...und noch eine Schüssel zur Auflösung

Münzen des alten Byzanz

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Scheleck
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...und noch eine Schüssel zur Auflösung

Beitrag von Scheleck » Fr 10.11.06 11:09

Der Detailreichtum dieser Schüssel hat mich fasziniert.
Für unsere Schüsselkenner sicherlich kein Problem !?
Auch ein Beitrag zum Stil und der handwerklichen Ausführung spätbyzantinischer Münzen.
Liebe Grüße Scheleck
Dateianhänge
Byzantine Coins Nr. 30 017a.jpg
Gew.: 3,94 gr., größte Ausdehnung ca. 31,38 mm,.
Byzantine Coins Nr. 30 019a.jpg
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

Gast
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Beitrag von Gast » Fr 10.11.06 11:20

Ein herrliches Beispiel dafür, daß diesem wundervollen Stück nicht einmal ein Doppelschlag die Schönheit nehmen konnte. Der Reversstempel stammt mit ziemlicher Sicherheit aus einer "Gold-Arbeitsgruppe", die einer "Silber-Offizin" aushelfen musste.

Die Bestimmung überlasse ich anderen.

@scheleck - darf ich die Abbildung nutzen?

petzi

Truben
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Beitrag von Truben » Fr 10.11.06 11:27

Ein faszinierendes Stück! Doppelschlag und trotzdem passen die Hälften revers wie angegossen. Alles da, was da sein muss - der Name des Herrschers ist klar und deutlich zu lesen. Glückwunsch!
Zum handwerklichen Geschick bei der Herstellung dieses kleinen Kunstwerkes: das ist in diesem Fall nicht nur beim Stempelschneiden zu finden, sondern auch in der Fähigkeit diese gekrümmten Münzen ohne Schrötlingsrisse herstellen zu können. Trotz "widriger" Bedingungen durch den geringen Anteil an Silber, das die Legierung erst geschmeidig macht.
Truben

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Scheleck
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Beitrag von Scheleck » Fr 10.11.06 11:35

Lieber Petzi,
selbstverständlich kannst Du alle von mir eingestellten Bilder nutzen.
:wink: Lieben Gruß Scheleck
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Gast
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Beitrag von Gast » Fr 10.11.06 11:41

Lieber Truben,

über den Herstellungsprozeß von Schüsseln habe ich in meinem Buch ausführlich berichtet.

Kurzer Abriss:

1) Die Schrötlinge wurden vor der Prägung vorgeformt
2) Die Krümmungsradien von Ober- und Unterstempel und dem Schrötling passten nicht immer zusammen (nur dann wäre eine exakte Prägung möglich gewesen
3) Dem begegnete man, dass man die Prägung oft durch 3 Personen ausführen liess: einer, der den Schrötling auf den Unterstempel (Revers) legte und zwei andere, die bei Bedarf nacheinander die Oberstempel (Avers) draufschlugen

Hier haben wir ein Beispiel für einen radiusmässig zum Schrötling passenden Unterstempel und einen zu flach "geschüsselten" Oberstempel. Mit nur einem Oberschlag wäre die Muttergottes nur halb oder unscharf zu erkennen gewesen - deswegen der zweite Schlag.

Oft findet man Doppelschläge mit Zeichnungsunterschieden - dann waren definitiv oben zwei am Werk gewesen.

Es gibt Spezialisten, die sogar nachweisen können, obe es sich bei den "Oberschlägern" um Links- oder Rechtshänder handelte :roll:

BTW: hier kam der erste (unscharfe) Schlag von rechts und der zweite (scharfe) von links. Zwei Mann am Werk :D . Wahrscheinlich waren beide Rechtshänder. Und beide hatten unterschiedliche Stempel in den Händen - schaut Euch doch einfach nur einmal unten auf Halb-6 die Gravur des "DAIS" ("Fußbank") an :)

petzi
Zuletzt geändert von Gast am Fr 10.11.06 12:38, insgesamt 1-mal geändert.

Gast
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Beitrag von Gast » Fr 10.11.06 11:52

@scheleck

ich kann mich an diesem A... nicht sattsehen, so schön ist er.

Habe jetzt innerhalb von 10 Minuten bestimmt schon 10mal großgeklickt.

petzi

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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » Fr 10.11.06 12:08

Scheleck ein starkes Stück!

