Umschriften auf Mittelaltermünzen

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Bertolt
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Umschriften auf Mittelaltermünzen

Beitrag von Bertolt » Mo 18.02.08 14:59

Hallo Forum
In der Regel kann man in der Umschrift auf mittelalterlichen Münzen der Hauptseite ( Avers ), Hinweise zum möglichen Münzherren finden und auf der Rückseite ( Revers ) die Angaben zur Münzstätte. ( Siehe Kluge „ Numismatik des Mittelalters „ S. 48. ) Bis dann die Münzherren durch den jeweiligen Heiligen auf dem Avers abgelöst wurden. Sind damit die Informationsmöglichkeiten zum Münzherren defakto , „ ersatzlos gestrichen“, oder hat jemand Erkenntnisse oder Erfahrungen damit gemacht, das nunmehr diese Angaben , in irgendeiner Form, auf dem Revers untergebracht wurden ? Gruß Bertolt
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Beitrag von Locnar » Di 19.02.08 09:27

Hallo Berthold,

eine kleine Liste habe ich hier mal erstellt.

http://www.numispedia.de/Mittelalterlic ... f_M%FCnzen
Gruß
Locnar

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Beitrag von Salier » Di 19.02.08 14:41

Hallo Bertolt,
Du sprichst von den sogenannten Immobilisierten Prägungen. Die Stücke lassen sich zwar einer Münzstätte aber durch die Nennung des jeweiligen Schutzheiligen in der Umschrift keinem Münzherren zuordnen. Solche Stücke lassen sich meist nur die Darstellung des Münzbildes und gegebenfalls durch die Art der Buchstaben in frühe oder spätere Prägungen einordnen. Was aber nur in kleinem Maße zur Klärung der Frage des Münzherren beträgt. Die andere Einordnung, seit Dannenberg die wohl ,, sicherste´´ , ist die genauere zeitliche Zuordnung durch die Schatzfunde. Durch die Schlussmünze lassen sich solche Münzen zeitlich einordnen und sehr gut einem oder auch zwei Prägeherren zuordnen, da man die Regierungszeit der einzelnen Personen kennt. Aber versteckte Zeichen oder Buchstaben in der Reversumschrift die diese Stücke einem bestimmten Münzherren zuweisen, sind soweit ich weiß bis jetzt nicht bekannt.

schöne Grüße
Salier
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Beitrag von Bertolt » Di 19.02.08 22:40

Hallo Locnar, danke für deine Anwort, ja das kenne ich so und da gibt es für Halberstadt ( was mich interessiert ) noch weitere Schreibweisen. Das was Salier schreibt, ist eigentlich mehr des Pudels Kern. Dadurch, das die Aversseite mit Nennung des jeweiligen Schutzheiligen für eine Identifizierung des Münzherren praktisch ausfällt, konzentriert sich das Interesse ja zunehmend auf die Umschrift der Reversseite. Hier trifft man aber auf regelrechte einzelne Buchstabenfolgen, die offensichtlich keinen rechten Sinn machen und es drängt sich der Verdacht auf, das jeder Buchstabe eine bestimmte Bedeutung haben könnte? Dahin richtet sich auch meine Frage, gibt es Beispiele, das es jemanden schon mal gelungen ist eine solche Buchstabenfolge ( egal auf was für Münzen ) zu entziffern. Also den Gegenbeweis zu Trugschriften und ähnlichen Aneinanderreihungen zu Liefern? Gruß Bertolt.
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Beitrag von Salier » Do 21.02.08 11:32

Hallo Bertolt,
ich bin zur Zeit dabei meine Karolinger nach den neuesten Angaben in Karolingische Münzfunde von Clemens Maria Haertle zu bestimmen. Gerade was die Christianareligio- Denare Ludwig des Frommen betrifft, die man voher keiner Münzstätte zuordnen konnte, scheint sich in der Forschung einiges getan zu haben. Bestimmte Buchstaben und die Darstellung des Kreuzes und der Säulen im Tempel scheinen auf bestimmte Münzstätten hinzuweisen. Hier mal ein Beispiel bei einem Stück aus meiner Sammlung, Referenz Morrison / Grunthal 472.
Das M am Anfang von LVDOVVICUS und das H in IHP auf dem Avers sowie die Form des Kreuzes mit den längeren senkrechten Schenkeln sowie jeweils zwei Kugeln in den Säulen auf dem Revers. Laut Haertle stammt das Stück aus der Münzstätte Dorestad. Wenn die Karolinger schon am Anfang des 9. Jahrhunderts Buchstaben und Darstellungen benutzten um Gepräge einer bestimmten Münzstätte zuzuordnen, wäre es doch durchaus möglich das diese Art der Kennzeichnung nicht nur für Münzstätten sondern auch für den Prägeherren zutreffen. Von der logischen Seite aus betrachtet ergibt es eigentlich keinen Sinn, das Münzen aus Prägestätten wie z.Bsp. Halberstadt, die voher ein klares Schriftbild mit einer eindeutigen Namensnennung des Prägeherren aufweisen, ein paar Jahre später auf der einen Seite klar und deutlich den Stiftsheiligen zeigen und nennen und auf der anderen Seite babarisierte oder zusammenhanglose Buchstabenfolgen zeigen. Möglich wären z.Bsp das ein einzelner Buchstabe vielleicht der Anfangsbuchstabe ein ganzes Wort ersetzt um möglichst viele Informationen unterzubringen wie wir es von Münzen aus dem Spätmittelalter und der Neuzeit kennen. Vielleicht ein A für Archpiscopvs oder FC für Friedrich Comes. Es ist auf jeden Fall ein Bereich der Mittelalternumismatik der in der Forschung viel Platz für Thesen und Spekulationen bietet, sich aber auch durchaus lohnt sich intersiver mit dem Gebiet zu beschäftigen.

schöne Grüße
Salier
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Beitrag von Bertolt » Do 21.02.08 23:06

Hallo Salier, genau das ist es, eine tolle Arbeit hast du da in Angriff genommen. Diese Meinung vertrete ich auch und es gibt durchaus eine ganze Reihe von Indizien, die eine solche Theorie stützen. Wenn man sich in die Rolle eines Münzherren versetzt, welcher seinen Platz auf einer Münze zugunsten des jeweiligen Stiftsheiligen räumen musste, ist es durchaus denkbar, das er mit Vorschlägen seines Münzmeister oder Stempelschneiders seinen Platz an „ anderer „ Stelle auf der Münze findet. Eventuell kam er auch allein auf die Idee. Weiterhin kann man Schlussfolgern, das, wenn auf einer größeren Emission mit vielen unterschiedlichen Stempelvarianten und der augenfälligen Erkenntnis, das offensichtlich mehrere Stempelschneider am Werk waren, immer wieder die gleiche Buchstabenfolge einer zunächst sinnlosen Umschrift feststellbar ist, es sicherlich nicht diesen überlassen war, Buchstaben nach gut dünken einzufügen. Das sieht meiner Meinung nach Methode, Vorlage bzw. Sinn und Absicht aus.
Gruß Bertolt.
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