Fälschungen antiker Münzen

Griechische Münzen des Altertums

Moderator: Numis-Student

Mark03
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Fälschungen antiker Münzen

Beitrag von Mark03 » Mo 02.04.07 15:01

Hi,

Oft, wenn ich im Internet nach antiken griechischen Münzen stöbere, habe ich ein ungutes Gefühl, es könnte sich vielleicht um eine Fälschung handeln. Damit meine ich keine Plagiate, wie sie aus Urlauben mitgebracht werden oder die plumpen Kopien, wie man sie auf eBay findet, sondern Plagiate, die auch von vertrauenswürdigen Händlern als solche nicht erkannt werden.

Einen interessanten Artikel z.B. über kopierte Drachmen aus Apollonia (mit dem Gorgonen- Haupt auf der Vorderseite) findet man hier:

http://rg.ancients.info/bulgarian_school/

Erschreckend auch die Zahl der (von den Händlern meist unbemerkt) verkauften Plagiate: 3000 Stück.
Ein anderes Beispiel: Mich interessieren schon seit langem die frühen Drachmen aus Ephesus, bin aber bislang vor dem Kauf zurückgeschreckt, da ich nicht in der Lage bin, zu verifizieren, ob es sich bei den angebotenen Münzen um Originale handelt.

Der Vorrat an Fundmünzen kann doch eigentlich gar nicht so groß sein, um den riesigen Markt zu decken. Es gibt ja auf der Welt schier unzählige seriöse Münz-Händler. In Museen und Privatsammlungen befinden sich ja auch schon unzählige Münzen.
Im laufe der Zeit wurde Silber ja immer wieder eingeschmolzen.

Mich würde mal interessieren, was Ihr darüber denkt?

Viele Grüße,


Mark

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Dapsul
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Beitrag von Dapsul » Mo 02.04.07 18:12

Wenn Du die vielen Ephesos-Drachmen bei forumancientcoins meinst - da bin ich der Meinung, daß Du die getrost kaufen kannst. Wahrscheinlich ist es ein in den Münzhandel geratener Hortfund, daran ist nichts ungewöhnlich. Vor einiger Zeit wurde ebenda eine recht große Menge bis dahin als selten geltender Paroreia-Bronzen verkauft; jetzt habe ich endlich auch eine. Zu großer Skeptizismus nimmt auch viel vom Spaß an der Sache.

Frank

Mark03
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Beitrag von Mark03 » Mo 02.04.07 18:51

Hallo Frank,

die Skepsis trübt schon etwas den Spaß, das ist ja auch mein Problem.
Man zahlt ja viel Geld für antike Münzen, eben auch deshalb, weil sie noch erhaltene Zeugnisse einer alten, „wunderbaren“ Kultur sind. Ein Plagiat hat diesen Wert nicht.

Um nicht irgendwann die totale Ernüchterung zu erleben (auch ein Geldverlust!), versuche ich eben ganz genau zu schauen.
Auf den Link oben bin ich z.B. deshalb gekommen, weil mir letzte Woche eine Apollonia Prägung auf VCOINS ins Auge gesprungen ist, die mir sehr gut gefallen hat.
Sie ließe sich aber sehr leicht in die Reihe der „Specimen“ Plagiate einreihen (meiner Meinung nach). Leider ist sie nicht mehr in der Sektion „Sold items“ zu finden.
Dank des sehr günstigen Preises, war sie schnell verkauft.

Gruß,

Mark

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 02.04.07 20:44

Fälschungen - das unendliche Thema. Zeig' mir den Sammler, der keine Fälschung hat, und er sammelt entweder langweilige Euros im Abonnement, oder er hält seine Fälschungen noch für echt. Gerade wenn man auf einem Gebiet noch relativ neu ist, ist man ständig zwischen blauäugigem Entdeckerfieber und Fälschungswahn hin- und hergerissen. Das beste Mittel ist: so viele Münzen wie möglich sehen! Auf Ebay, auf Coinarchives, auf Wildwinds, beim Händler, auf der Münzbörse, wo immer. Und auf das warnende "Bauchgefühl" hören!
In einem anderen Thread zum Thema Fälschungen habe ich mal geschrieben:
Die auf neudeutsch so genannte "newbie paranoia" ist eine wahnhafte Störung, die schubweise auftritt, wobei die Schübe mit zunehmender Sachkenntnis seltener und schwächer ausgeprägt werden, aber nie ganz verschwinden. Das hat jeder echte Münzsammler. Im akuten Schub hält man jede Münze für falsch, jeden Münzverkäufer für einen Verbrecher und alle Sammlerkollegen für arme Irre, die auf einem Haufen Fälschungen sitzen.

