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von chinamul » Fr 02.04.04 13:40
Hallo, Scheibe,
Man kann vielen Münzen ansehen, daß sie weit über die Regierungszeit der Kaiser hinaus umgelaufen sein müssen. Im allgemeinen scheint es so gewesen zu sein, daß die Stücke gültige Währung blieben, wenn nicht gerade eine "damnatio memoriae" (Ächtung des Andenkens) dazu führte, daß die Münzen eines verhaßten Kaisers nach seinem Tode eingezogen und vernichtet wurden. Mitunter begnügte man sich aber auch mit der bloßen Tilgung eines Bildnisses oder einer Legende. Es gibt von Caligula einen Sesterz, der auf der Rückseite die Abbildung des Augustustempels mit einer Opferszene zeigt (RIC 44). Man nimmt nun an, daß die Inschrift auf dieser Seite (DIVO AVG) die wütende Menge nach dem Tod des Caligula zu der Annahme führte, der dort opfernde Kaiser sei der vergöttlichte Augustus, und daß diese Münzen daher verschont blieben.
Interessant, nicht? Man muß zudem bedenken, daß im Imperium ständig ein ungeheurer Bedarf an Münzgeld bestand, so daß man sich schlichtweg nicht leisten konnte, Münzen einfach aus dem Verkehr zu ziehen. Der neue Kaiser konnte sich ja immer noch auf genügend Münzen vorstellen, und wenn er gut regierte und deswegen nach seinem Tod konsekriert (vergöttlicht) wurde, blieb sein Andenken durch die weiter gültigen Münzen ja ebenfalls erhalten. Anders sah es natürlich bei Münzreformen aus. Da erfolgte ein totales Umsteigen auf die neuen Geldstücke, eine enorme logistische Leistung, wie mir scheint.
Gruß
chinamul
P.S. Auch Gegenstempelungen (ein Spezialgebiet für sich) auf teilweise kaum noch erkennbaren Stücken scheinen deren Gültigkeit erneuert bzw. bestätigt zu haben.
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit