Mein einziger Grieche

Griechische Münzen des Altertums

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gromaru
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Mein einziger Grieche

Beitrag von gromaru » Mo 04.06.07 00:53

Ich sammel normalerweise nur moderne griechische Münzen, aber ich war natürlich mehr als glücklich, als mir meine Freundin diese Münze zum Geburtstag geschenkt hat. Es ging weniger um die Münze, viel mehr war es die Tatsache, dass sie an mein Hobby dachte. :)

Dennoch finde ich den kleinen Kerl hier ganz putzig. Es ist eine Münze aus Pamphylia, Side (Sideton) aus dem 1en Jhd. n. Chr. Sie wiegt 3,2 gm und hat einen dm von ca. 1,6 cm.

Naja, da es sich hier um meinen einzigen Griechen aus guten, alten Zeiten handelt, dachte ich, dass ich ihn auch mal zeigen könnte. :) Ich weiss ihr seid besseres gewohnt, aber ein Papa ist immer stolz auf sein Kind.

Noch eine Frage dazu. Haben diese kleinen Jungs überhaupt eine Denominationsbezeichnung?

Lange Rede, kurzer Sinn... Hier ist er.
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Sideton.jpg
Sideton, Athena mit kor. Helm

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Dapsul
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Beitrag von Dapsul » Mo 04.06.07 10:25

Das ist ein sehr hübsches Stück und Du kannst ruhig stolz auf Dein Kind sein. Zwar keine seltene Münze, aber recht gut erhalten und überhaupt ein schönes Motiv, zudem mit Gegenstempel, was mir immer gut gefällt. Für gewöhnlich datiert man sie allerdings ins 2./1. Jh. v. Chr., wobei ich das 2. vorziehen würde. Nominale griechischer Bronzen kennt man kaum.

Beste Grüße - Frank

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gromaru
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Beitrag von gromaru » Mo 04.06.07 10:30

Vor Christus ist natürlich korrekt. War ein Schreibfehler meinerseits. :) Danke Dir für deine netten Worte. Ich werde sie heute Abend ausrichten. Was mir an dem Teil sehr gut gefällt, ist diese dunkel grüne Patina. Als ich die Münze das erste Mal in die Hand nahm, hatte ich das Gefühl einen Kieselstein zu halten.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Di 05.06.07 01:02

Der Vergleich paßt gut. Das "Kieselsteingefühl" stellt sich aber nur bei sehr schönen, massiven und glatten Patinierungen ein. Deine Freundin hat da mit Liebe (nehm' ich doch mal an!) und Geschmack ausgewählt, das ist eine grundehrliche und sehr hübsche Münze. Schade ist natürlich, daß man bei den griechischen Bronzen nominalmäßig so im Dunklen tappt. Meist bleibt einem nicht viel mehr übrig, sie als Klein-, Mittel- oder Großbronzen zu bezeichnen, oder man sagt "AE16" (Ae für lat. Aes, Bronze) für "Bronzemünze, 16 mm groß". Nicht sehr befriedigend, ich weiß...

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gromaru
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Beitrag von gromaru » Di 05.06.07 10:36

Ich will auch hoffen, dass da Liebe im Spiel war. :) Beim Kauf hat sie, glaube ich, eher im Dunklen getappt. Umso mehr freut mich dann das Ergebnis.

Es ist tatsächlich nicht sehr befriedigend. Ich stelle mir gerne Münzen im Gebrauch vor. Wenn ich meine modernen Griechen in der Hand hab, weiss ich was sie in ihrer Zeit so ungefähr kaufen konnten. Bei manchen kann ich mich auch selber erinnern, dass ich damit z.B. Brot oder ein Eis gekauft habe.

Hat man dann so ein... anonymes Stück in der Hand, kann man sich nichts darunter vorstellen. "Ich hätte gern ein Fladenbrot. Hier hast du 3 von den kleinen Dingern hier". :)

Ich weiss... ich spinne.

