
So zum Beispiel hier bei diesem prachtvollen Stück: vor 20 Jahren als Dichalkon aus Alexandria gekauft und das nie in Frage gestellt. Von der Darstellung und der Schrötlingsform passt es ja auch. Das Gewicht beträgt 1,39 g.
Der Kaiser könnte Traian, Hadrian oder Antoninus Pius sein, die Rückseite zeigt ein Blatt mit 5 Fingern.
Aber ich konnte die Münze nie in einem der Standardwerke über alexandrinische Münzen finden, und jetzt auch nicht im schon ziemlich umfangreichen RPC.
Bei einer Suche in acsearch dann ein Treffer (CNG 96, Los 676) mit Überraschung, der die Münze eigentlich noch interessanter machte

Das Stück ist eine sogenannte "Minima of Caesarea" aus Caesarea Maritima in Judäa (es wird wohl nur der englischsprachige Begriff gebraucht). Ich habe noch nicht herausfinden können, ob die Einzahl Minimum lautet oder tatsächlich Minima, und dann Mehrzahl Minima bzw. Minimae heißen müsste. Ich verwende Minimum/Minima, Meshorer schreibt Minimas für die Mehrzahl

Die Minima sind lokale Kopien in sehr kleiner, degenerierter Form von im 1. Jahrhundert n.Chr. zirkulierenden Münzen hauptsächlich aus Tyros und Sidon und wiegen oft weniger als 1 Gramm.
Die Münze hier ist eine speziellere Variante, nämlich eine Mischprägung aus einer Vorderseite nach römischem Vorbild (Kaiserkopf, evtl. Dichalkon aus Alexandria) und einer Rückseite nach jüdischem Vorbild, dem Weinblatt, das auf Rückseiten von Prutot aus den Jahren 2 (67/68 n.Chr.) und 3 (68/69) des ersten jüdischen Krieges gegen die Römer dargestellt ist.
Im Buch von Ya´akov Meshorer, A Treasury of Jewish Coins, ist so ein Stück als Nr. 379 abgebildet. Er schreibt, dass solche Minima fast nur in der Nähe von Caesarea gefunden werden, und sie deshalb lokal hergestelltes Kleingeld gewesen sind (und damit keine jüdischen Prägungen).
CNG bezeichnet sie als Legionsprägung und setzt sie in die Zeit von Traian/Hadrian, was ja bedeuten würde, dass man ein ca. 50 Jahre altes Rückseitenvorbild verwendet hätte und noch dazu eines von einer Prägung der Aufständischen.