Frage an Experten
Moderator: Homer J. Simpson
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Frage an Experten
Hallo Leute,Habe eben nach dem Reinigen eines Claudius Dupondius vom Ceres Typ etwas ungewöhnliches entdeckt!Das Stück hat unten im Abschnitt anstatt des bekannten SC ein seltsames CS geprägt !!Kommt das häufiger vor (Trunkenheit beim Stempelschneiden ) , oder ist das eine echte Rarität??
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Unter Claudius wurden wesentlich weniger Bronzemünzen produziert, als man in den verschiedenen Provinzen als Zahlungsmittel hätte brauchen können. Also wurden völlig legal und von örtlichen Autoritäten erlaubt Beischläge angefertigt. Weil man natürlich nicht über das KnowHow der Münzstätte Lyon oder Rom verfügte, sind die Stempel dabei zum Teil abenteuerlich. Man hat halt einen geschickten Dorfschmied angeheuert und der hat seine Sache so erledigt, wie er es konnte.
Die irregulären Asse unter Claudius werden jedenfalls nicht höher gewertet als die normalen - im Gegenteil. Bei den römischen Münzen gilt nicht die Euro-Regel: je häßlicher und fehlerhafter die Münze, umso höher der Preis. Hier geht es noch nach Schönheit und Erhaltung. Nicht mal echte Verschreibungen in der Legende bringen irgendeinen Wertzuwachs.
Beste Grüße
Berenike
Die irregulären Asse unter Claudius werden jedenfalls nicht höher gewertet als die normalen - im Gegenteil. Bei den römischen Münzen gilt nicht die Euro-Regel: je häßlicher und fehlerhafter die Münze, umso höher der Preis. Hier geht es noch nach Schönheit und Erhaltung. Nicht mal echte Verschreibungen in der Legende bringen irgendeinen Wertzuwachs.
Beste Grüße
Berenike
...bin ich ein Schelm, wenn ich zu fragen wage - - - " hat's wohl damals auch schon Neugeld-Fehlprägungs-Varianten-Sammler gegeben ???
( wenigstens hätten sie dann in der Geschichtsschreibung nicht soviel Gequatsche hinterlassen, wie die "aktuellen" Fehlprägungsspinner ) ...
Ich geh' mal davon aus, daß - bei den immensen Geldmengen, die vor allem in der röm. Antike geprägt bzw. "geschlagen" wurden - das Auffinden von "noch unbekannten Prägevarianten" noch lange nicht beendet sein wird - und der "Normalsammler" wird wohl hoffnungslos überfordert sein damit, zu wissen, welche Varianten wann, wo und von wem schon beschrieben wurden.
... und dem interessanten Beitrag von Berenike erlaube ich mir hinzuzufügen: man denke an die Findigkeit manches Möchtegern-Cäsaren
(( ... weiß gar nicht ab welchem mitlitär. Dienstgrad soclhes schon möglich war )) ... der ebenso sein Gold - bis Hufschmide beauftragte, ihm seine Kassen mit "Hausmarke" zu füllen. Wenn man ersteinmal die Erfahrung gemacht hatte, daß die "barbarischen" Sold-Empfänger auch mit
"Nachschlägen" zufrieden waren, dann konnte man doch wohl gut nach dem Motto verfahren .... "die guten ins Töpfchen - die Schlechten ....."
Es soll übrigens auch findige Quästoren gegeben haben, die zuvor das -
was nach Rom abzuliefern war - umgetauscht hatten.
Und dennoch - im Gegensatz zu heute, wo die Fälscher als "Verbracher" gelten - diejenigen, die damals schon illegale Prägestempel herstellen mußten bzw. konnten, waren doch unzweifelhaft gleichwohl hervorragende
Künstler.
( wenigstens hätten sie dann in der Geschichtsschreibung nicht soviel Gequatsche hinterlassen, wie die "aktuellen" Fehlprägungsspinner ) ...
Ich geh' mal davon aus, daß - bei den immensen Geldmengen, die vor allem in der röm. Antike geprägt bzw. "geschlagen" wurden - das Auffinden von "noch unbekannten Prägevarianten" noch lange nicht beendet sein wird - und der "Normalsammler" wird wohl hoffnungslos überfordert sein damit, zu wissen, welche Varianten wann, wo und von wem schon beschrieben wurden.
... und dem interessanten Beitrag von Berenike erlaube ich mir hinzuzufügen: man denke an die Findigkeit manches Möchtegern-Cäsaren
(( ... weiß gar nicht ab welchem mitlitär. Dienstgrad soclhes schon möglich war )) ... der ebenso sein Gold - bis Hufschmide beauftragte, ihm seine Kassen mit "Hausmarke" zu füllen. Wenn man ersteinmal die Erfahrung gemacht hatte, daß die "barbarischen" Sold-Empfänger auch mit
"Nachschlägen" zufrieden waren, dann konnte man doch wohl gut nach dem Motto verfahren .... "die guten ins Töpfchen - die Schlechten ....."
Es soll übrigens auch findige Quästoren gegeben haben, die zuvor das -
was nach Rom abzuliefern war - umgetauscht hatten.
