EIn spannendes Teil

Münzen des alten Byzanz

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EIn spannendes Teil

Beitrag von Gast » Fr 29.09.06 19:04

Liebe Gemeinde,

da war heute etwas im Briefkasten was ich Euch nicht vorenthalten möchte. Ich finde das Teil zumindest im Revers ungemein spannend - aber: man muss schon ziemlich genau hinschauen.

Ich bin gespannt auf Eure Kommentare (auf einen ganz bestimmten warte ich natürlich :-)) )

Schönen Feiertag,

petzlaff
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Beitrag von Wurzel » Fr 29.09.06 19:12

Schönes Stück,

das Kreuz über dem "M" ist gespiegelt.

Sehr interessant, so etwas habe ich in meiner noch sehr kurzen Sammlerkarierre noch nicht gesehen. Glückwunsch.

Liebe Grüße Michael
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Beitrag von Gast » Fr 29.09.06 19:18

Lieber Michael,

dann schau Dir doch die Rückseite bitte noch etwas genauer an :D

petzi

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Beitrag von Wurzel » Fr 29.09.06 19:23

Hallo Petzi

Das Kreuz ist wie bereits gesagt auffällig, es sieht so aus, als wenn unter dem großem Kreuz noch ein kleines wäre wobei die beiden ineinander übergehen.
Das offizinzeichen scheint über einem Stern geprägt zu sein.
Außerdem hat es einen Doppelschlag.
Das war jetzt mal meine Sicht der Dinge ohne in die Literatur geschaut zu haben.

Ich werde gleich mal in meine Literatur schauen, muss aber erst für mein Leibliches wohl sorgen, ich habe einen Bärenhunger!

Liebe Grüße Michael
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Beitrag von Wurzel » Fr 29.09.06 20:11

So hier ersteinmal die Bestimmung:

ANASTASIUS I (AD 491-518)
Folles (Large Module) aus Konstantinopel
4 Offizin
Sear 19
Hahn (MIBE) 27

Ich erkenne keine Punkte über oder unter den Sternen, aber das Offizinzeichen scheint über etwas drübergeprägt worden zu sein, ein Kreuz?

Liebe Grüße Michael
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Beitrag von Truben » Sa 30.09.06 00:26

Passe :( , andere Auffälligkeiten als Wurzel sehe ich auch nicht. Oder besser sogar weniger. Denn die scheinbaren Reste eines Kreuzes oder Sterns am Δ stammen vom kleinen Querbalken in der Mitte des M. Und das komische Kreuz oberhalb des M ist durch die Doppelprägung entstanden, nach dem sich die am Ende des Kreuzes befindlichen kleinen Querbalken ein Stück weit vom Ende verschoben haben.
Nun bin ich aber sehr gespannt...
LG
Truben

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Beitrag von Wurzel » Sa 30.09.06 02:16

MMMH,

Truben hat wahrscheinlich recht mit meinem "Kreuz", aber sehe ich da wirklich einen Punkt neben dem rechten Stern?
Die Sterne sind übrigens sechstrahlig, wie wir wissen, gibt es auch achtstrahlige, aber das meint Petzi bestimmt nicht.

Ansonsten spekuliere ich ja mit dem Gedanken, das hier eine Überprägung vorliegt, das wäre auch eine Erklärung für den Doppelschlag, man wollte die Bildreste der alten Münze ganz verschwinden lassen, als Indiz dafür sehe ich aber nur die "Wulst", die sich vom oberen ende des "M", auf der rechten Seite, bis zum Stern hinzieht. Und vielleicht die zwei kleinen Schrötlingsrisse auf ca. 19 und 22 Uhr. Aber hier spekuliere ich ganz wild.

Übrigens das Porträt des Avers finde ich sehr gelungen!

Spannende Münze.

Liebe Grüße Michael
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Beitrag von Gast » Sa 30.09.06 06:18

Was ich meine ist tatsächlich ein Doppelschlag, der aber auch eine Überprägung sein kann. Wenn Ihr Euch den rechten Stern anschaut werdet Ihr feststellen, daß er über einen wesentlich größeren Stern geprägt ist. Ich weiß nicht, ob die "Vergrößerung" des "unteren" Sterns durch einen Doppelschlag entstehen kann? Andererseits sind mir keine Überprägungen dieses Typs bekannt. Die vierte Offizin war zudem eine der sauber arbeitenden Hauptwelkstätten (im Gegensatz zur fünften, aus der auch die "abnormals" z.B. mit Punkten stammen).

Ich habe so etwas jedenfalls noch nicht bewusst gesehen und finde es spannened.

petzi

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Beitrag von Wurzel » Sa 30.09.06 07:23

Hallo Petzi,

es ist spannend!
Die vergrößerung des unteren Sternes kann aber durchaus durch den zweiten Schlag stattgefunden haben, da bei dem zweiten Schlag der Stempel minimal verstetzt war ist der "alte" Stern durch den Prägestempel plattgedrückt worden, dadurch haben sich die Konturen etwas verbreitert, vermute ich jetzt einfach mal.

Dein Münzlein ist in meinen Augen ein schönes Stück, das man sich gerne in die Sammlung legt! Wie ich schon weiter oben schrieb, gefällt mir die Ausführung des Porträts sehr. Auch das Revers ist spannend, immerhin kann man an ihm die Herstellung erkennen.

Ich frage mich bei so etwas immer warum haben die Jungs da nochmal draufgehauen haben, immerhin muss das ein Knochenjob gewesen sein, da vermeidet man doch jede unnötige Belastung.

