Häufung von Jahrgängen ?

Deutschland vor 1871
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Häufung von Jahrgängen ?

Beitrag von Chirurg » Mo 22.03.10 23:50

Liebe Münzfreunde,

ich sammle nun schon seit geraumer Zeit Münzen aus Altdeutschland.
Mir ist dabei schon häufiger aufgefallen, dass bei meinen Münzen die Jahrgänge 1764/1765 besonders häufig vorkommen.
Besonders trifft das auf Münzen aus Sachsen, Preussen, Nürnberg und Stolberg zu, aber auch von anderen Fürstentümern.
Wurden in diesen Jahren besonders viele Münzen geprägt oder sind sie nur durch geschichtliche Zusammenhänge besonders häufig erhalten geblieben (z.B. weil sie nicht eingezogen wurden) ?
Hat schon mal jemand anderes diese Häufung beobachtet ?

Für Hinweise und Aufklärung bin ich dankbar !

Chirurg

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KarlAntonMartini
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Re: Häufung von Jahrgängen ?

Beitrag von KarlAntonMartini » Di 23.03.10 08:32

Zu den von dir genannten Jahrgängen würde ich spontan vermuten, daß kurz nach Ende des Siebenjährigen Krieges (1763) währenddessen v.a. die Preußen massenhaft untergewichtiges Geld in Umlauf gesetzt hatten, der Geldumlauf wieder stabilisiert werden mußte. Aber Genaueres müßte ich erst nachsehen. Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Häufung von Jahrgängen ?

Beitrag von kopfstück » Mi 24.03.10 08:51

Hallo,

Gegen Ende des 7. jährigen Krieges wurden die minderwertigen Kriegssechstel in Massen eingezogen und in Konventionsmünzen wieder in den Geldverkehr gebracht. Daher eine Häufung der Jahreszahlen 1764/1765.
Diese Phänomen gibt es auch im Erzbistum Trier und im Herzogtum Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken (beide große Kriegssechstel Produzenten).
In Österreich tritt noch eine weitere Variante hinzu: Dort starb 1765 Kaiser Franz I. Die neuen Münzbilder von Maria Theresia mit Witwenschleier wurden in der Levante nicht angenommen und es wurde mit der alten Jahreszahl und dem alten Münzbild weitergeprägt bis man sich auch in der Levante an die neue Situation, sprich das neue Aussehen der Münzbilder gewöhnt hatte.

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Re: Häufung von Jahrgängen ?

Beitrag von Chirurg » Mi 24.03.10 23:22

Liebe Münzfreunde,

vielen Dank für diese interessanten Informationen - ich merke mal wieder, dass ich noch viel Aufholbedarf in Sachen (Münz-)Geschichte habe.
Besonders auffällig ist diese Häufung ja bei den 1/24 Talern aus Sachsen. In den Jahrgängen 1763/1764 wurden die Münzen ja auch in vielen verschiedenen Versionen und von verschiedenen Münzmeistern (EDC, FWoF, IFoF) geprägt. Gab es so viele verschiedene Münzprägestätten allein in Sachsen ?

LG Chirurg

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Re: Häufung von Jahrgängen ?

Beitrag von Gerhard Schön » Mi 24.03.10 23:43

Chirurg hat geschrieben:Besonders auffällig ist diese Häufung ja bei den 1/24 Talern aus Sachsen. In den Jahrgängen 1763/1764 wurden die Münzen ja auch in vielen verschiedenen Versionen und von verschiedenen Münzmeistern (EDC, FWoF, IFoF) geprägt. Gab es so viele verschiedene Münzprägestätten allein in Sachsen?
In diesem Zeitraum gab es in Kursachsen nur die zwei Münzstätten Dresden und Leipzig. Beide hatten unter preußischer Besetzung ab 1757 unterwertiges Geld produzieren müssen (Münzmeister waren Johann David Billert in Dresden und Heinrich Christoph Rudolf Friese in Leipzig). Davor und danach war Friedrich Wilhelm O'Feral in Dresden als Münzmeister tätig. Ernst Dietrich Croll wechselte 1764 als Münzmeister von Leipzig nach Dresden, und nach der kurzen Amtszeit von Johann Friedrich O'Feral als Münzmeister in Leipzig wurde die dortige Münzstätte 1765 geschlossen. Die durch die Einführung des Konventionsfußes 1763 in Sachsen erforderliche Neuprägung aller Silbersorten war weitgehend abgeschlossen, den weiteren Geldbedarf konnte die nächsten Jahrzehnte hindurch die Münzstätte Dresden nun wieder alleine decken. Erst 1803 ging in Grünthal wieder eine zusätzliche kursächsische Münzstätte in Betrieb.
Gruß,
gs
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