Tourn(h)ose mit Gegenstempel

Alles was von Europäern so geprägt wurde
Schwarzbart
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Beitrag von Schwarzbart » Do 25.11.04 17:04

und noch was:

Der Verkäufer behauptet genau diese Münze sei bei Krusy beschrieben.
Dies ist aus meinem Fundus an Bildern die ich von in Korbach gegengestempelten Münzen habe die einzige, die ich im Buch von Krusy nicht genau zuordnen kann.

Schwarzbart

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tournois
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Beitrag von tournois » Do 25.11.04 20:08

Ich habe Herrn Illisch angeschrieben und ihn gebeten sich diesen Beitrag mal anzusehen.
Ich habe netterweise sehr schnell Antwort bekommen!! An dieser Stelle herzlichen Dank dafür!
Peter Ilisch hat geschrieben:Sehr geehrter Herr **********!
Die Münze habe ich angesehen (auf dem Bildschirm). Soweit man das ohne Autopsie erkennen kann, würde ich die Münze selber schon für echt halten.
Was mich stutzig macht sind zwei Dinge:
1. in Korbach wurden eigentlich nur Turnosennachahmungen gestempelt. Das bei Krusy verzeichnete Stück Philippe III. bei uns ist kein Original, sondern eine anonyme (rheinische?) Nachprägung und wiegt nur 3.00 g. Soweit ich mich erinnere ist auch das andere in Cambridge eine Imitation.
2. Bei den von Krusy unter Korbach aufgeführten Stempeln ist der Stern von einem Reif umgeben, der hier nicht vorhanden ist.
Von Ihrem Stück ist ein Gips unter den krusy'schen Gipsen, die wir im Münzkabinett haben. Dabei hat Krusy geschrieben: "*Fried.T.5,266, Ex.Fried.266"
Nach einem weiteren Gips kommt derselbe Stempel auch auf einem Frankfurter Turnos des 16.Jh. vor, was natürlich nicht möglich ist.
Dementsprechend führt Krusy auf S. 319 diesen Stempel als gefälscht auf.
Die Fälschung muss aber schon einige Zeit zurückliegen, da Ihr Stück schon in Auktion Kress 90,2239 war.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Ilisch
Was ich allerdings nicht verstehe sind diese Kürzel --> "*Fried.T.5,266, Ex.Fried.266"
Habe ich ein Brett vor dem Kopf??
Hmm.......liegt vielleicht an der schweren Erkältung mit Neben- und Stirnhöhlenentzündung.......... :?
Locnar hat geschrieben:@michel
hast du mal die Nummer, ich schau mal im Krusy
Den "Gegenstempel-Krusy" habe ich selber, oder was meinst Du?!
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Beitrag von mumde » Do 25.11.04 21:33

Fried. ist das Buch von K. Friederich, Ein Beitrag zur Geschichte des Kontermarkenwesens, im Jahrbuch des Numismatischen Vereins zu Dresden 1912, Nachdruck Münster 1970. Dort ist dieses Exemplar abgebildet, bestimmt als Turnose Ludwigs IX. von Frankreich mit Gegenstempel von Waldeck.
Zur Frage Berg oder nicht Berg: Antwort ist: Nicht Berg. Das Stück ist eine ganz normale französische Königstournose. Auf Noss 14 von Berg steht +LVDOVICVS.IMPR mit einem Kürzungsstrich durch das P. Auf dem hier gezeigten Stück steht aber +LVDOVICVS.REX. Noss führte die Tournosen mit IMPR unter Berg auf, da 1) Kaiser Ludwig der Bayer dem Grafen von Berg die Erlaubnis erteilte, Tournosen zu prägen; 2) Noss 15 auch +LVDOVICVS IMPR auf der einen Seite hat, aber statt TVRONVS CIVIS dort TERRA DE MONTE steht = Bergisches Land, und Noss 16 ist eine Tournose mit +LVDOVICVS IMPR und TVRON9 DE MOTE mit einem Kürzungsstrich über dem O von MOTE = Tournose von Berg.
Karl Kress hatte das Stück falsch bestimmt, aber Karl Kress war ja auch kein Numismatiker. Er war Drucker, hatte in seiner Druckerei Kress & Hornung mehrere numismatische Bücher gedruckt, und hat in den 30er Jahren die Münzenhandlung Helbing Nachf. übernommen, die sich in jüdischem Besitz befand und aufgrund der politischen Verhältnisse von den bisherigen Eigentümern nicht weiter geführt werden konnte.
Gruß mumde

Schwarzbart
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Beitrag von Schwarzbart » Do 25.11.04 21:50

Korrekt
Scheinbar hat Krusy diesen Fehler von Kress auch bemerkt und führt die Münze unter der Nummer 1.30f auf. Falsch ist in seinem Buch allerdings der Hinweis auf Kress 90/2239; Richtig ist 2233

Gruss Schwarzbart

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Beitrag von tournois » Do 25.11.04 21:52

Vielen Dank @mumde!
Das räumt schon mal ein paar Fragen aus dem Wege!
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