Ich glaube, da macht es sich der Vorschreiber etwas zu einfach. Die Diskussion geht weiter, wie die beiden nachfolgenden Bericht belegen:
http://de.news.yahoo.com/050603/286/4kgvo.html
Freitag 3. Juni 2005, 11:12 Uhr
Italienischer Minister will Lira zurück
Mailand/London (AFP) - Der Vorschlag eines italienischen Ministers zur Wiedereinführung der Lira hat dem seit Tagen gebeutelten Euro einen neuen Schlag versetzt. Sozialminister Roberto Maroni von der anti-europäischen Liga Nord sagte der Zeitung "Repubblica", der Euro sei ein Misserfolg für das Wirtschaftswachstum gewesen. Er schlug ein System vor, in dem Euro und Lira zumindest zeitweise parallel verwendet werden sollen. Die europäische Gemeinschaftswährung verlor daraufhin erneut an Wert.
Maroni verwies auf das Beispiel Großbritannien, das weiter seine eigene Währung benutze und dessen Wirtschaft wachse. "Wäre es nicht besser, zeitweise zu einem System der Parallelwährung zurückzukehren?". Die italienische Regierung müsse ihre Macht an den Devisenmärkten zurückbekommen und dort auch intervenieren können. Der Liga-Nord-Politiker schlug vor, über diese Frage eine Volksabstimmung in Italien abzuhalten.
In London sank der Euro am Morgen bis auf 1,2220 Dollar, nachdem er kurz zuvor noch über der Marke von 1,23 Dollar notiert hatte. Im Laufe des Morgens erholte sich der Euro wieder. Analysten wie Iain Stannard von der BNP Paribas begründeten den zeitweiligen Wertverlust mit den Äußerungen Maronis. Der Euro hatte in dieser Woche bereits schwer gelitten und war nach der Ablehnung der EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden auf seinen tiefsten Stand seit vergangenem September gefallen. Zudem hatte am Mittwoch ein Pressebericht des "stern" über ein mögliches Scheitern der Währungsunion neuen Wirbel ausgelöst.
Der Währungsexperte an der Universität Leuven, Paul de Grauwe, hält den Austritt einzelner Länder aus der Währungsunion nicht für ausgeschlossen. "Es ist durchaus möglich, dass manche Mitgliedsländer aus nationalem Interesse eines Tages austreten", sagte er dem "Tagesspiegel". "Die Versuchung in manchen Ländern ist groß." Als Beispiel nannte er Italien. Die hohe Inflationsrate mache das Land weniger wettbewerbsfähig im Vergleich zu Deutschland - es sei verlockend, dies mit dem Wechselkursinstrument zu beheben. De Grauwe forderte mehr politische Zusammenarbeit, damit die Währungsunion funktioniert.
http://de.news.yahoo.com/050603/12/4kgme.html
Freitag 3. Juni 2005, 09:24 Uhr
Ökonomen halten Scheitern der Währungsunion für denkbar
Berlin/Frankfurt (AP) Obwohl Bundesregierung, Europäische Zentralbank und EU die Diskussion um ein Auseinanderbrechen der Währungsunion als «absurd» bezeichnet haben, schließen Ökonomen ein Scheitern des Projekts nicht mehr aus. «Es ist durchaus möglich, dass manche Mitgliedsländer aus nationalem Interesse eines Tages austreten», sagte Paul de Grauwe, Währungsexperte an der Universität Leuven und früherer Kandidat für den Posten des EZB-Präsidenten, dem «Tagesspiegel». Der Euro wurde am Freitagmorgen auf Vortagsniveau bei 1,2263 Dollar gehandelt.
Die Versuchung in einigen Ländern, aus der Währungsunion auszuscheiden, sei groß, erklärte Grauwe der Zeitung zufolge weiter. Als Beispiel nannte er Italien. Die hohe Inflationsrate mache das Land weniger wettbewerbsfähig im Vergleich zu Deutschland - es sei verlockend, dies mit dem Wechselkursinstrument zu beheben. «Damit die Währungsunion funktioniert, brauchen wir mehr politische Integration», forderte de Grauwe. Ansonsten würden sich die Länder nicht an eine gemeinsame Wirtschaftspolitik halten, die für die Währungsunion nötig sei.
Auch Stefan Homburg, Finanzwissenschaftler an der Universität Hannover, hält dem Bericht zufolge ein Ende des Euro für möglich. «Im Falle einer finanzpolitischen Krise ist das denkbar - denn die Solidarität der anderen Euro-Länder ist begrenzt.» Italien etwa laufe mit seiner rapide alternden Gesellschaft und der hohen Verschuldung Gefahr, eines Tages in Schwierigkeiten zu geraten. Andere Länder würden dann kaum zur Hilfe kommen und eher ein Ausscheiden Italiens anstreben.
Die deutsche Exportwirtschaft rechnet unterdessen nach den Worten von Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels (BGA), fürs erste nicht mit einer Erholung der Gemeinschaftswährung. «Das Szenario von 1,40 Dollar für den Euro ist erst einmal vom Tisch. Der Euro ist wie ein Stein nach unten gegangen. Nach unserer Einschätzung geht es bis 1,18 weiter. Wir werden für mehrere Monate eine Bandbreite von 1,18 bis 1,28 haben», sagte Börner dem «Tagesspiegel». Schuld an der Euro-Entwicklung seien der Zinsvorteil des Dollar und die «weiterhin nicht so berauschenden» Wachstumsaussichten im Euro-Raum, sagte der ehemalige Devisenhändler.
Für die Exporte eröffnet der gesunkene Euro neue Absatzchancen. «Wir haben fünf Prozent Exportwachstum prognostiziert, und das werden wir jetzt auf jeden Fall erreichen oder übertreffen», sagte Börner der Zeitung.