Also alles ganz normal.

Homer (der nur ein kleines "Black cabinet" hat, wie er meint, aber gar keines wäre natürlich schöner :x)
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

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Beitrag von taurisker » Di 03.04.07 01:13

Seriöse Sammlerkollegen und fachkundige bzw. engagierte Münzhändler sind m. E. die besten und sichersten Quellen. Die Plattform eBay soll man nicht generell verdammen, beim genauen Hinsehen ist bald alles klar.
"Fälschungs-Paranoia" gibz dann und wann, stimme jedoch Homer zu, mit zunehmender Erkenntnis legt sich das wieder.

Alles ziemlich normal!

taurisker (natürlich auch mit "black cabinet", hab aber rechtzeitig das Hirn vor die Gier geschaltet und zu lernen begonnen :wink: )

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Beitrag von gorostiza » Di 03.04.07 14:19

Hallo Frank,
da bin ich gespannt auf die Paroreia-Bronze, stell sie doch hier vor! Münzen dieser makedonischen Stadt waren immer recht selten und ich war stolz auf meine beiden Münzen. So kann ein solcher Fund auch anderen Sammlern Freude bereiten - gratuliere Dir zur neuen Aquisition!

Ich wurde vor etwa 2 Jahren um Hilfe zur Sichtung einer Sammlung gebeten. Ein Treuhänder musste die Sammlung zu Gunsten der Erben versilbern. Ich habe nur die Griechen durchgesehen, was ich da an Fälschungen gesehen ist mir gehörig in die Knochen gefahren. Fast alle Münzen waren noch mit den originalen Zettel der Verkäufer versehen. Mir standen die Haare zu berge ob der namhaften "Fachgeschäfte" die dem armen (an Geld aber nicht armen) Sammler Fälschungen verkauften. Dabei waren auch Gold- und Elektronstater sowie kleinere Fraktionen, die noch nicht einmal aus Edelmetall waren. Aus Datenschutzgründen darf ich die Händler natürlich nicht namentlich erwähnen.
Das soll aber keine allgemeine negierende Grundeinstellung erzeugen, ich sammle weiterhin antike Münzen, nur klingeln bei mir nun etwas früher die Alarmglocken. Der arme Mann hatte wahrscheinlich kaum Kontakte zu anderen Sammlern und so erklärte ihn niemand über die Fälschungen auf. Diese Kontakte mit anderen, versierten Sammlern scheint mir äusserst wichtig zu sein, viele Augen sehen mehr als zwei! Darum finde ich auch dieses Forum von grösster Wichtigkeit, auch für die fortgeschrittenen Sammler, man lernt nie aus. homer hat das ganz treffend geschrieben - so viel Münzen wie möglich anschauen und auch betasten, letzteres ist sehr wichtig zur Beurteilung. Ich besuche wenn immer nur möglich ist die Besichtigen der Auktionslots bei renommierten Auktionshäusern. Hier kann man die Münzen kritisch betrachten und auch anfassen. Das ergibt dann das von homer erwähnte "Bauchgefühl".

Gruss Roland

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Beitrag von taurisker » Di 03.04.07 18:51

Der arme Mann hatte wahrscheinlich kaum Kontakte zu anderen Sammlern und so erklärte ihn niemand über die Fälschungen auf. Diese Kontakte mit anderen, versierten Sammlern scheint mir äusserst wichtig zu sein, viele Augen sehen mehr als zwei! Darum finde ich auch dieses Forum von grösster Wichtigkeit, auch für die fortgeschrittenen Sammler, man lernt nie aus. homer hat das ganz treffend geschrieben - so viel Münzen wie möglich anschauen und auch betasten, letzteres ist sehr wichtig zur Beurteilung.
Stimmt, Roland, man lernt nie aus, je mehr Stücke durch die Hände bzw. unter die Augen wandern desto besser für die Sachkenntnis und gute Kontakte zu Sammlerkollegen sind besonders wichtig. Zusätzlich ergeben sich durch das gemeinsame Interesse manchmal auch schöne Freundschaften.

Gruß Herfried

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Beitrag von gorostiza » Di 03.04.07 20:02

...und diese Freundschaften über alle Grenzen hinaus setzen dann unserer spannenden Passion die Krone auf!

