Indische Fürstenstaaten

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KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 07.10.24 17:13

Das zentralindische Hochland von Dekkan wird nach Norden vom Satpura-Gebirge begrenzt, ein ordentliches, nur über wenige Paßstaaten erschlossenes Mittelgebirge. Heute gehört die Region zum Staat Madhya Pradesh, es gibt den Satpura National Park, der die urtümliche Dschungelwildnis zu erhalten versucht. Seit 2000 gibt es ein Tigerreservat mit 2.133 km² Fläche. - Der Raja von Makrai, ein Rajput, regierte ein Stück westlich davon in einem schwer zugänglichen Seitental auf einer Fläche von 400 km² nach der Volkszählung von 1892 16.784 Einwohner. Das Land war 1663 gegründet worden, die Bevölkerung gehört(e) mehrheitlich zu dem Volk der Gond, indische Ureinwohner, die eine eigene, dem südindischen Telugu ähnliche Sprache hatten. Makrai mußte zu Ende des 18. Jahrhunderts Gebiete an die Marathen abtreten. Die Briten hatten kein Interesse an der direkten Übernahme und ordneten das Ländchen der Central India Agency zu. Das Staatsgebiet war völlig vom Gebiet Britisch-Indiens umgeben. 1866 kam es zur Thronfolge des minderjährigen Rajas Lacchu Shah Hathria Rai (1866-1911), der mit der Verwaltung des Fürstentums überfordert war. Die Briten verfolgten in Indien die doctrine of lapse, wonach sie sich berechtigt sahen, Fürstenstaaten, die ohne legitimen Thronfolger verwaist oder durch Mißwirtschaft in Schwierigkeiten waren, zu annektieren. So wurde auch Makrai 1890 direkt der britischen Central Province untergeordnet. Was genau Grund für die Maßnahme war, ist den mir zugänglichen Quellen nicht zu entnehmen. Jedenfalls wurde das Problem beseitigt und der Herrscher 1893 wieder eingesetzt, mußte aber einen britischen Beamten als Regierungschef akzeptieren.

Vom Kleinststaat Makrai waren nie Münzen bekannt, bis etwa um 1890 kupferne Paisas auftauchten. Es gibt davon etliche Typen, KM hat zwei davon gelistet, die Angaben dazu sind allerdings nicht überzeugend. Die Briten waren über das ganze 19. Jahrhundert bemüht, das Münzwesen der Fürstenstaaten zu kontrollieren und möglichst abzuschaffen. Wenn ein Fürstentum ohne nachweisbares Münzrecht um 1890 mit der Prägung von Kupfermünzen begann, mußten dies die Briten als Provokation verstehen. Dies traf mit Sicherheit auf die - wie aus dem heutigen Vorkommen zu schließen - recht reichliche Prägung der Makrai-Paisas zu. Möglicherweise war dies mit ein Grund für die Entmachtung des Rajas 1890. Daß danach noch Münzen in Makrai geprägt wurden, ist schon wegen der britischen Aufsicht völlig unwahrscheinlich.

Ich habe sechs solcher Paisas in meiner Sammlung, sie wiegen zwischen 8 und 12 g, zwei davon entsprechen KM 1 und/oder 2 mit dem Katar als Motiv, auf der Rückseite in Devanagari: Shri Makrai; hier eines mit 8,44 g. -

Grüße KarlAntonMartini
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Re: Indische Fürstenstaaten

Beitrag von KarlAntonMartini » So 10.11.24 22:20

Im heutigen Bundesstaat Punjab gelegen ist das frühere Territorium der Nawabs von Maler Kotla. Seit 1454 herrschten diese zunächst ohne Hoheitsrechte als Jahangirs des afghanischen Herrschers, dann wurde unter Moghul Aurangzeb der Nawab als Lehensnehmer des Mughal Reichs anerkannt, weil der Jahangir ihm bei einer Tigerjagd das Leben gerettet hatte. Das 18. Jahrhundert war von ständigen Kriegen und Eroberungen geprägt. Das kleine Land (etwa so groß wie Bremen) mit später 77.000 Einwohnern (1901), davon 50 % Hindus, ein Drittel Muslime und 15 % Sikhs, mußte sich gegen Afghanen, Rohillas, Sikhs und die Marathen behaupten. 1809 flüchtete sich der Nawab in ein Protektoratsverhältnis mit der East India Company. Bis 1862 wurde es in der losen Einheit der cis-Sutley-States zusammengefaßt, danach blieb der kleine Fürstenstaat unter britischer Souveränität bis 1947 selbständig. Der Nawab hatte Anspruch auf 11 Salutschüsse zuzüglich zweier, die ad personam gewährt wurden. Geografisch war das Land flach und sandig, ohne Hügel und größere Gewässer, es reichte für etwas Opium, daneben wurde Baumwolle, Getreide und Gewürze angebaut Geprägt wurden Rupien nach afghanischem Vorbild. Die Rupie hier wurde in der Regierungszeit von Amir Ali Khan (1821-1846) geprägt. Sie wiegt 10,78 g und ist bei Singh unter MK 23 b beschrieben, KM C 15. Grüße KarlAntonMartini
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