Frage zu Varianten Mühlhäuser Notmünzen 1917

[Pflock]

Hallo Zusammen,
ich habe eine kopierte Seite aus dem Menzel-Notgeldkatalog, keine Ahnung welche Ausgabe. Unter der Nr. 17089 "Stadt Mühlhausen i./Thüringen" werden für folgende Notmünzen jeweils mehrere Varianten angegeben. Allerdings wird in keinster Weise auf die Unterschiede eingegangen.

• vs: Wert; STADT MÜHLHAUSEN * i/THÜRINGEN *
  rs: Wappen; KLEINGELDERSATZMARKE" ** 1917 **
  • 10 Pfennig, Fe (Eisen), 20,1mm - 2 Varianten
  • 50 Pfennig, Fe (Eisen), 24,1mm - 9 Varianten

Ich glaube bei den 10 Pf. beide und bei den 50 Pf. auch 2 Varianten erkannt zu haben.

Wird das evtl. in einer aktuellen Ausgabe des Menzel, Funck oder in anderen Katalogen genauer beschrieben?
Wenn ja, kann mir jemand einen Scan der entspr. Abschnitte schicken?

[kjsiewert]

Hallo aus Berlin,
dafür existiert der Variantenkatalog von Funck.
5 Pfg.: zwei Varianten; Sterne sind 5-strahlig bzw. 6-strahlig
10 Pfg.: zwei Varianten; 1917 ist 5,0 mm breit bzw. 5,5 mm breit
50 Pfg.: 9 Varianten;
a) Mühlstein ist 10,0 mm hoch, Schrift bis Perlrand ist 1,5 mm, Loch ist 0,8 mm breit
b) Mühlsteinmitte ist 2,5 mm breit, Schrift bis Perlrand ist 1,0mm, zweite 1 in 1917 zwischen zwei Perlen zeigend
c) wie b), Mühlsteinmitte ist 4,0 mm breit, zweite 1 zeigt auf eine Perle
d) Mühlstein ist 10,2 mm hoch, Schrift bis Perlrand ist 1,0 mm, Loch ist 0,5 breit, zweite 1 zeigt auf eine Perle
e) wie d) Av 5 -= ist 0,5 mm, Rv: 1 mitten auf eine Perle zeigend
f) wie d) Av: 5 - 0 ist 0,5 mm, Rv: 1 mitten auf eine Perle zeigend, Loch ist 0,4 mm breit
g) wie d) Av: 5 - 0 ist 1,0mm, Rv: Loch ist 1,0 mm breit
h) Av: 5 - 0 ist 0,5 mm, Rv: Mühlstein ist 10,5 mm hoch
i) wie h) Av: 5 - 0 ist 1,0 mm
Grüße
kjsiewert

[Pflock]

danke für die ausführliche Info @kjsiewert, das hilft mir weiter

[Lutz12]

Ideal ist es, wenn man eine größere Anzahl solcher Exemplare zumindest mal kurzzeitig in die Hände bekommt. Ich habe mal bei einer Notmünze (10 Pfennig Groß Salze 1918 - 5 Varianten) genaueste Untersuchungen vorgenommen, mit erstaunlich tiefen Einblicken, allein durch die Beschäftigung mit dem Objekten selbst - weil in der Literatur ist kaum etwas dazu vermerkt.
Die "neutralen" Wertseiten wurden oft für verschiedenste Ausgaben genutzt, so dass bei Prägungen in Teilaufträgen (was häufig der Fall war) optisch ähnliche Stempel genutzt wurden (für den Laien identisch) - so kommt ein Teil der Varianten zustande. Bei der Münzseite mit Städtemotiv sieht es anders aus. Stempel halten nun mal nicht ewig (laut Angaben aus der Zeit ca. 30-50 T Prägungen - abhängig auch vom Metall und Durchmesser), so dass man bei vielen Notmünzen Stempelrisse finden kann, weil sie nicht gleich beim ersten Fehler ersetzt wurden/werden konnten. Dies ist zu verstehen, wenn man bedenkt, dass die Notgeld-Münzenfertigung 1917 - 1920 ein riesiges Massengeschäft war, zumindest 1918 standen Städte und Gemeinden unter dem Druck schnell Abhilfe beim Kleingeldmangel zu schaffen - eine Reklamation wegen der Qualität war kein Thema. Stempel wurden deshalb auch nur dann ersetzt, wenn sie völlig "breit" waren. Anhand dieser Stempelrisse (auf vielen Münzen finden sich gleich einige davon) kann man (in Kombination mit der anderen Münzseite) u.U. eine zeitliche Einordnung vornehmen, wann welche Variante geprägt wurde und anhand der vorkommenden Stücke schliesssen, wie hoch die Teilauflage gewesen sein kann.
Klingt alles kompliziert, aber bei näherer Beschäftigung mit einem "Haufen" gleicher Stücke reifen die Erkenntnisse.
Bei der Variantenzahl der o.g. Münzen muss die Auflagenzahl recht hoch gewesen sein, also ist die Verfügbarkeit der Stücke wahrscheinlich auch heute noch gut.
Gruß Lutz