Wie archiviert man das Internet?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Zwerg
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Wie archiviert man das Internet?

Beitrag von Zwerg » Mi 01.11.06 23:29

Wie archiviert man das Internet?
http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC2486 ... ntent.html

Der Link könnte - und sollte- auch in anderen Foren stehen.

Vordergründig scheint es sicherlich "schwachsinnig" zu sein, jede '.de' Domain zu archivieren.

Aber:
Immer mehr wird auch wissenschaftlich nur im Netz publiziert, Verweise auf URLs sind in Hausarbeiten an den Universitäten ebenso zugelassen, wie Verweise auf gedruckte Publikationen. Auch unser Forum speist sich primär aus dem Netz.

Nur - einen Verweis auf den "Eckhel" kann ich jederzeit nachvollziehen, da er ja seit einiger Zeit gedruckt vorliegt. Aber kann man in 30 Jahren noch die Beiträge von Peter43 zur Mythologie finden und nachlesen?

Wer sichert unser virtuelles Wissen?

Netten Abend noch
Zwerg
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Iotapianus
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Beitrag von Iotapianus » Do 02.11.06 09:49

Das treibt mich auch schon lange um. Ich nutze z.B. die Wikipedia ständig, habe mich aber erst einmal dazu hinreißen lassen, einen Artikel grundsätzlich zu überarbeiten, und noch nie einen selbst geschrieben.

Ich habe deshalb schon ein wenig schlechtes Gewissen. Ich nutze die Arbeit anderer, aber ich selbst bin daran interessiert, dass bei meiner Arbeit auch mein Name drunter- oder drübersteht, dass ich wenigstens ab und zu mal ein spärliches Honorar erhalte und einmal jährlich ein paar Euro bei der VG Wort abgreifen kann. Deshalb veröffentliche ich meine Sachen grundsätzlich in Printmedien und wende mich auch im ehrenamtlichen Bereich (wo ich also keine Honorare bekomme) gegen Vorstellungen, Zeitschriften nur noch online erscheinen zu lassen. Es lebt nun mal (noch) nicht jeder online, und die Wahrscheinlichkeit, dass Beiträge aus dem Internet für immer verschwinden, ist (noch) höher, als dass ein Buch oder eine Zeitschrift gänzlich verloren geht.

Es wäre ganz bitter, wenn die Arbeit, die hinter vielen Beiträgen dieses Forums steckt, langfristig umsonst sein sollte.

Iotapianus

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El Che
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Beitrag von El Che » Do 02.11.06 10:40

Hallo Zwerg,

das Problem geht noch viel weiter! Ich habe da mal eine Doku auf Phoenix zu gesehen, die doch reichlich Angst machte.

Es werden ja nicht nur die neuen (ohnehin schon digitalen) Medien digital gespeichert, auch alte Medien (Zeitungen, Dokumente, Bücher etc.) werden digitalisiert und auch nur noch in dieser Form gespeichert (d.h. das materielle Medium wird vernichtet).

Kein Mensch kann aber vorausehen, wie sich die technischen Rahmenbedingungen entwickeln werden, bedingt durch politische Umbrüche (chinesische, indische Betriebssysteme?) oder Katastrophen. Schon jetzt ist ein großer Teil der Daten der Sowjetunion verloren, weil es keine Hardware mehr für die Träger gibt und sich keiner mehr mit den Systemen auskennt. Ob in 100 Jahren .jpg's oder .pdf's noch lesbar sind, ist völlig offen. Anders als bei Büchern, die man nur aufschlagen muss, sind CD-Roms und Festplatten dann nicht zu öffnen. Eine ständige Konvertierung der archivierten Medien in das jeweils aktuelle Format wird dauerhaft auch nicht möglich sein (stetig wachsende Menge).

Die Quintessenz der Doku: Indem wir das materielle Medium aufgeben, machen wir unsere Zivilisation verwundbar für Katastrophen. Es droht der Verlust des überwiegenden Teils unseres kulturellen Wissens - die Frucht unendlicher Generation.

Nachdenklich und mit lieben Grüßen,
Uli

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