geschwärzte 1/2-Mark

1871-1945/48
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geschwärzte 1/2-Mark

Beitrag von Gast » So 24.04.05 18:15

Liebe Freunde,

da ich mich lieber im tiefsten Mittelalter in Byzanz herumtreibe verstehe ich realtiv wenig von der numismatischen Neuzeit (Ausnahmen gibt es natürlich).

Eine Frage: es gibt aus der Zeit des ersten Weltkriegs 1/2-Mark-Stücke in geschwärztem Silber. Ich besitze selst mehrere dieser Stücke, habe aber in der Katalogliteratur bisher nur den lapidaren Hinweis auf ihre Existenz gefunden.

Mich würde einfach mal interessieren, ob es glaubhafte Quellen gibt, die das Verhältnis der Ausgabemenge dieser Münzen zu den normalen Prägungen dokumentieren.

Danke im Voraus für Eure Mühe, meine Neugier zu stillen.

petzlaff

LordLindsey
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Beitrag von LordLindsey » Di 03.05.05 19:59

Hi Petzlaff,

viel weiss ich hier auch nicht, aber die Stuecke wurden seit 1917 von den Praegeanstalten geschwaerzt, um der Hortung von Silber vorzubeugen. In welchem Umfang das geschehen ist, kann ich auch nicht sagen, habe aber mal in einer alten mt den Hinweis gefunden, im wert 50% auf den Preis aufzuschlagen.
Ich finde, in der Literatur findet dieser Typ viel zu wenig Anerkennung, letztendlich handelt sich doch um eine numismatisch einmalige und somit interssante variante...

gruss, LoLi

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Beitrag von Gast » Di 10.05.05 15:22

Lieber LoLi,

vielen Dank für den Hinweis mit den 50% (ich habe ihn im alten "Jäger" ebenfalls gefunden). Das deckt sich mit meiner Vermutung, obwohl diese Stücke meiner Erfahrung nach wesentlich (mehr als 50%) seltener sind als die normalen Silberlinge.

1-Mark Stücke gab es ja seit 1917 auch nicht mehr (de facto war ja auch der einzige 1916er "F" auch nicht mehr im Verkehr). Die Einer wurden gleich ungeschwärzt aus dem Verkehr gezogen. Das erscheint irgendwie unlogisch, denn die 1/2er waren schließlich aus dem gleichen feingehaltigen Silber.

Oder waren die 1/2-Mark so beliebt für den täglichen Zahlungsverkehr, daß man sie eben lieber schwärzte, um sie dem Publikum als Zahlungsmittel zu lassen. Darüber hinaus gab es diese Schwärzungen bis 1919 - völlig unlogisch, da 1919 bereits die Inflation begonnen hatte und 50 Pfennig gerade mal noch etwa den ehemaligen 15 Pfennig Wert entsprachen. - Und das in Silber ???????????

Gruß - petzlaff

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Beitrag von Lutz12 » Di 10.05.05 20:10

Ich denke dass gerade die kleineren Wertstufen am meisten gebraucht wurden (die städtischen Notmünzen/Scheine zu dieser Zeit (1918-1920)wurden jedenfalls in erster Linie in den Wertstufen 5,10, 25 +50 Pfennig ausgegeben). Nach meiner Kenntnis wurden die 1/2 Mark-Stücke aus dem Silber der eingezogenen 2,3 und 5 M-Stücken geprägt. Ich sehe zum Ende des Krieges in der Ausgabe von Silber-Münzen auch den Versuch den Außenhandelswert der Mark zu stärken, was auch vorübergehend gelang, aber mit dem Kriegsende, der Abdankung des Kaisers, innerpolitischer Unruhen, dem Friedensvertrag mit gigantischen Reparationstzahlungen schließlich zu einer zunehmenden schneller werdenden Geldentwertung führte. Zu dieser Zeit wurden auch gigantische Mark-Beträge ins Ausland verschafft und umgetauscht, was den Außenhandelswert der Mark in den Keller fallen ließ. Silbermünzen verschwanden logischerweise schnell aus dem Verkehr, weil sie "überwertig" waren, aber auch Zink+Eisenmünzen wurden in Verkennung des wahren Wertes gehamstert.
Gruß Lutz12
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Beitrag von LordLindsey » Sa 14.05.05 16:18

Hi Petzlaff und Lutz,

der damalige Geldhandel bestand im Kern aus 1 bis 50Pf Muenzen, die hoeheren Nominale waren verzichtbarer. Dieses geht aus den Begruendungen zu den alten Gesetztexten hervor (hier: Verfassungsgebende Nationalversammlung 1.08.1919, Drucksache Nr. 1083). Aus dieser Diskussion ging dann das 50 Pfennigstueck aus AL, J. 301, hervor.

Auch ich denke, dass die Stuecke einen hoeheren Aufpreis rechtfertigen. Die Typensammler ignorieren das Stueck jedoch, deshalb ist die Nachfrage eher gering. Genaugenommen handelt es sich aber um eine wichtige, vom Staat gezielt herbeigefuehrte Veraenderung, d.h. eigentlich sollte es hier eine J 16b geben. Oder was meint Ihr?

gruss, Loli

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Beitrag von Lutz12 » Sa 14.05.05 20:14

Ich sehe da das Problem die Original-geschwärzten von den mit der Zeit selbst oder künstlich patinierten Stücken zu unterscheiden. Ich wäre mir sehr sicher, dass bei entsprechender Nachfrage nach geschwärzten Stücken ab diesem Zeitpunkt erstaunlich viele davon im Angebot wären.
Gruß Lutz12
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Beitrag von soggi » Fr 20.05.05 15:06

stimmt, das ist ein problem...außerdem wird es auch stücke geben, denen es umgedreht ergangen ist :-/
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Beitrag von mfr » Fr 20.05.05 15:46

Die geschwärzten Stücke sind heute eher selten weil viele der Reinigungswut zum Opfer gefallen sind. Ich sehe das oft wenn ich mir ein augenscheinlich prägefrisches Stück unter der Lupe anschaue und die feinen Konturen, wie der Adler, verwaschen wirken.

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Beitrag von mfr » So 22.05.05 22:21

Hallo,
hier mal ein geschwärztes Stück in Originalzustand.
Dateianhänge
halbmark_schwarz.jpg

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Beitrag von soggi » So 22.05.05 22:26

leider schon etwas abgegriffen...frisch sehen die ja richtig schick aus!
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