ein 'neuer' kaiser?
Moderator: Homer J. Simpson
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ein 'neuer' kaiser?
hallo,
diese stück hat neulich ein freund von mir aus der wühlkiste geholt.
von weitem schaut es wie ein korrodierter claudius gothicus aus, bei näherer betrachtung liest man jedoch:
IMP C CYRIADES PF AVG
cyriades???
dann der hammer:
im kienast wird ein Mareades oder Cyriades erwähnt, der zwischen 253 und 259 den persern unter Schapur geholfen haben soll antiochia einzunehmen, und danach zum kaiser ausgerufen worden sein soll.
(kienast: ''wohl fiktion'')
nun ist die wahrscheinlichkeit, dass hier wirklich eine echte münze dieses 'gegenkaisers' aufgetaucht ist wohl sehr gering, aber die frage wer dieses stück produziert haben könnte, finde ich trotzdem spanned!
jemand eine idee?
grüsse
frank
diese stück hat neulich ein freund von mir aus der wühlkiste geholt.
von weitem schaut es wie ein korrodierter claudius gothicus aus, bei näherer betrachtung liest man jedoch:
IMP C CYRIADES PF AVG
cyriades???
dann der hammer:
im kienast wird ein Mareades oder Cyriades erwähnt, der zwischen 253 und 259 den persern unter Schapur geholfen haben soll antiochia einzunehmen, und danach zum kaiser ausgerufen worden sein soll.
(kienast: ''wohl fiktion'')
nun ist die wahrscheinlichkeit, dass hier wirklich eine echte münze dieses 'gegenkaisers' aufgetaucht ist wohl sehr gering, aber die frage wer dieses stück produziert haben könnte, finde ich trotzdem spanned!
jemand eine idee?
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- helcaraxe
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Also ich bleib am PC!
Was mich stutzig macht, ist, das ausgerechnet die Buchstaben, die den Namen buchstabieren, am besten erhalten sind, während die Münze insgesamt sehr abgenutzt ist, zudem scheint mir das Niveau der Münze in diesem Bereich niedriger zu sein als in anderen Bereichen (ich kann mich aber irren). Die Art der Buchstaben kommt mir auch irgendwie komisch vor, zu modern, aber ich weiß nicht, wie ich das näher beschreiben soll.
Aber andererseits: Wer macht sich die Mühe, eine solche Münze herzustellen und wirft sie dann in die Krabbelkiste und versucht nicht, sie in ein Auktionshaus zu geben - sogar bei ebay dürften sich, richtig gemacht, dafür potente Käufer finden!
Was mich stutzig macht, ist, das ausgerechnet die Buchstaben, die den Namen buchstabieren, am besten erhalten sind, während die Münze insgesamt sehr abgenutzt ist, zudem scheint mir das Niveau der Münze in diesem Bereich niedriger zu sein als in anderen Bereichen (ich kann mich aber irren). Die Art der Buchstaben kommt mir auch irgendwie komisch vor, zu modern, aber ich weiß nicht, wie ich das näher beschreiben soll.
Aber andererseits: Wer macht sich die Mühe, eine solche Münze herzustellen und wirft sie dann in die Krabbelkiste und versucht nicht, sie in ein Auktionshaus zu geben - sogar bei ebay dürften sich, richtig gemacht, dafür potente Käufer finden!
Viele Grüße
helcaraxe
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[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer
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nein, ist eindeutig ein Y . aber hatten die römer überhaupt ein Y ?
ich denke auch nicht, dass dieses stück irgenwie aus einer anderen münze umgearbeitet wurde.
möglicherweise ist es ein guss, aber dann sollte man ja wohl schon mal davon gehört haben, dass solche 'münzen' (oder kaiser) existieren.
'modern' im sinne von in den letzten paar jahren gemacht ist es sicher nicht, es hat sogar so eine art patina.
aber lasst uns mal weiter spinnen, wer weiss vielleicht kommt ja was dabei raus
grüsse
frank
ich denke auch nicht, dass dieses stück irgenwie aus einer anderen münze umgearbeitet wurde.
möglicherweise ist es ein guss, aber dann sollte man ja wohl schon mal davon gehört haben, dass solche 'münzen' (oder kaiser) existieren.
'modern' im sinne von in den letzten paar jahren gemacht ist es sicher nicht, es hat sogar so eine art patina.
aber lasst uns mal weiter spinnen, wer weiss vielleicht kommt ja was dabei raus
grüsse
frank
- donolli
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"Y bzw. y (gesprochen [ˈʏpsilɔn]; in der Schweiz auch [ˈiɡrɛk], „Y grec“ = griechisches I) ist kein Buchstabe des ursprünglichen lateinischen Alphabets, wurde aber später, nämlich zur Zeit Sullas als dessen 22. Buchstabe, noch vor dem Z eingefügt, und in lateinischen Texten nur zur Wiedergabe des Y in griechischen Lehnwörtern verwendet."
quelle: wikipedia.de
nachdem dein "gegenkaiser" aus dem osten stammte, wäre das "y" also plausibel
cheers donolli
quelle: wikipedia.de
nachdem dein "gegenkaiser" aus dem osten stammte, wäre das "y" also plausibel
cheers donolli
Natura semina nobis scientiae dedit, scientiam non dedit. (Seneca)
- Homer J. Simpson
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Sehr interessant! Schaut aus wie ein umgebauter Claudius, oder? Rs. GENIUS EXERCI.