ANDRONIKOS I
Petzlaff 4.2b1
Der Kaiser hat 9 Perlen im Kragen (wenn ich mich nicht verzählt habe), 3 Perlen auf der Brust, bei der Stola unter dem Globus mit Punktkreuz zähle ich allerdings nur 5 Perlen, was eine kleine Variante zu den bisher im Petzlaff aufgeführten Stücken wäre.
Auf dem Avers ist die stehende Muttergottes abgebildet, auf dem Revers der Kaiser (links) der von Jesus (rechts) gekrönt wird. Beide Religösen Darstellungen sind wie üblich and dem MP-OV, für Maria, und dem IC-XC, für Jesus zu erkennen.

Wirklich eine sehr schöne Münze! Glückwunsch

Liebe Grüße Michael
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

Gast
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Beitrag von Gast » Fr 10.11.06 12:28

Ich denke, daß die sechste Perle unten auf der Stola infolge des Doppelschlags etwas nach rechts gerutscht ist. Anders liesse sich auch die im Vergleich zu "normalen" Stücken ungewöhnliche sichelartige Verformung des unteren Stolaendes nicht erklären.

Aber - wer weiss ?

petzi

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Scheleck
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Beitrag von Scheleck » Fr 10.11.06 13:12

Lieber Petzi,
ein weiteres Detail, dass mir auf der Aversseite auffiel, sind die zwei Perlen im Labarumschaft - etwa in Höhe der 11.00 Uhr - Stellung - auf der Münze. Sicherlich eine der noch unbeantworteten Fragen ? Vielleicht ein Hinweis auf die Offizin ? Überprüf doch mal Deine Bestände diesbezüglich.
Habe bei Dir nachlesen können, dass es sich um Offizinzeichen handelt.
Gruß Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

Gast
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Beitrag von Gast » Fr 10.11.06 13:39

Kaum - bei Andronikus ist die Offizin lt. Hendy eindeutig durch die Brustperlen gekennzeichnet. Punkte o.ä. im Schaft finden sich i.a. als Offizinangaben nur bei MANUEL

Bei den Punkten auf 11 Uhr handelt es sich um die auch bei anderen Kaisern gelegentlich festzustellenden unteren Abschlüsse des Labarum- bzw. Zepterkopfes, die mehr oder weniger sauber ausgeprägt sind und manchmal ganz fehlen oder nur durch eine Verdickung des Schaftes angedeutet werden.

Die beiden Punkte im Schaft waren für mich übrigens auch Indiz dafür, daß es sich um die Ausführung einer Elektron-Abteilung in Diensten der Billon-Werkstätte handelt. In zwei Billon-Offizinen konnte der kurzfristige Bedarf für ANDRONIKUS nach der langen Regentschaft des MANUEL nicht durch zwei Werkstätten gedeckt werden. Zudem ist zu bedenken, daß der Amtsantritt des ANDRONIKUS mit einer neuen Indiktion zusammenfiel, was den Münzbedarf erheblich steigerte. Neue Indiktionen begannen immer mit neu gefertigten Stempeln und möglicherweise liess man diese, insbesondere wenn zeitgleich eine würdige Präsentation eines neuen Kaisers erforderlich war auch von Meistern statt von Lehrlingen anfertigen.

Lieben Gruß - petzi

Chippi
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Beitrag von Chippi » Fr 10.11.06 15:52

Klingt nach einem frühen Stück für Andronikus.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

Gast
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Beitrag von Gast » Fr 10.11.06 15:59

Lieber Chippi,

wenn Du das so sagst, dann wird das wohl auch so sein :D

Obwohl, was sind schon frühe Stücke bei einem kaiser, der nur 2 Jahre regiert hat ?

Richtig: Seltenheiten

petzi

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Beitrag von ghost of anastasius » Sa 11.11.06 11:20

tolles Stück mit allen Details und vollem Kaisernamen !
Anastasius

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Beitrag von Gast » Sa 11.11.06 11:39

Ich sach noch - ein absoluter Hammer :P

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tournois
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Beitrag von tournois » Sa 11.11.06 12:17

Mal eine Frage eines "ÜberdenTellerrandGuckers".......

Warum hat man überhaupt Schüsseln angefertigt und nicht gleich flache Münzen genommen, wäre das nicht einfacher gewesen??
Gibt es hierzu irgendwelche Erkenntnisse!?
[b]tournois[/b]
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"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824

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