Liebe Grüße Michael
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Beitrag von Truben » Sa 30.09.06 10:38

Hallo Ihr Beiden,
ich glaube nicht, dass es sich um eine Überprägung handelt, dazu sind zu viele Konturen des ersten und zweiten Münzbildes schön parallel. Der zweite Schlag erfolgte ein wenig nach unten versetzt. In beiden Fällen lag der Stempel nicht sauber auf der Münze, sondern war ein wenig verkantet, bei ersten Schlag nach oben, beim zweiten nach unten. Der Kranz (wie heißt das Ding überhaupt) um das M ist im oberen Teil noch von dem ersten Schlag, auf Höhe der oberen Teile des M wird er dicker. Hier überlagern sich die Darstellungen des ersten und zweiten Schlages.
Beim Stern neige ich eher dazu, Wurzel zuzustimmen, die Vergrößerung kann durch den zweiten Schlag erfolgt sein.
Warum dort zweimal zugeschlagen wurde, weiß ich auch nicht, vielleicht mußte man eine "Mindestqualität" bei der Herstellung erreichen, wenn also bspw. nach dem ersten Schlag CON nicht richtig zu lesen war, galt sie als "Ausschuß"? Oder das Team hat einfach getrieft, weil sie gerade so intensiv über den Ausgang des letzten Pferderennens stritten :agrue: , was übertragen in die Gegenwart dem Streit über die Gesundheitsreform entspräche. Da kann man dann auch schon mal unkonzentriert mit der Arbeit sein. :?
Gruß
Truben

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Beitrag von Marc » Sa 30.09.06 11:49

Ist den die antike Prägetechnik bekannt. Groschen wurden im Mittelalter z. B. meist gekreuzt, das heißt mit 5 Schlägen geprägt. Wenn der Schrötling anfangs verrutscht gibt es einen partiellen Doppelschlag, verrutscht er vor den 5. stärkeren und abschließenden Schlag gibt es einen Doppelschlag auf dem gesamten Bild.
Früher wunderte man sich immer über die kleinen Hämmer die auf den zeitgenössischen Abbildungen dargestellt waren, dann schaute man sich die auf und gekommenen Stempel an, und erkannte den Grund. Ganz zu Beginn der Groschenprägung benutzte man einen schweren Hammer. Die Stücke haben fast immer einen flauen Bereich, da der Hammer nie ganz mittig trifft. Es sind zwei Mann zum prägen nötig, es geht recht langsam, und der Schläger ermüdet recht schnell, so das er nur mühsam einen 14 Stunden Arbeitstag durchhält. Zu allem Überfluss verspringt bei den schweren Schlägen der Schrötling gern, so das bei einem Zweitschlag zur Beseitigung der flauen Stellen häufig ein Doppelschlag entsteht. Prägt man aber wie auf zeitgenössischen Darstellungen gezeigt, mit einem kleinen Hammer entstehen selten flaue Stellen oder Doppelschläge, man ist schneller und ermüdet nicht so trotz der Mehrschläge, und braucht nur einen Mann statt zwei.
Kupfer ist härter als Silber aus dem die Groschen sind, so das bei einem Schlag noch kräftiger zugelangt werden muß. Ich vermute die Römer/Byzantiner wussten auch schon das mehrere Schläge mit kleinere Hämmer ökonomischer sind, und die Gepräge besser aussehen.

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Beitrag von ghost of anastasius » Mo 02.10.06 10:27

petzlaff hat geschrieben:Wenn Ihr Euch den rechten Stern anschaut werdet Ihr feststellen, daß er über einen wesentlich größeren Stern geprägt ist. petzi
ich denke nicht dass das durch einen Doppelschlag zustande gekommen ist, sondern durch eine Reparatur / Nachschnitt des Stempels.

Leider ist über die Prägetechnik in Byzanz herzlich wenig bekannt, meines Wissens ist nicht ein einziger Stempel erhalten geblieben,
geschweige denn eine komplette Werkstatt.
Der Byzantinische Beamtenstaat war offensichtlich bei der "Entsorgung" solcher Dinge sehr gründlich.

Liebe Grüsse
Anastasius

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Beitrag von vMadai » Mo 02.10.06 14:29

Vielleicht haben sie ja eine kleine Bootsfahrt auf den Pontos Euxenos gemacht und die Dinger amtlich protokolliert außerbords abgestellt?
Viel Spass beim Suchen!

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Pscipio
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Beitrag von Pscipio » Mi 04.10.06 11:33

ghost of anastasius hat geschrieben:Leider ist über die Prägetechnik in Byzanz herzlich wenig bekannt, meines Wissens ist nicht ein einziger Stempel erhalten geblieben,
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 8&Lot=2253

Extremely rare, the only known Byzantine coin die.

An dem kam ich per Zufall vorbei und erinnerte mich dabei an diesen Thread.

Gruss, Pscipio
Zuletzt geändert von Pscipio am Mi 04.10.06 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von ghost of anastasius » Mi 04.10.06 12:09

Pscipio hat geschrieben: http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 8&Lot=2253
Extremely rare, the only known Byzantine coin die
Gruss, Pscipio
Lieber Pscipio,

vielen Dank für diesen wichtigen Hinweis.
Das Teil ist mir bekannt, die Beschreibung bei CNG / TRITON ist eher obsolet.
Die Münzstätte Nicomedia prägte nur mit 2 Werkstätten, die Münze ( Sear 83 ) gibt es regulär nur von Off. A und B
Das Off. Gamma sowie die im Sear erwähnten Off. Delta und Epsilon gab es in Nicomedia nicht, die bekannten Exemplare sind mit ziemlicher Sicherheit zeitgenössische Imitationen.

Der Stempel mit "Off." Gamma entstammt daher wohl einer "HeckenMünzstätte" womit der alte Status gültig bleibt:
Keine bekannten Stempel regulärer Byzantinischer Münzen bekannt.

Liebe Grüsse
Anastasius

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