Leo V. Lambda Kappa

Münzen des alten Byzanz

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spätrömer
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Leo V. Lambda Kappa

Beitrag von spätrömer » So 20.05.07 11:29

Liebe Byzanz-Kenner,

für den stolzen Preis von 1,75 € (das Porto war deutlich teurer) habe ich neulich die abgebildete Münze von Leo V. (813 - 820) bekommen - die übrigens im Original deutlich besser aussieht als auf den Scans. Das meiste ist mir klar: Vorne sind Leo V. und sein Sohn Konstantin abgebildet, auf dem Revers Lambda und Kappa sowie dazwischen ein Punkt, darüber ein Kreuz. Also: Sear 1635. Dort wird die Münze als Follis bezeichnet.

Nun meine Frage: Leider konnte ich in meiner bescheidenen Literatur und auch im Internet nirgends eine Erklärung für die Buchstaben bzw. Zahlen (30 und 20) finden. Ein Halbfollis (K) scheint es ja nicht zu sein, und mit einem Regierungs- oder Indiktionsjahr kriege ich das auch nicht zur Deckung.

Wer kann mich aufklären?

Danke im voraus und viele Grüße von spätrömer
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ghost of anastasius
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Beitrag von ghost of anastasius » So 20.05.07 13:13

L = Leo
K = Konstantin

Gruss
A.

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Scheleck
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Beitrag von Scheleck » So 20.05.07 13:20

Hallo Spätrömer,
einen Hinweis in der Literatur habe ich bis jetzt auch nicht gefunden, aber ich könnte mir vorstellen, dass es sich um keine Wertziffern handelt, dass macht keinen Sinn ( 30 + 20 = 50) ? Eher ist anzunehmen, dass es sich um die Abkürzung der auf dem Revers dargestellten Kaisernamen (L)eo = Lambda und (K)onstantine = K handelt. Eine Einteilung in kleinere Kupfernominale aus Syrakus sind mir nicht bekannt. sie wurden alle als Follaro (Follis) bezeichnet.
Gruß Scheleck
Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.

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Beitrag von spätrömer » So 20.05.07 15:22

Hallo Scheleck,

ein bißchen bin ich getröstet, wenn ein Kenner auch nicht auf Anhieb ein passendes Literaturzitat findet. Deine Erklärung klingt für mich sehr plausibel. Allerdings finde ich es ein wenig überraschend, daß gerade in Syrakus die griechischen Buchstaben verwendet wurden, wo doch früher mit SCL als Kennzeichen für die Prägestätte lateinisch geschrieben wurde.

Gerade sehe ich, daß ghost of anastasius die gleiche Deutung hat. Ich werde mich mal auf die Suche nach einem Beleg dafür machen.

Herzlichen Dank erstmal!

Viele Grüße von spätrömer
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Chippi
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Beitrag von Chippi » So 20.05.07 16:20

Syrakus ist eine griechische Kolonie, sie haben also schon früher griechisch geschrieben!

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von spätrömer » So 20.05.07 18:47

Hallo Chippi,

das ist schon richtig - "Großgriechenland", glaube ich, haben wir ja in der Schule gelernt. Nichtsdestotrotz haben sie auf früheren Münzen, z. B. von Constans II., auch lateinisch geschrieben! Allerdings tragen offenbar alle Münzen von Leon V. aus Syrakus ausschließlich griechische Inschriften.

Vielleicht wäre das mal eine Idee für einen interessanten thread - der lateinisch-griechische Mischmasch auf byzantinischen Münzen. Es kommt ja fast alles vor: Lateinische Inschrift/Griechische Zahlen, Griechische und Römische Ziffern neben-, teilweise "ineinander", Griechische Texte mit teils griechischen, teils lateinischen Buchstaben bei späteren (!) Folles usw. usw.

Irgendwelche Gesetzmäßigkeiten bei diesem Durcheinander habe ich als "Amateur" bisher wenige gefunden (leider hatte ich kein Altgriechisch in der Schule).

Viele Grüße von spätrömer
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Wurzel
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Beitrag von Wurzel » So 20.05.07 19:40

Hallo Spätrömer,

ich zitiere aus "Byzanz, Geschichte und Kultur eines Jahrtausends" von John Haldon erschienen 2006 im Patmosverlag. Seite 76
...Es entwickelte sich eine Diglossie, d.h., es entstanden mehrere (letztlich aber nur zwei) Formen oder Versionen der Sprache: das üblicherweise gesprochene Griechisch und das so genannte "attizistische" oder "klassizierende" Griechisch der Kultur und Bildungseliten, das beanspruchte von Barbarismen frei zu sein und das reine attische Griechisch des 5. vorchristlichen Jahrhunderts so weit als irgend möglich zu repräsentieren. Letztlich bestand wohl die Absicht, ein höheres Maß an kultureller und sozialer Differenzierung zu erreichen. Da nun aber das klassische Griechische eigentlich eine "Tote" Sprache war, neigten Schreiber und Redner mit unterschiedlichen Bildungshintergrund dazu, immer wieder andere Fromen dieser Version des Griechischen zu erschaffen - und damit die Angelegenheit noch zu verwirren. Die Kluft zwischen dem "attizistischen" Griechisch der Gebildeten und den verschiedenen "demotischen" oder volkssprachlichen Versionen war visweilen so groß, dass man Griechisch sprechenden, denen die Gebildetensprache nicht vertraut war, diese Sprachversion übersetzen musste.
Wir haben hier auf unseren Münzen also nicht die Sprache von Homer sondern wohl eher die Sprache des Volkes, was auch Sinn machte, denn gerade das sollte ja die Botschaft auf den Münzen verstehen.
So währe wahrscheinlich der Satz "Leon, König der Römer" auf den Folles, im klassischen Griechisch geschrieben, nicht bei der Zielgruppe, dem Volk, angekommen.

Meine Theorie. ;-)

Solche Bewegungen lassen sich ja noch heute beobachten, auch in unserer Sprache.

Micha
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

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