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Beitrag von Dapsul » Do 05.04.07 17:48

Hier für Roland meine Paroreia-Bronze. Sehr schlechter Scan; die Patina ist sehr dunkel und die Vorderseite hat ein sehr hohes Relief, während die Rückseite von einem schon etwas flauen Stempel kommt. Insgesamt ist sie, das sieht man auf dem Bild kaum, nahezu prägefrisch.
Av. Kopf des Zeus; Rv. Adler, PAR-Monogramm. Wo genau die Paroreia lag, weiß man nicht; wahrscheinlich am Oberlauf des Strymon. Prägezeit wohl unter Philipp V. oder Perseus.

Frank
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Paroreia.jpg

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Beitrag von gorostiza » Fr 06.04.07 10:44

Danke fuer das Vorzeigen der Muenze. Ich bewege mich ja zur Zeit in historischer Substanz - herzliche Gruesse aus Rom
Roland

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 06.04.07 20:29

Rom --- Rom --- Rom --- irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Ich glaube, von der Stadt habe ich schon mal gehört. Wenn ich bloß wüßte, in welchem Zusammenhang?!?

Homer :drinking:
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Literatur zur Identifizierung/Erkennung von Fälschungen

Beitrag von SJJ » Di 10.04.07 13:07

Hallo,
ich bin neu hier und wollte die Experten um Tipps bitten:

Ich habe eine große Sammlung antiker griechischer und judäischer Münzen gekauft. Sie stammen aus Jordanien, Palästina etc.
Teilweise sind es Tetradrachmen, die auch im ebay angeboten werden (Athener Eule, Alexander d.G. etc.), es sind aber auch viele Münzen dabei, welche ich nirgendwo finden konnte.

Ich will nun einerseits gerne wissen, was ich da gekauft habe und ob der Kaufpreis realistisch war (er lag sehr hoch, die Münzen sollen nach Angaben des Verkäufers teilweise extrem selten sein).
Zweitens interessiert mich natürlich, ob die Münzen tatsächlich echt sind; was ich hier so gelesen habe, kann man nicht blind vertrauen.

Kann ich das alleine schaffen (bin bislang völlig ungebildet, was Münzen angeht, habe aber ausreichend Zeit und Ehrgeiz, mich da einzuarbeiten) und wenn ja, sollte ich die entsprechenden Fachbücher kaufen oder reichen auch Internet-Quellen?
Oder brauche ich Hilfe von Profis bzw. eine Expertise.
Was ratet Ihr mir?

Danke für Eure Hilfe,
viele Grüße
SJJ

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Beitrag von andi89 » Di 10.04.07 13:25

Hallo!

Wenn du Bilder der Münzen machst und diese hier im Forum einstellst(am besten in einen neuen Tread, sonst wirds zu unübersichtlich) wird man dir sicherlich was die Betsimmung angeht helfen können. Was nun die Echtkeit angeht, so kann man das oftmals nicht nur anhand der Bilder sagen, sondern man muss die Münzen dazu in Händen halten. Sollte es sich allerdings um bekannte oder schlecht gemachte Fälschungen handelt dann kann man das auch auf den Photos erkennen. Also einfach hier mal Bilder reinstellen.
Ob du dir Fachbücher zulegen solltest oder nicht hängt natürlich vor allem davon ab, wie intensiv du in Zukunft vorhast dich mit dem Thema zu beschäftigen. Inwieweit es zu den griechischen Münzen gute Internetquellen gibt kann ich dir nicht sagen. Bezüglich der Literatur solltest du aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass ein Buch zumeist nur ein recht kleines Gebiet vollständig abdecken kann, wenn überhaupt.

Ach ja, noch ein Herzliches Willkommen hier im Forum.

andi89
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n.......s
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Beitrag von n.......s » Di 10.04.07 14:06

...für eine erste Analyse wären Bilder sehr nützlich ...

SJJ
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Beitrag von SJJ » Di 10.04.07 16:54

Danke für die freundliche Begrüßung und die ersten Hilfsangebote.
Gerne stelle ich die Bilder hier ins Forum. Ich muß die Münzen allerdings erst sortieren (viele sind mehrfach in der Sammlung) und dann fotographieren (hab bislang darin keine Erfahrung, mal schauen, ob es was wird).
Gebt mir etwas Zeit, dann eröffne ich ein neues Thema mit den Fotos.
Bis dahin erst mal DANKE
Gruß SJJ

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