Peter Menzel kannte bisher zur Marzill-Farm:
Marzill (Bayern) Mainburg
20571. MARZILL FARM F.W.
o.J., zwei Löwen als Wappenhalter, Rs. WZ
1a I. Ms, 20,8 mm,
1 II. Ms, 20,8 mm, 8eckig
2 III. Ms, 20,6 mm
3 IV. Ms, 20,6 mm
hier nun zwei Erweiterungen und ein wenig Hintergrund zu den Marken:
(Unterschiedliche Buchstaben unter den Löwen!)
VS: MARZILL FARM | (Abb. zwei Löwen als Wappenhalter) | F.W. (im Perlkreis mit Stabrand)
RS: V. (im Perlkreis mit Stabrand)
rund / Aluminium / ø 20,5 mm / Wendeprägung
VS: MARZILL FARM | (Abb. zwei Löwen als Wappenhalter) | W.R.&Co̱. (im Perlkreis mit Stabrand)
RS: I. (im Perlkreis mit Stabrand)
6-eckig / Messing / ø 20,8 mm / Wendeprägung
Erntemarke, Hopfenmarke
Die Marzill Farm befand sich westlich von Mainburg in der Hollertau.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts begann der zunehmend professionell organisierte Hopfenanbau in der Hollertau. M. L. Gutmann Sohn aus Nürnberg und Siegenburg begann dafür größere Trocknungsanlagen (Dörrböden) zu bauen, zum Teil auch mit der erst seit 1863 in Bayern wieder erlaubten Verschwefelung. Zuerst für den eigenen Gebrauch und zum experimentieren mit von einer Studienreise aus England mitgebrachten Hopfen und Anbaumethoden erwarb er das Gut Marzill in den frühen 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Zusammen mit der englischen Firma Wigans und Cosier baute Gutmann 1864 in Siegenburg die erste große Dörrhalle für den Export. Diese Halle soll auch heute noch als Gebäude in Siegenburg erhalten sein, auch wenn man die frühere vorindustrielle Verwendung wohl nicht mehr erahnen kann. 1866 übernahm Wigans und Cosier auch Marzill und benannte das Gut um zu Marzill Farm. Gutmann blieb zuerst Verwalter des Hofes gegenüber der bayerischen Gerichtsbarkeit und ein Mr. Lennard aus den UK übernahm die technische Führung um den Golding Hofen aus Kent nach englischer Art auf deutschen Grund zu kultivieren. Schnell wurde aus dem kleinen Betrieb ein Vorzeigeunternehmen, aber die Ernte ging komplett in den Export.
1914, gleich zu Kriegsbeginn geriet der Betrieb unter Staatsaufsicht, auf Kosten der Besitzer! Verwalter wurde ein Joseph Tregler aus Pullach bei Bad Aibling. Die englischen Leiter verschwanden, die fähigsten Arbeiter wurden zum Kriegsdienst eingezogen, die Hopfenfarm wurde Stück für Stück ein allgemeiner ländlicher Versorgungsbetrieb. Schon 1916 waren Liquidationsabsichten im Gespräch. Aber der damalige Bürgermeister von Mainburg Weinmayr konnte mit Hinweis auf die Bedeutung des inzwischen kaum mehr als solches erkennbaren Musterbetriebes für qualitativ hervorragenden Hopfen das Schlimmste zuerst noch verhindern. 1917 wurde aus der Staatsaufsicht mit zwangsweise eingesetztem Verwalter dann die tatsächliche Enteignung. 1921 war die Marzill Farm Geschichte und nur noch Gegenstand der Gerichte "Die bayerischen Behörden schoben den Fall dem Reiche zu. Nach den Friedensbedingungen hatte es eine nennenswerte Entschädigung für diese Umwandlung des Hopfengutes Marzill an die Engländer zu zahlen"
1861 wurde Wigans and Cosier in London von mehreren Angehörigen der Familie Wigan und einem Cosier als Unternehmen mit dem Schwerpunkt Hopfenhandel und Lagerung gegründet.
In den späten 60er Jahren verschwand Cosier, aber der Firmenname blieb, spätestens 1872 war ein Frederick Wigan (ursprünglich nur einer der Mitgründer) Inhaber des Unternehmens.
1898 vereinigten sich Timothy Richardson und Söhne mit Wigan and Co zur Firma Wigan, Richardson and Co..
Für die Marken mit F.W. bzw. W.R.&Co̱. ergeben sich daraus in etwa folgende Verwendungszeiträume:
Marken mit F.W. für Frederick Wigan ca 1872 bis 1898 (Zu dem Zeitraum passt es auch, dass Aluminium noch als höherwertig erachtet wurde als das Messing für die Wertstufen 1 bis 4. Aluminium wurde erst ab 1889 ein billiges Massenprodukt.)
Marken mit W.R.&Co̱. für Wigan, Richardson und Co. ca 1898 bis 1915
Abschließend sollte man noch darauf hinweisen, dass ein Kurt Prober 1957 in seinem Katalog "Historia Numismatica de Guatemala" die Marken mit den Wertstufen I., II. und IV. einem F. Weiss und Guatemala zuweist. Die Gründe sind mir unbekannt. In allen auffindbaren Katalogen oder Auktionen Südamerikas finden sich keine Spuren dieser Fichas (Wertmarken) außer mit Refenzierung auf eben diesen Herrn Prober, ohne jegliche Details wie Größe oder Material oder anderes, oder gar Abbildungen.
Marzill Farm - Oberempfenbach, Mainburg - Bayern
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Marzill Farm - Oberempfenbach, Mainburg - Bayern
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