Cohen, Bd. VI, S.1, schreibt über Cyriades:
"C., aus einer vornehmen und reichen Familie stammend, floh aus seinem Vaterhaus und lief zu den Persern über, verbündete sich mit Schapur und brachte ihn, ebenso wie Odenathus, dazu, in römisches Gebiet einzufallen; er machte sich zum Herren über Antiochia und Caesarea und nahm die Titel Caesar und Augustus an. Bald wurde er von seinen Soldaten getötet, während sich Valerian gegen die Perser in Marsch setzte (im Jahre 259).
Prägungen des Cyriades wurden nur beschrieben von Goltzius und Mezzabarba sowie von Tanini, der das Müntersche Kabinett zitiert."
Es sind aus dieser Zeit die "dreißig Tyrannen" bekannt, die sich alle in diesen Jahren erhoben haben sollen, mit mehr oder weniger Erfolg. In früheren Jahrhunderten wollte man von all diesen Münzen haben - und hast du keine, mach dir eine! Insbesondere Cohen, der den alten Veröffentlichungen schon recht skeptisch gegenüber steht, führt in teils etwas süffisantem Ton an, welch unglaublich seltene Herrscher mal wieder Tanini aus der Münterschen Sammlung berichtet.
Am ehesten dürfte es sich also um solch eine Anfertigung aus vegangenen Jahrhunderten handeln, numismatikgeschichtlich hochinteressant. Wir hatten irgendwann einmal hier im Forum auch schon eine Münze von Victoria, der Mutter des Victorinus, die ich dann zuordnen konnte, da sie auch Cohen beschreibt.
Und die Moral von der Geschicht': Verachtet mir den Cohen nicht!
Viele Grüße,
Homer
Cohen, Bd. VI, S.1, schreibt über Cyriades:
"C., aus einer vornehmen und reichen Familie stammend, floh aus seinem Vaterhaus und lief zu den Persern über, verbündete sich mit Schapur und brachte ihn, ebenso wie Odenathus, dazu, in römisches Gebiet einzufallen; er machte sich zum Herren über Antiochia und Caesarea und nahm die Titel Caesar und Augustus an. Bald wurde er von seinen Soldaten getötet, während sich Valerian gegen die Perser in Marsch setzte (im Jahre 259).
Prägungen des Cyriades wurden nur beschrieben von Goltzius und Mezzabarba sowie von Tanini, der das Müntersche Kabinett zitiert."
Es sind aus dieser Zeit die "dreißig Tyrannen" bekannt, die sich alle in diesen Jahren erhoben haben sollen, mit mehr oder weniger Erfolg. In früheren Jahrhunderten wollte man von all diesen Münzen haben - und hast du keine, mach dir eine! Insbesondere Cohen, der den alten Veröffentlichungen schon recht skeptisch gegenüber steht, führt in teils etwas süffisantem Ton an, welch unglaublich seltene Herrscher mal wieder Tanini aus der Münterschen Sammlung berichtet.
Am ehesten dürfte es sich also um solch eine Anfertigung aus vegangenen Jahrhunderten handeln, numismatikgeschichtlich hochinteressant. Wir hatten irgendwann einmal hier im Forum auch schon eine Münze von Victoria, der Mutter des Victorinus, die ich dann zuordnen konnte, da sie auch Cohen beschreibt.
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Homer
Zuletzt geändert von Homer J. Simpson am Do 01.11.07 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
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na, dann wär' das mit dem Y ja geklärt, und also denkbar.
was aber nicht so richtig passt ist der stil. der passt nicht in die zeit des gallienus oder valerian, der erinnert eher an prägungen des claudius II, also etwas später als die von den historischen quellen zu diesem 'gegenkaiser' angegeben zeit.
grüsse
frank
was aber nicht so richtig passt ist der stil. der passt nicht in die zeit des gallienus oder valerian, der erinnert eher an prägungen des claudius II, also etwas später als die von den historischen quellen zu diesem 'gegenkaiser' angegeben zeit.
grüsse
frank
- Homer J. Simpson
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Und guckt mal auf die Buchstabenformen: So ein paar Buchstaben der Vs., z.B. das R und das E in Cyriades und das V in Aug, passen überhaupt nicht in diese Zeit. Während die Rs. typisch Münzstätte Rom ist (man beachte das N in Genius!).
Homer
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Guckst du hier:
http://www.inumis.com/rome/books/cohen/vol_vi/p1.html
Leider ohne Zeichnungen.
Viele Grüße,
Homer
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Viele Grüße,
Homer
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Homer J. Simpson hat geschrieben: Am ehesten dürfte es sich also um solch eine Anfertigung aus vegangenen Jahrhunderten handeln, numismatikgeschichtlich hochinteressant. Wir hatten irgendwann einmal hier im Forum auch schon eine Münze von Victoria, der Mutter des Victorinus, die ich dann zuordnen konnte, da sie auch Cohen beschreibt.
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Homer
hm... das im zusammenhang mit den von homer ebenfalls erwähnten ungewöhnlichen buchstaben R und E dürfte wohl des rätsels lösung sein....
cheers donolli
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