Rum Seldsch. in Indien

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Albert von Pietengau
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Rum Seldsch. in Indien

Beitrag von Albert von Pietengau » Do 23.10.14 22:05

Hier komme ich nicht weiter:
http://www.ebay.de/itm/Savoca-Coins-Ind ... 3a99537a06

Am Rv. ist klar und deutlich "Kay Khusraw Qilidsch Arslan" (exakt in dieser Reihenfolge, nicht etwa umgekehrt!) zu lesen. Der Av. beinhaltet den Namen des Kalifen. Kalif um die Jahrhundertwende (12./13. Jh.) war an-Nazir (الناصر). Ganz unten steht 600. Aber was steht davor, und wie lautet der Name des Kalifen (an-Nazir würde ich jetzt nicht unbedingt lesen)? Außerdem war zu dieser Zeit noch Kufisch vorherrschend...
Kann jemand mehr zu diesem interessanten Stück sagen? Vielleicht eine Imitation einer "nicht gesicherten indischen Münzstätte"... :roll: :wink:

Gruß
AvP
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Re: Rum Seldsch. in Indien

Beitrag von klaupo » Do 23.10.14 23:49

Das müßte eigentlich dieser von Kaykhusraw III sein:

http://www.zeno.ru/showphoto.php?photo=22038

Gruß klaupo

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Albert von Pietengau
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Re: Rum Seldsch. in Indien

Beitrag von Albert von Pietengau » Fr 24.10.14 09:46

Danke für den Link!

Da gab's also noch einen Kay Khusraw, dessen Vater Quilidsch Arslan hieß! Mit neuen Namen scheint man damals ziemlich sparsam umgegangen zu sein. :P
Als Kalif dürfte dann wohl al-Mustansir zu lesen sein. :? al-Hakim (الحاكم) sieht ja ganz anders aus.

Am Zeno-Stück ist ganz oben "sanat" und möglicherweise noch "o" als 5 zu erkennen. Vor 600 ist entweder ein "wa" oder eine Divani-5. Wäre dann 655, was jedoch anachronistisch wäre.

Das Datum des Savoca-Stücks könnte eine Divani-6 beinhalten: 66x würde ja passen...

Alles in allem passe ich auch. :|

Gruß
AvP
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Albert von Pietengau
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Re: Rum Seldsch. in Indien

Beitrag von Albert von Pietengau » Mo 27.10.14 22:28

Folgendes möchte ich zu diesem Stück noch ergänzen:

Man sieht deutlich, dass die Dynastie der Rum-S. langsam aber sicher ihrem Ende zuging. I. A. zeigt sich dies in minderwertigem Material, in schlampigem Stempelschnitt und fehlenden Buchstaben.
Der Name des Kalifen ist (der bereits verstorbene) al-Musta'sim billah, was an der "dreieckigen Schleife" (isolierte Form: ع) ersichtlich ist.

Zum Vergleich:
المستنصر بالله (al-Mustansir billah)
‏المستعصم بالله (al-Musta'sim billah)

Wie auch im Wort "Sultan" fehlt das "s" (isolierte Form: س) . Des Weiteren fehlt das "t" (isolierte Form: ت) . Das zweite "s" (isolierte Form: ص), ein emphatisches "s", ist vorhanden. Das "r" (ر) weist eine gewisse Ähnlichkeit mit dem endständigen "m" (م) auf. "billah" fehlt wiederum zur Gänze. Es folgt sofort "emir äl-muminyn".

Die Angabe einer Münzstätte sucht man vergebens. Was das Datum anbelangt, ist lediglich "sechshundert" ("sitt miat") eindeutig identifizierbar. Dies ist umso erstaunlicher, als man Mitte des 13. Jh. die Nennung des Jahrzehnts und des Jahres für wichtiger hielt ("sitt miat" war i. A. gerade noch erkennbar): schließlich geht das Jahrhundert allein schon aus der Nennung des jeweiligen (noch lebenden!) Kalifen hervor.
Sultan und Vater des Sultans erwähne ich lieber nicht. :wink:

Sieht ganz so aus, als hätte man den alten Zeiten nachgetrauert. :cry:



Hier zwei Beispiele:
Die Münzstätte Sivas ist deutlich unter dem blauen "ch" zu erkennen.
"Ihda*(1)" und "chamsin (50)" nehmen sehr viel Platz ein.
"wa sitt miat (und 600) (unter dem blauen "ch") hat man gerade noch
untergebracht.

*Das endständige a wird oftmals so geschrieben: ى
Diese Schleife stößt am ch von خمسين (chamsin) an.

Auf der zweiten Münze erscheint der Kalif (al-Musta'sim billah)
mit allem Drum und Dran. Das endständige "m" weist nach unten.
In der nächsten Zeile rechts steht "billah".
Das Datum lautet: "sitt arba'in sitt miat" (646).
Dateianhänge
3 Broth.651.jpg
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