist. Man muß somit das ganze Werk Zeile für Zeile durchsehen. Da kann schon mal was durch die Lappen gehen.

Ich werde mich aber vermutlich damit abfinden müssen, daß meine Münze nicht aus Paderborn, sondern aus Münster ist.

Herzliche Grüße
MG
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Beitrag von Denar » Mo 03.03.08 15:43

Hallo Münz-Goofy

Ob Peter Ilisch zu dem Thema etwas publiziert hat, weiß ich nicht.
Telefonisch erreiche ich ihn zur Zeit nicht.
Ich habe aber mit ihm wiederholt über das Problem diskutiert, er legt die Zeichen nach Münster weil alle ihm bekannten Funde in oder um Münster gemacht wurden. Besonderes Gewicht hat dabei wohl der Fund, einer oder mehrere dieser Zeichen in einer Fuge im Chorgestühl einer münsterischen Kirche.
Soviel ich weiß ist keines dieser Zeichen in Paderborn oder im Umland von Paderborn gefunden worden, oder hast du andere Erkenntnisse.

In der nächsten Woche werde ich Peter Ilisch sehen und nochmal nachfragen. Ich kann dir auch, per pn, seine Durchwahlnummer geben, er wird dir sicher gerne Auskunft geben.

Ob dein Zeichen nun nach Münster oder Paderborn gehört, auf jeden Fall ist es ein schönes Stück

Denar

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Beitrag von Locnar » Di 04.03.08 11:18

Moin,


Ich hätte nicht mal an Münster gedacht,
ist übrigens Weingärtner 677a
Gruß
Locnar

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Beitrag von Denar » Mi 05.03.08 17:46

Hallo Münz-Goofy
Du hast pn

Für Alle

Ich habe heute mit Peter Ilisch telefoniert, bei dem im Chorgestühl gefundenen Stück handelt es sich um ein anderes Zeichen, nicht um eines unserer Art

Den 1835 in Münster-Nienberge gehobenen Fund kennen wir nur aus einer kurzen Notiz der Annette von Droste Hülshoff.
Andere Aufzeichnungen darüber sind nicht bekannt.

Denar

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Beitrag von Locnar » Mi 05.03.08 23:50

Hä ??????????????
Gruß
Locnar

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Beitrag von didius » Do 06.03.08 16:12

dito....

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Beitrag von Münz-Goofy » Do 06.03.08 18:34

Was verstehtst Du nicht, Ecki?

Annette von Droste Hülshoff war nicht nur eine Literatin, sondern auch Historikerin. Sie war, so wie ich Peter Ilisch verstanden habe, im Besitz eines in Münster-Nienberge gefundenen Tonkruges voller Münzen, in dem sich auch mehrere Exemplare des im ersten Posting vorgestellten Zeichens befanden. Außer in diesem Fund und möglicherweise in ein paar anderen rund um Münster sind diese in kirchlichen Gemeinschaften intern verwendeten Zeichen bisher nicht gefunden worden. Paderborn dürfte somit als Herkunft ausscheiden und die entsprechende Angabe von Josef Weingärtner anzuzweifeln sein. Leider kann man ihn nicht mehr fragen.

Gruß in die ostwestfälische Heimat
Dietmar
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