Die Münze heisst bei mir auch A15 (Der Durchmesser beträgt doch eher 15mm als 16mm) seit gestern. :)

Die Patina ist tatsächlich sehr schön. Dunkel, wunderbar glatt.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Di 05.06.07 16:24

Nun, eine Drachme waren sechs Oboloi, und ein Obolos, wenn ich mich erinnere, acht Chalkoi (Bronzestücke). Natürlich gab es auch andere Einteilungen, z.B. war in Sizilien die Drachme in fünf Litren unterteilt. Auch gab es sicher einfache und mehrfache Chalkoi, ebenso wie Oboloi aus Bronze (auf einigen Exemplaren aus Metapont ist OBOLOS ausgeschrieben). Sicher wußten die Einwohner einer Stadt genau, was ein halber, ganzer, doppelter etc. Chalkus war. Nur wir tappen heute im Dunklen, da die alten Griechen uns so wenig Schriftliches über ihre Münzen hinterlassen haben, da sie es a) für völlig selbstverständlich hielten, daß jeder sich damit auskennt, und b) nicht damit rechneten, daß dies in 2000 Jahren noch oder wieder Leute interessieren würde. Wissen wir doch heute nicht einmal, wie die in Rom ab 200 nach Chr. neu eingeführten Münznominale hießen!

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Beitrag von Peter43 » Mi 06.06.07 23:42

Mir gefällt auf den Münzen aus Side immer der Granatapfel, das Symbol für Side, was auf pamphylisch eben Granatapfel heißen soll.
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Dapsul » Do 07.06.07 11:41

Wobei in Side kein Pamphylisch gesprochen wurde, sondern eine gänzlich eigene Sprache, das Sidetische,von dem wir einige Inschriften haben. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Sidetische_Sprache

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Beitrag von gromaru » Do 07.06.07 14:29

Wikipedia verwirrt mich. Auf Griechisch soll Side auch Granatapfel bedeutet haben (siehe Side Eintrag). Allerdings kenn ich für Granatapfel nur das Wort Roidion (für griechischschreibende Ροΐδιον). Grummel... Wäre dankbar für jede Information.

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Beitrag von Dapsul » Do 07.06.07 14:56

LSJ hat mehrere Belege für side/sida als Granatapfel. Häufiger war jedoch wohl die Bezeichnung rhoa, von der das Diminutiv rhoidion stammt sowie rhodhi, das im heutigen Griechisch den Granatapfel bezeichnet.

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Beitrag von helcaraxe » Do 07.06.07 14:59

Blöde Frage, aber Rhodos hat nichts mit der Bezeichnung zu tun, oder?
Viele Grüße
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Beitrag von Dapsul » Do 07.06.07 15:16

Keine blöde Frage. Rhodos kommt von agr. rhodon, heute rhodho, Rose. Bestimmt sind die Wörter verwandt. Ich bin zwar kein Altphilologe, aber man kann es sich ja gut vorstellen, zumal ein kleiner Granatapfel einer Rosenknospe durchaus ähnelt.

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Beitrag von gromaru » Do 07.06.07 15:25

Jo, Rodi ist auch die heutige Bezeichnung des Granatapfels. Als ich in Rodos war hat man mir allerdings erzählt, dass es auch eine andere Blume gibt, die Roda heisst und dass der Name eher diese Blume meint. Ich weiss allerdings nicht mehr was für eine Blume das war. Beschreiben könnte ich sie auch nicht mehr.

Unser Wort für die Rose hat sich allerdings leicht verändert. Wir sagen dazu nun eher Triantafillo. Also kann es sein, dass auch die Einheimischen leicht verwirrt sind, was den Ursprung des Namens betrifft.

@Dapsul

Danke für die Information zu Side. Wäre nicht das erste Mal, dass die Griechische Sprache sich ein Wort ausleiht. :)

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Beitrag von Homer J. Simpson » Do 07.06.07 15:32

Das ist ja nun eher komplizierter geworden, wenn man statt "Rose" jetzt "Dreißigblatt" sagt. Stellt Euch vor, Homér hätte die Morgenröte "triakontaphyllodáktylos Éos" genannt - hätte nicht halb so gut geklungen... :wink:

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Beitrag von helcaraxe » Do 07.06.07 15:34

Vielen Dank, Dapsul, eine biologische Verwandtschaft scheint aber zwischen Granatapfel und Rhododendron nicht vorzuliegen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Granatapfel

http://de.wikipedia.org/wiki/Rhododendron
Viele Grüße
helcaraxe
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