Ner Kaiser, neue Münzen????

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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B.A.
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Ner Kaiser, neue Münzen????

Beitrag von B.A. » Do 01.04.04 16:16

Moin Moin,

mich würde mal interessieren was mit den Münzen eines Kaisers geschah wenn er starb? Wurden die Übernommen vom neuen Kaiser??? Wenn ja, wie lange??? Ich meine Mit nem AS hat man unter Vales bestimmt nicht bezahlt. Wann wurden die "alten" Münzen aus dem Verkehr gezogen???

Oder war das egal, und der neue Kaiser hat einfach seine Münztypen schlagen lassen. So dass zB. unter Trajan auch noch mit Denaren von Augustus bezahlt wurde???

Hoffe auf rasche antwort :D

Mfg
Scheibe
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chinamul
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Beitrag von chinamul » Fr 02.04.04 13:40

Hallo, Scheibe,
Man kann vielen Münzen ansehen, daß sie weit über die Regierungszeit der Kaiser hinaus umgelaufen sein müssen. Im allgemeinen scheint es so gewesen zu sein, daß die Stücke gültige Währung blieben, wenn nicht gerade eine "damnatio memoriae" (Ächtung des Andenkens) dazu führte, daß die Münzen eines verhaßten Kaisers nach seinem Tode eingezogen und vernichtet wurden. Mitunter begnügte man sich aber auch mit der bloßen Tilgung eines Bildnisses oder einer Legende. Es gibt von Caligula einen Sesterz, der auf der Rückseite die Abbildung des Augustustempels mit einer Opferszene zeigt (RIC 44). Man nimmt nun an, daß die Inschrift auf dieser Seite (DIVO AVG) die wütende Menge nach dem Tod des Caligula zu der Annahme führte, der dort opfernde Kaiser sei der vergöttlichte Augustus, und daß diese Münzen daher verschont blieben.
Interessant, nicht? Man muß zudem bedenken, daß im Imperium ständig ein ungeheurer Bedarf an Münzgeld bestand, so daß man sich schlichtweg nicht leisten konnte, Münzen einfach aus dem Verkehr zu ziehen. Der neue Kaiser konnte sich ja immer noch auf genügend Münzen vorstellen, und wenn er gut regierte und deswegen nach seinem Tod konsekriert (vergöttlicht) wurde, blieb sein Andenken durch die weiter gültigen Münzen ja ebenfalls erhalten. Anders sah es natürlich bei Münzreformen aus. Da erfolgte ein totales Umsteigen auf die neuen Geldstücke, eine enorme logistische Leistung, wie mir scheint.
Gruß
chinamul
P.S. Auch Gegenstempelungen (ein Spezialgebiet für sich) auf teilweise kaum noch erkennbaren Stücken scheinen deren Gültigkeit erneuert bzw. bestätigt zu haben.
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

B.A.
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Beitrag von B.A. » Fr 02.04.04 15:09

ist logisch, habe mich schon oft gefragt, wieso Münzen mit Gegenstempel immer so schlecht erhalten sind. Nun isses mir klar :D
Deshalb sind wohl auch die Caligula Münzen oft so gut erhalten. Denn die die bis heute erhalten sind, wurden innerhalb der kurzen Regierungszeit des Caligula vergraben :idea:

Ist eigentlich bekannt ob die Menschen damals auch entschädigt wurden??? Ich meine nachher besteht die hälfte meines Vermögens aus Caligulas, und die werden vernichtet. Dann steht man dumm da :?

Die umstellung vom DM auf € war auch ne logistische meisterleistung :!:
Aber in der Antike, in einem Reich dieser größe!!! :o

Danke für die Antwort

Mfg
Scheibe
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Iotapianus
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Beitrag von Iotapianus » Fr 02.04.04 16:46

Was bringt euch denn auf die Idee, eine damnatio memoriae hätte irgendetwas mit dem Münzumlauf zu tun? Nicht nur aus den genannten logistischen Gründen, sondern weil ältere Gold- und Silbermünzen meist einen höheren Edelmetallgehalt hatten als die späteren, blieben die Münzen in Umlauf. Hätte die damnatio auch die Einziehung und Einschmelzung von Münzen mit den Porträts des Betroffenen bedeutet, wären Münzen von Caligula, Nero, Commodus usw. usw. usw. heute das Seltenste vom Seltenen - sind sie aber bekanntlich nicht.

Natürlich gab es Leute, die ihr Mütchen auch an Münzporträts kühlten. Da wurde das Porträt des Caligula dann schon mal mit einem Messerhieb verunstaltet. Besonders geschmackvolle Beispiele bringt Michael Alram in seinem MIR-Band über Maximinus Thrax. An dem Hals des Kaisers wurde so herum geschnitzt, dass es aussieht, als sei der Kopf auf eine Lanze gespießt; außerdem wurde noch ein Vöglein eingraviert, dass dem Kopf die Augen auspickt, und aus dem Hinterkopf windet sich anscheinend eine Made - genau das war dem Kaiser 238 auch widerfahren. Desungeachtet sind die Münzen des Maximinus, der nur drei Jahre herrschte, insgesamt sehr häufig.

Die höherwertigen Denare aus dem 2. und frühen 3. Jahrhundert wurden von dem pannonischen Gegenkaiser Regalianus 260 mit so untauglichen Mitteln überprägt, dass man die Untergepräge noch klar erkennen kann. Was die Soldaten, die er damit bezahlte, interessierte, war, dass sie gutes Silbergeld bekamen und nicht, ob das Porträt ihres Kommandeurs schön aussah.

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Beitrag von spider » Fr 02.04.04 17:08

Iotapianus hat geschrieben:Was bringt euch denn auf die Idee, eine damnatio memoriae hätte irgendetwas mit dem Münzumlauf zu tun?
Iotapianus
Von Domitius Alexander wurden die Münzen eingestampft.
War aber wohl eine Ausnahme.

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Beitrag von Iotapianus » Fr 02.04.04 20:20

Interessanter Hinweis; woher hast du das? Ich fand nur die Information, dass Maxentius nach der Beseitigung Alexanders die Münzstätte Karthago geschlossen hat. Es sind ja auch noch etliche Münzen Alexanders erhalten, vergleichbar selteneren Usurpatorenprägungen des 3. Jahrhunderts.

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Beitrag von spider » Fr 02.04.04 20:49

Der Begiff "etliche"ist natürlich sehr dehnbar. :D
Dafür das er fast 4 Jahre Provinzkaiser war sind seine Münzen doch schon recht selten und teuer.
Gelesen bei B. Ralph Kankelfitz und Manfred Beier.

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Beitrag von secundus » Fr 02.04.04 22:17

Iotapianus hat geschrieben:Was bringt euch denn auf die Idee, eine damnatio memoriae hätte irgendetwas mit dem Münzumlauf zu tun?
Als Gründe für den deutlich grösseren Bestand an Assen für Agrippa im Verhältnis zu denen des Caligula, fallen mir nur ein, dass jene nicht -wie allgemein angenommen- unter Caligula geprägt wurden (vielleicht Claudius ?) oder die anderen teilweise vernichtet wurden.

Wenn Du eine bessere Erklärung hast, nur her damit !

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