Roseldorf

Keltische Münzen

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harald
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Roseldorf

Beitrag von harald » Sa 20.12.08 09:53

Das Kleinsilber des Roseldorfer Typs dürfte mittlerweile den meisten von Euch ein Begriff sein.

Der namensgebende Ort liegt im westlichen Weinviertel und die keltische Ansiedlung gelangte vor allem ab dem Ende des 3.Jh.v.Chr. bis zur Mitte des 1.Jh.v.Chr. zu überregionaler Bedeutung.
Grund dafür dürfte ein auf die Bronzezeit zurückgehender Handelsweg zwischen dem Traisental und Mähren sein.

Das Kleinsilber des Roseldorfer Typs zeigt deutlich, wie sehr der Preis keltischer Münzen vom Angebot abhängt.
Bis Anfang der Neunziger waren diese Münzen lediglich in einer Anzahl von 4 Exemplaren bekannt und zählten somit zu den großen Raritäten.
Ende der Achziger begann ich mit meinen Begehungen in Roseldorf, es wurden die ersten Münzen bei den zuständigen Ämtern gemeldet und auch publiziert.
Diese Publikationen führten zu einen regelrechten Suchertourismus und es kamen Sucher aus dem In- und Ausland um mitzunaschen.

Als die ersten Münzen des Typs RII in den Handel gelangten erreichten sie bei durchschnittlicher Erhaltung Preise bis 500DM, der Typ RIII wurde sogar um 1200 DM(!) gehandelt.
(Jacquier Liste 12, 1990)

Auf Grund der immer größer werdenden Anzahl an Fundmünzen entschloß man sich Anfang 2000 die lange überfällige Ausgrabung dieses Handelszentrums zu beginnen.
An den darauffolgenden jährlichen Grabungen war ich von Beginn an beteiligt und meine Tätigkeit bestand primär aus dem Aufspüren der winzigen Prägungen innerhalb und im Umfeld der Grabung.

Die größte Überraschung war der Fund eines Kriegerheiligtums, welches in Mitteleuropa einzigartig ist und erst in Südfrankreich eine Parallele hat.
Dieses Heiligtum bestand aus einem S-O ausgerichteten viereckigen Graben, welcher durch Pallisaden umzäunt war.

In dessen Zentrum stand eine wahrscheinlich hölzerne Cernunnosfigur.
Der Fund eines bearbeiteten Hirschgeweihes ist dafür ein Indiz.

In diesem Tempel wurden Festmahle abgehalten und Menschenopfer vollzogen.
Im Graben fanden sich Unmengen an Tierknochen und in geringer Anzahl auch Menschenknochen.
Der Hauptteil der Grabenverfüllung bestand jedoch aus eisernen Waffen und Wagenbestandteilen der Krieger.

Daneben konnte auch eine kleinere Anzahl vom Roseldorfer Kleinsilber RI und RII geborgen und schichtdatiert werden.
Datierung der Beifunde: 250-180v.Chr.

Dieses Heiligtum wurde heuer in Asparn an der Zaya im Urgeschichtsmuseum rekonstruiert und somit hat auch der Laie eine Vorstellung über das Aussehen eines keltischen Tempels.

Den Katalog dazu finde ich sehr empfehlenswert.
Lauermannn/Trebsche, Heiligtümer der Druiden, Opfer und Rituale bei den Kelten, 2008.

Viele Grüße
Harald
Dateianhänge
Heiligtum Roseldorf, Cernunnos.JPG
Heiligtum Roseldorf Eingang.JPG

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biatec
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Beitrag von biatec » So 21.12.08 10:23

Die Ausstellung ist wirklich gelungen und kann jedem empfohlen werden

Generell ist das Museum Asparn einen Besuch wert.

LG

biatec

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