Und dennoch - im Gegensatz zu heute, wo die Fälscher als "Verbracher" gelten - diejenigen, die damals schon illegale Prägestempel herstellen mußten bzw. konnten, waren doch unzweifelhaft gleichwohl hervorragende
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Noch eine kleine Anmerkung zum Prägerecht. Hier muß man deutlich unterscheiden zwischen der Zeit der Republik und der Kaiserzeit. Während der Republik gab es natürlich das Dreimännerkollegium, das die Prägung überwachte, aber auch andere Beamte hatten das Recht, eine Prägung in die Wege zu leiten, Quaestoren, in einem Fall sogar ein Konsul, wenn ich mich recht erinnere. Besonders wichtig, die Feldherrn, die ein Heer befehligten und die Vollmacht besaßen, für die Besoldung dieses Heeres Münzen zu prägen. Aus dieser Vollmacht erklärt sich das spätere kaiserliche Recht, Edelmetall zu prägen. Bezeichnend, daß Augustus in Rom wieder das Dreimännerkollegium aufleben ließ und selbstständig nur in den Münzstätten in der Provinz prägte. Tiberius hielt sich ebenfalls noch daran. Seine Hauptmünzstätte ist Lyon. Erst unter Caligula (vielleicht auch erst unter Claudius, da streiten sich die Gelehrten und da will ich mich nicht einmischen), nahmen die Kaiser das Münzrecht für sich völlig in Anspruch. Das SC auf den Bronzemünzen ist übrigens bis heute noch nicht restlos in seiner Bedeutung geklärt. Am glaubwürdigsten scheint mir die These zu sein, daß es sich auf einen Senatsbeschluß bezieht, der auch das Bronzeprägerecht in die Hand des Kaisers legte.
In der Kaiserzeit jedenfalls war jeder, der eine Münze nicht mit dem Porträt des Kaisers prägte, sofort ein Usurpator. Dies war "das" kaiserliche Recht schlechthin - weswegen wir auch oft von Feldherrn, die nur wenige Tage ihre Erhebung zum Kaiser überlebten, Münzen besitzen (man denke nur an Proculus). Dieses Claudius As ist etwas anderes. Hier hat eine lokale Autorität sich selbst Hilfe geschaffen, mit stillschweigender Billigung des Kaisers.
Mit besten Grüßen
Berenike
In der Kaiserzeit jedenfalls war jeder, der eine Münze nicht mit dem Porträt des Kaisers prägte, sofort ein Usurpator. Dies war "das" kaiserliche Recht schlechthin - weswegen wir auch oft von Feldherrn, die nur wenige Tage ihre Erhebung zum Kaiser überlebten, Münzen besitzen (man denke nur an Proculus). Dieses Claudius As ist etwas anderes. Hier hat eine lokale Autorität sich selbst Hilfe geschaffen, mit stillschweigender Billigung des Kaisers.
Mit besten Grüßen
Berenike
Hallo Berenike,
Von Claudius findet man öfter Bronzen mit Prägezentrierloch, die sonst nur bei Provinzialprägungen zu finden sind.
Hier ein Beipiel:
[ externes Bild ]
Ist das darauf zurückzuführen, dass auch in den Provinzen Bronzen mit "S-C" auf der Rückseite geprägt wurden? Gibt es hierzu noch mehr Infos?
Gruss,
Mias
Von Claudius findet man öfter Bronzen mit Prägezentrierloch, die sonst nur bei Provinzialprägungen zu finden sind.
Hier ein Beipiel:
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Ist das darauf zurückzuführen, dass auch in den Provinzen Bronzen mit "S-C" auf der Rückseite geprägt wurden? Gibt es hierzu noch mehr Infos?
Gruss,
Mias
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Hallo Mias,
Zu den sogenannten Zentrierlöchern sag ich mal lieber nix, weil ich da jemandem anderen, der Jahre lang geforscht hat, nicht die Ergebnisse aus dem Mund nehmen möchte, bevor er sie publiziert hat.
Auf jeden Fall gibt es von Claudius ganze Massen von semi-offiziellen Prägungen vor allem in den westlichen Bereichen, während in den östlichen Bereichen, vor allem in Griechenland, Kleinasien und Syrien wieder verstärkt mit der Prägung von lokalem Kleingeld begonnen wird.
Übrigens, wenn ich dran denke, informiere ich Dich, wann der Artikel zu diesen Zentrierlöchern erscheint, geplant ist irgendwann Anfang nächsten Jahres in der MünzenRevue.
Beste Grüße
Berenike
Zu den sogenannten Zentrierlöchern sag ich mal lieber nix, weil ich da jemandem anderen, der Jahre lang geforscht hat, nicht die Ergebnisse aus dem Mund nehmen möchte, bevor er sie publiziert hat.
Auf jeden Fall gibt es von Claudius ganze Massen von semi-offiziellen Prägungen vor allem in den westlichen Bereichen, während in den östlichen Bereichen, vor allem in Griechenland, Kleinasien und Syrien wieder verstärkt mit der Prägung von lokalem Kleingeld begonnen wird.
Übrigens, wenn ich dran denke, informiere ich Dich, wann der Artikel zu diesen Zentrierlöchern erscheint, geplant ist irgendwann Anfang nächsten Jahres in der MünzenRevue.
Beste Grüße
Berenike
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