PROFECTIO und ADVENTVS

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chinamul
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PROFECTIO und ADVENTVS

Beitrag von chinamul » Mo 26.01.09 12:09

Diese beiden Sesterze markieren unterschiedliche Stadien von Reisen zweier Kaiser, obwohl sie auf den ersten Blick fast identische Rückseitenbilder zu tragen scheinen. Während der Sesterz des Marcus Aurelius den Aufbruch (profectio) des Kaisers darstellt, zeigt die andere Münze die Ankunft des Kaisers Septimius Severus vermutlich zurück in Rom nach dem Partherfeldzug. Die Münzen mit Adventus-Darstellungen sind allerdings wesentlich häufiger als solche mit einer Profectio .

MARCUS AURELIUS 161 – 180
Æ Sesterz Rom 169/170
Av.: M ANTONINVS AVG TR P XXIIII - Belorbeerter Kopf rechts
Rv.: COS III - im Abschnitt zweizeilig: PROFECTIO AVG / S C - Marcus Aurelius nach rechts reitend; in der Rechten schräggehaltener Speer; vor ihm ein Legionär mit Speer in der Rechten und Schild am linken Arm; hinter ihm drei weitere Legionäre mit Standarten
Auszug zum ersten Feldzug gegen die germanischen Markomannen im Jahr 169 (expeditio Germanica prima)
RIC 977; C. 502
24,24 g

SEPTIMIUS SEVERUS 193 – 211
Æ Sesterz Rom 196
Av.: L SEPT SEV PERT AVG IMP VIII - Geharnischte und belorbeerte Büste rechts
Rv.: ADVENTVI AVG FELICISSIMO S C (im Abschnitt) - Septimius Severus nach rechts reitend; die Rechte grüßend erhoben; vor ihm nach links stehender Legionär, der mit der Rechten nach dem Zaum des Pferdes greift und in der Linken Bogen (?) hält
RIC 719; C. 8
20,72 g

Gruß

chinamul
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RIC 719.jpg
RIC 977.jpg
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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pixxer
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Beitrag von pixxer » Mo 26.01.09 12:41

Hallo Chinamul!

Tolle Gegenüberstellung dieser beiden Ereignisse. Man meint auch eine entspanntere (erschöpftere?) Körperhaltung bei Septimius zu erkennen als bei Marcus Aurelius, welcher eindeutig straffer im Sattel sitzt und dynamisch den Speer hält. So auf die Art: "Jetzt gehn wirs an!" Sogar der Pferdekopf ist dynamischer dargestellt.

Sehr schöne Münzen übrigens!

LG Pixxer

curtislclay
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Beitrag von curtislclay » Mo 26.01.09 19:40

Dieser Adventus-Typ von Septimius ist interessant.

Als Septimius' Sieg über Albinus bei Lugdunum noch irrtümlich auf den 19. Feb. 197 datiert wurde, schien dieser Typ einen sonst unbezeugten Abstecher des Kaisers nach Rom im J. 196 zu beweisen, als er vom Osten nach Gallien eilte, um Albinus' Aufstand zu unterdrücken.

Nachdem ich entdeckt habe, dass Septimius' Sieg über Albinus eigentlich am 19 Feb. 196 nicht 197 stattfand, wurde klar, dass Septimius seinen Marsch nach Gallien sicher nicht unterbrochen hat: sein Adventus-Typ von 196 weist offensichtich auf seine bekannte Rückkehr nach Rom NACH seinem Sieg über Albinus hin!

Warum wurde diese Rückkehr als "sehr erfreulich", FELICISSIMO, bezeichnet? Weil sie in der Tat genau das Gegenteil war, ganz fürchterlich: Septimius hatte vor, den Senat für seine Unterstüzung von Albinus zu bestrafen, er schickte Albinus' Kopf im voraus nach Rom und liess dann etwa ein Dutzend Senatoren wegen Hochverrat hinrichten!

Die Figur, die das Pferd führt, muss Virtus oder eher Roma sein, weil sie ihre rechte Brust entblösst und daher sicher weiblich ist.

Chinamuls Stück ist Nr. 1429 in meinem Stempelkatalog, aus Vs.Stempel 315, Rs.Stempel 460, mir damals durch ein Exemplar in Wien bezeugt.

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